Das große Interview mit Jeff Gordon
Jeff Gordon ist überzeugt, dass das teaminterne Meisterschaftsduell gegen Jimmie Johnson die Freundschaft der beiden nicht beeinflussen wird
(Motorsport-Total.com) - Frage: "Jeff, du führst in der Gesamtwertung. Wie viele Punkte darf man noch Rückstand haben, um noch im Titelrennen zu sein, und wie viele darf man nach dem Rennen haben?"
Jeff Gordon: "Was auch immer die Mathematik sagt, die Frage lässt sich im Moment nicht beantworten, sorry. Alles ist möglich, denn wenn man einen Crash hat, einen Motorschaden oder einen Reifenplatzer, ist alles wieder anders. Wenn ihr sicherstellen könnt, dass diese Dinge nicht passieren, dann kann ich eine Zahl nennen, sonst nicht."

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Jeff Gordon hat erstklassige Chancen, 2007 einen weiteren Titel zu holen
"Jeder, der mathematische Chancen hat, hat auch reelle. Jimmie (Johnson; Anm. d. Red.) holte im Vorjahr um die 200 Punkte auf, obwohl er fünf Rennen hintereinander nicht gewann. Also: Kann man das aufholen? Zum Teufel, ja! Wer 220 Punkte hinten ist, der wird es schon schwer haben."#w1#
Gordon hat Stewart auf der Rechnung
Frage: "Wie stehen Tony Stewarts Chancen, euch beide einzuholen?"
Gordon: "Er ist der Gefährlichste von allen da draußen. Er kann das. Tony ist so gut auf vielen Strecken und sein Team ist eines der besten. Die können auch ohne Probleme unsererseits ein Comeback schaffen. Alle anderen müssen wohl hoffen, dass wir ein Problem haben."
Frage: Ist es ein zweischneidiges Schwert, gegen Jimmie Johnson fahren zu müssen?"
Gordon: "Natürlich ist das etwas Besonderes, aber mir ist lieber, ich kämpfe gegen ihn als gegen einen anderen Rivalen, denn wir kennen einander sehr gut. Wenn einer stark ist und der andere nicht, dann tauschen wir uns aus. Ich möchte, dass dieser Titel an Hendrick Motorsports geht, und wenn schon nicht an mich, dann wenigstens an einen Teamkollegen. Ich hoffe, dass es auf einen Showdown zwischen der 24 und der 48 kommt, denn unser Team verdient es. Und Jimmie hat mich seit er zu Hendrick kam immer gepusht und mich zu einem besseren Fahrer werden lassen. Es wäre natürlich hart, gegen ihn zu fahren, aber es wäre ein Problem, mit dem ich gerne leben würde."
Frage: "Was kannst du aus deinen Titelkampferfahrungen mit Terry Labonte 1996 mitnehmen?"
Gordon: "Was ich aus meinem damaligen Duell mit Terry Labonte mitnehmen kann ist, wie wir damals mit unserer Freundschaft umgingen. Terry und ich hatten nicht einmal in all den Jahren, in denen wir zusammen fuhren, einen bösen Zwischenfall. Natürlich gab es in Daytona oder Talladega Diskussionen, aber wir hatten nie wirklich Streit. Wir gingen raus, fuhren gegeneinander so gut es ging, bekamen unsere Punkte und schauten auf die Meisterschaftsergebnisse. Damals war seine Crew besser als meine."
"Okay, diesmal versuche ich das besser zu machen, aber ich würde es nie außerhalb der Rennstrecke Auswirkungen haben lassen. Wenn ihr wirklich wissen wollt, wie dieses Duell ist, dann müsst Ihr die Jungs im Shop fragen, die die nebeneinander an den Hendrick-Motorsports-Wagen arbeiten. Wir gewannen damals, 1995, Terry 1996 und wir wieder 97 und 98. Der interne Wettbewerb macht dich nur besser."
Keine Spannungen mit Johnson
Frage: "Wie verträgt sich das Duell mit Jimmie Johnson mit eurer Freundschaft?"
Gordon: "Wenn die Saison so weitergeht, dann wird das eine ganz enge Kiste und auch unsere Freundschaft auf die Probe stellen. Wir wollen beide so sehr gewinnen - und ich kenne Jimmie gut genug, um zu wissen, dass ihm Freundschaft ebenso wichtig ist wie mir. Aber wir sind beide Rennfahrer und wollen den Titel. Eine freundschaftliche Rivalität ist gut und okay. Ich war nicht glücklich, dass ich in Martinsville nicht gewonnen habe, weil ich dachte, das bessere Auto zu haben. Es war nicht glücklich, weil er mich geschlagen hat. Ihm ging es in Talladega sicher ähnlich."
