• 12.09.2010 10:25

  • von Pete Fink

Die zwölf Titelkandidaten der NASCAR

Von Denny Hamlin bis Clint Bowyer: Welcher der Chase-Teilnehmer könnte in wenigen Wochen Dauerchampion Jimmie Johnson entthronen?

(Motorsport-Total.com) - Die erste große Vorentscheidung ist gefallen: Nach 26 Qualifikationsrennen haben zwölf Sprint-Cup-Piloten den NASCAR-Chase erreicht. Der Titel 2010 wird unter diesen zwölf Kontrahenten ausgefahren. Wer sind die Favoriten? Wer ist nur ein Mitläufer? Und wer hat wirklich eine Chance auf die Meisterschaft?

Titel-Bild zur News: Greg Biffle, Kyle Busch, Jeff Gordon, Jimmie Johnson, Denny Hamlin, Tony Stewart, Kurt Busch, Clint Bowyer, Kevin Harvick, Jeff Burton, Matt Kenseth, Carl Edwards

Gestatten? Einer dieser zwölf Herren ist der neue NASCAR-Champion 2010...

Denny Hamlin (Gibbs-Toyota; sechs Saisonsiege; 5.060 Punkte): Ein Kreuzbandriss im Januar schien den 29-Jährigen frühzeitig aller Chancen beraubt zu haben, nachdem er Ende 2009 noch vollmundig einen Angriff auf Dauerchampion Jimmie Johnson angekündigt hatte. Doch direkt nach der Operation im März 2010 kam Hamlin zurück - und begann prompt eine kleine Siegesserie.#w1#

Aber wie immer im Team mit der Startnummer elf ging es jedoch auch 2010 auf und ab, was die Punktetabelle vor Richmond unter Beweis stellt: Trotz fünf Saisonsiegen war Hamlin nur Gesamtzehnter. Pünktlich zu den Playoffs nun der Turnaround. Der Mann aus Virginia ist tatsächlich einer der Geheimfavoriten und das weiß nicht nur Jimmie Johnson.

Jimmie Johnson (Hendrick-Chevrolet; fünf Saisonsiege; 5.050 Punkte): Unglaublich aber wahr: Nur Jimmie Johnson fuhr für das Dream-Team von Hendrick Motorsports in dieser Saison bislang in die Victory Lane. Dafür aber gleich fünfmal. Es ist absolut selbsterklärend, dass der vierfache Serienchampion im Chase nie abgeschrieben werden darf. So auch 2010.

Kämpft Harvick um den Titel mit?

Jeff Burton Clint Bowyer Kevin Harvick Childress

Starkes Childress-Trio: Jeff Burton Clint Bowyer und Kevin Harvick Zoom

Aber: So dominant wie in den vergangenen Jahren zeigt sich das Hendrick-Team bei weitem nicht. Im Fall Johnson kommt noch hinzu, dass der Kalifornier im Sommer zum ersten Mal Vater wurde. Vielleicht eine zu große Ablenkung privater Natur? Doch klar ist: Die Startnummer 48 war in den vergangenen Jahren in den Playoffs das beste Sprint-Cup-Team. Dies gilt auch 2010 solange, bis ein Konkurrent das Gegenteil beweisen kann.

Kevin Harvick (Childress-Chervolet; drei Saisonsiege; 5.030 Punkte): Kevin Harvick ist in dieser Saison die eindeutige Speerspitze bei Richard Childress Racing. Generell erlebt RCR einen echten Turnaround, denn im Vorjahr kam kein Team in den Chase. 2010 ist man komplett verteten und vor allem der Kalifornier ist dabei ein Musterbeispiel an Konstanz.

17 Mal in 26 Rennen fuhr Harvick in die Top 10 - so gewinnt man Meisterschaften. Vor allem auf den Superspeedways ist die Startnummer 29 zudem ein permanenter Siegkandidat. Und mit Fontana und Talladega stehen zwei dieser Superspeedways im Chase-Kalender. Harvick befindet sich also in Schlagdistanz zu seinem ersten Sprint-Cup-Titel.

Kyle Busch (Gibbs-Toyota; drei Saisonsiege; 5.030 Punkte): Kyle Busch polarisiert die NASCAR-Massen: Man hasst ihn oder man liebt ihn. Das wird sich auch im Chase 2010 nicht ändern, den der 25-Jährige locker erreicht hat. Und genau wegen seiner kompromisslosen Fahrweise ist der Gibbs-Toyota mit der Startnummer 18 auch extrem schwer einzuschätzen.

Kyle Busch: Hopp oder Topp?

Kurt Busch, Kyle Busch, Las Vegas, Las Vegas Motor Speedway

Kyle und Kurt Busch: Zwei Brüder stehen im NASCAR-Chase 2010 Zoom

Soll heißen: Kyle Busch kann ohne weiteres alle zehn Chase-Rennen gewinnen, er kann aber auch zehnmal in Runde eins der Streckenbegrenzung landen. Hat der Mann aus Las Vegas sein Temperament im Griff, dann ist er nur ganz schwer zu bezwingen. Und genau das macht ihn im Titelkampf so gefährlich.

Kurt Busch (Penske-Dodge; zwei Saisonsiege; 5.020 Punkte): Der ältere Busch-Bruder weiß seit 2004, wie man einen NASCAR-Titel holt. 2010 zeigte Kurt Busch vor allem auf den 1,5 Meilenovalen auf, von denen mit Kansas, Charlotte, Texas und Homestead gleich vier Strecken im Chase warten.

Aber: Er ist gleichzeitig auch ein absoluter Einzelkämpfer. Der einzige Penske-Pilot in den Playoffs und der einzige Fahrer mit Dodge-Power. Kurt Busch wird es also ganz schwer haben, völlig auf sich alleine gestellt wirklich um den Titel mitfahren zu können.

Tony Stewart (Stewart/Haas-Chevrolet; ein Saisonsieg; 5.010 Punkte): Vor dem vergangenen Wochenende in Atlanta hatte Tony Stewart niemand auf der Rechnung. Dann kam der erste Saisonsieg. Ist "Smoke" rechtzeitig zum Chase wieder da? Vielleicht, denn der Trend geht klar aufwärts.

Platzt bei Jeff Gordon noch der Knoten?

Jimmie Johnson

Hendrick-Duo: Jimmie Johnson und Jeff Gordon sind immer zu beachten Zoom

Nach Darlington im Mai lag Stewart in der Gesamtwertung nur auf Rang 18. Dann folgte sein typischer Sommer-Lauf, der ihn am Ende souverän in die Playoffs brachte. Unter dieser Prämisse stellt sich die simple Frage: Wie lange dauert der Stewart-Sommer in dieser Saison?

Greg Biffle (Roush-Ford; ein Saisonsieg; 5.010 Punkte): Greg Biffle hat in dieser Saison beim zweiten Pocono-Rennen den einzigen Ford-Erfolg 2010 verbuchen können. Damals lag Teamchef Jack Roush nach seinem Flugzeugabsturz noch im Krankenhaus. Biffle bereitete ihm das wohl schönste Genesungsgeschenk.

Zudem befand sich der 40-Jährige in allen 26 Qualifikationsrennen in der Punktewertung unter den Top 12. Biffle ist in der Saison 2010 also ein wahres Musterbeispiel an Konstanz, obwohl der ganz große Wurf in diesem Jahr nicht realistisch erscheint.

Jeff Gordon (Hendrick-Chevrolet; kein Saisonsieg; 5.000 Punkte): Die Jeff Gordon-Story ist seit drei Jahren immer die Gleiche: Der Hendrick-Chevrolet mit der Startnummer 24 fährt vorne mit, aber was fehlt, ist der Sieg. Ein einziger Erfolg in drei NASCAR-Jahren unterstreicht das Problem eindrucksvoll.