Frage: "Wie befreiend war es, in Talladega mit dem neuen CoT-Rennwagen zu gewinnen?"
Gordon: "Ehrlich gesagt dachte ich, dass Talladega meinem Fahrstil nicht entsprechen würde. Ich war auch etwas unruhig über den neuen Wagen, denn ich wusste nicht genau, welche Strategie ich anwenden sollte. Gerade in Talladega ist die Position alles, und wir kamen dort zum richtigen Zeitpunkt in die richtige Position. Es war ein sehr befriedigender Sieg aus vielerlei Gründen. Daher war es wohl einer meiner bedeutendsten Siege. Über Jahre wurde ich immer wieder gefragt, welcher Sieg der bedeutendste wäre, und ich kam immer wieder auf mein erstes Brickyard 400. Aber nun habe ich eine Option."
Frage: "Hast du eine Idee, was NASCAR tun wird, um das CoT für das Daytona 500 besser zu machen?"
Gordon: "Ich habe das seit Jahren gesagt und ich denke, wir haben NASCAR endgültig überzeugt, dass Daytona und Talladega wie Bristol und Martinsville behandelt werden sollten. Sie sind nicht dieselben Strecken, auch wenn sie einander sehr ähnlich sind. Ich denke, was wir in Talladega hatten, war okay und wird auch in Daytona funktionieren. Goodyear hat hart an den Reifenmischungen gearbeitet und sollte etwas mehr gelobt werden. Aber für Talladega muss man sich noch ein wenig mehr überlegen. Einer meiner Vorschläge wäre, die Heckflügelflappe zu überarbeiten und kleiner zu machen oder überhaupt wegzulassen."
Frage: "Du hattest hier in den letzten fünf Rennen vier Unfälle und einen Motorschaden. Was wird es diesmal?"
Gordon: "Wie immer: Rausgehen, das Beste geben und sehen, was am Ende rauskommt! Im Mai hatten wir hier einen unglaublich guten Wagen, aber im Qualifying waren wir nirgendwo. Das Qualifying wird also sehr wichtig. Im Rennen war ich nicht geduldig genug. Manchmal kann man nichts anders machen, wenn man in einen Crash verwickelt wird oder einen Motorschaden hat. Aber man sollte immer danach trachten, es besser zu machen."
Gordon vom CoT nicht begeistert
Frage: "Denkst du, das CoT wäre auch auf Strecken wie Michigan oder Charlotte einsetzbar?"
Gordon: "Können wir zur nächsten Frage übergehen (lacht; Anm. d. Red.)? Es ist kein Geheimnis, dass ich kein Fan des neuen Wagens bin. Ich denke, er wurde für Daytona und Talladega gebaut. Ich bekomme von diesen Diskussionen nur Kopfweh. Man kann den Wagen ein wenig ändern, aber NASCAR ist offen genug, um Vorschläge zu überdenken und anzunehmen."
Frage: "Wenn du an eine Strecke kommst, wo es für dich nie so lief, aber für deinen Teamkollegen schon, wünschst du dir da keinen Schicksalsumschwung?"
Gordon: "Nein, nicht im geringsten. Ich würde niemals jemandem etwas Schlechtes wünschen. Wenn wir die Meisterschaft beherrschen und dass Momentum aus Talladega mitnehmen wollen, müssen wir einfach vor den Gegnern landen. Wenn wir das tun, werden wir am Ende auch vorne sein. Ich würde lieber ausscheiden als jemandem etwas Schlechtes zu wünschen. Außerdem brauchen wir so etwas nicht. Wir können auch so gewinnen."
Frage: "Abschließend, wie lief die Jeff-Gordon-Foundation-Veranstaltung?"
Gordon: "Das ist eines meiner Highlights jedes Jahr. Wir machen einen Go-Kart-Event und dann haben wir ein gemeinsames Dinner und alles geht in das Hendrick-Marrow-Programm. Wir hatten viel Spaß und bekamen 330.000 US-Dollar zusammen. Wir werden das wieder machen und das Ganze wird größer und größer."