Carl Edwards und die Durststrecke

Greg Biffle, Matt Kenseth, Carl Edwards

Das Ford-Trio im Chase: Matt Kenseth, Carl Edwards und Greg Biffle Zoom

Sein letzter Titel stammt aus der Saison 2001. Viele Beobachter schreiben den 39-Jährigen bereits in die Frührente. Solange Jeff Gordon diesen sieglosen Knoten nicht lösen kann, wird es schwer für den vierfachen NASCAR-Champion. Die Frage lautet jedoch: Was passiert, falls der Knoten doch platzt und Gordon plötzlich kommende Woche in Loudon gewinnt?

Carl Edwards (Roush-Ford; kein Saisonsieg; 5.000 Punkte): Als Edwards in der Saison 2008 nicht weniger als neun Saisonrennen gewann und Jimmie Johnson bis zum Schluss ein heißes Duell lieferte, waren fast alle Szenebeobachter der Meinung, dass er der große Ford-Konkurrent der kommenden Jahre sein werde. Doch in der NASCAR geht es ab und zu ganz schnell.

Seit nunmehr 62 Rennen wartet Edwards seit 2008 auf einen Sieg und daran hat sich auch 2010 nichts geändert. Trotzdem steht er zum vierten Mal in Folge in den Playoffs, aber ob sich ausgerechnet der Mann aus Missouri zum großen Herausforderer aufschwingen kann, darf getrost bezweifelt werden.

Jeff Burton (Childress-Chevrolet; kein Saisonsieg; 5.000 Punkte): Mit seinen mittlerweile 43 Jahren genießt der besonnene Jeff Burton in der NASCAR-Garage einen extrem guten Ruf. So gut, dass er inoffiziell als der "Bürgermeister der NASCAR" bezeichnet wird. Auch seine Leistungen sind ruhig und konstant, weshalb er auch erneut den Cut in die Playoffs geschafft hat.

Kenseth schleicht wieder

Denny Hamlin

Denny Hamlin ist mit 5.060 Punkten der aktuelle Tabellenleader Zoom

Doch klar ist auch, dass Burton nicht zu den Kandidaten gezählt werden kann, die ein Wörtchen um den Titel mitsprechen werden. Dazu ist ein zweiter und ein dritter Platz einfach zu wenig. Burton ist immer ein Kandidat für hintere Top-10-Platzierungen, aber wenn die Luft ganz vorne immer dünner wird, dann hat sein Childress-Chevy ganz einfach das Nachsehen.

Matt Kenseth (Roush-Ford; kein Saisonsieg; 5.000 Punkte): In der Saison 2003 schlich sich Matt Kenseth zum Titel, indem er ein einziges Rennen gewann. Er ist in der NASCAR der "Mr. Konstant" und genau dies stellte er auch 2010 wieder unter Beweis: Nur 35 Führungsrunden in 26 Rennen reichten ihm für die Chase-Qualifikation.

Ein geradezu typischer Kenseth-Saisonverlauf: Jedes einzelne Rennen im Ziel, kein Meisterschaftspunkt auf überflüssige Art und Weise verloren. Aber kann das zum Titel reichen? Die Vorhersage ist eher negativ, denn ohne Rennsiege ist im Chase einfach kein Meisterschaftskraut gewachsen.

Clint Bowyer (Childress-Chevrolet; kein Saisonsieg; 5.000 Punkte): Clint Bowyer hat eine hochinteressante Sprint-Cup-Statistik vorzuweisen: Er gewann in seiner Karriere bisher lediglich zwei Rennen, stand aber dreimal im Chase! Zudem scheint sich Bowyer 2010 auf Platz vier eingeschossen zu haben, denn viermal Position vier sind in diesem Jahr seine besten Einzelergebnisse.

Obwohl der Country Boy aus Kansas von sich selbst sagt, dass die Chase-Strecken ihm entgegenkommen würden, dürfte auch Bowyer kein echter Titelkandidat sein. Im starken Childress-Team gibt es 2010 nur einen Piloten, der in der Liga von Johnson und Co. mitspielen kann und das ist Kevin Harvick.