Darlington: Dritter Saisonsieg für Kenseth

Matt Kenseth (Gibbs-Toyota) gewinnt das Southern 500 - Teamkollege Denny Hamlin meldet sich mit Platz zwei zurück - Doppeltes Jubiläum für Jeff Gordon

(Motorsport-Total.com) - Ohne seinen angestammten Crewchief Jason Ratcliff, der in Folge des Regelvorstoßes beim STP 400 auf dem Kansas Speedway für einen Rennen gesperrt wurde, dafür aber mit seinem in dieser Saison schon mehrfach gezeigten Speed holte sich Matt Kenseth in der Nacht von Samstag auf Sonntag den Sieg beim Southern 500 in Darlington. Für den Neuzugang im Team von Joe Gibbs ist es bereits der dritte Saisonsieg.

Titel-Bild zur News: Matt Kenseth

Matt Kenseth kann auch ohne Crewchief Jason Ratcliff gewinnen Zoom

Nachdem Kenseth am vergangenen Wochenende in Talladega nach 142 Führungsrunden nur auf Platz acht ins Ziel gekommen war, reichten ihm diesmal ganze 17 Umläufe auf Platz eins zum Sieg. "Ich habe immer davon geträumt, das Southern 500 einmal zu gewinnen. Dieser Sieg ist wirklich etwas Besonderes für mich", freute sich Kenseth in der Victory Lane des traditionsreichen Darlington-Ovals in South Carolina. Auf dem Weg zum Triumph war dem von Interims-Crewchief Wally Brown durch das Rennen geführten Gibbs-Piloten auch das Glück hold: Beim dritten Green-Flag-Stop hätte Kenseth nach einem Verbremser eingangs der Boxengasse um ein Haar den Beginn der Boxenmauer getroffen.

Kenseths Teamkollege Denny Hamlin beendete sein erstes komplettes Rennen nach überstandener Verletzungspause auf einem starken zweiten Platz und bescherte "Coach" Joe Gibbs damit einen Tag nach dem Dreifachtriumph im Nationwide-Rennen einen Doppelsieg. Hamlins zweiter Rang war jedoch hart erkämpft. "Mann, bin ich müde, richtig ausgelaugt. Es war ein hartes und kräftezehrendes Rennen", befand der Vize-Champion des Jahres 2010, der aufgrund seines Fontana-Unfalls vier Rennen verpasst und sein Cockpit am vergangenen Wochenende in Talladega frühzeitig für Brian Vickers geräumt hatte. Dank Platz zwei wird Hamlin in der Fahrerwertung bereits wieder auf Rang 27 geführt.

Harter Zweikampf zwischen Kyle Busch und Kasey Kahne

Der dritte Gibbs-Toyota-Pilot, Kyle Busch, hätte sich angesichts seiner abgelieferten Leistung ebenfalls mindestens über eine Top-3-Platzierung freuen müssen. Stattdessen stand für den zweifachen Saisonsieger, der tags zuvor das Nationwide-Rennen gewonnen hatte, diesmal nur Platz sechs zu Buche - und das, nachdem er 265 der 367 Runden auf Platz eins verbracht hatte. Was war passiert? Beim vorletzten Restart 35 Runden vor Schluss sah er sich als Spitzenreiter der Angriffe von Kasey Kahne ausgesetzt. Der Hendrick-Pilot schien sich im eine Runde dauernden, beinharten Duell bereits durchgesetzt zu haben, doch bei der nächsten Einfahrt in Turn 1 rutschte er mit dem Heck voran in die Mauer.


Kyle Busch vs. Kasey Kahne

"Wir haben hart gegeneinander gekämpft. Vor Turn 3 lag ich vorn und hatte die Innenbahn", analysierte Kahne, der sich nach einem Crossover-Move von Kyle Busch bei der Anfahrt zu Turn 1 dann auf der Außenbahn befand. "Bevor ich mich versah, drehte ich mich schon weg. Ich weiß nicht, ob er mich berührt hat oder mir einfach nur die Luft genommen hat", so Kahne, für den nicht mehr als Platz 17 zu holen war.

Kyle Busch erging es nicht viel besser. Zwar konnte der Gibbs-Pilot seine Führung beim finalen Restart zunächst verteidigen, doch Teamkollege Kenseth kam von hinten mit Riesenschritten näher und nahm Busch 13 Umläufe vor Schluss Platz eins ab, nachdem sich dieser im Zweikampf zunächst noch eine Runde lang zur Wehr gesetzt hatte.

Doppeltes Jubiläum für Jeff Gordon

Jeff Gordon, Marcos Ambrose

Jeff Gordon (3.) fuhr beim 700. Sprint-Cup-Start zum 300. Mal in die Top 5 Zoom

In den letzten Runden wurde Kyle Busch schließlich noch vom Hendrick-Duo Jeff Gordon und Jimmie Johnson sowie Kevin Harvick im Childress-Chevrolet kassiert und beendete das über weite Strecken der Distanz angeführte Rennen auf einem enttäuschenden sechsten Platz. In den Schlussrunden waren dem Gibbs-Piloten die Hände gebunden. Crewchief Dave Rogers bestätigte nach der Zieldurchfahrt, dass sich Busch hinten rechts einen schleichenden Plattfuß eingefangen hatte.

So kam Jeff Gordon bei seinem 700. Sprint-Cup-Start als Dritter ins Ziel. Im Zuge des dritten Durchgangs Boxenstopps unter Grüner Flagge (Runde 185) hatte Gordon kurzzeitig die Führung übernommen, musste nach 16 auf Platz eins verbrachten Runden aber den Gibbs-Toyota von Kyle Busch wieder ziehen lassen und fand anschließend nicht mehr den Weg bis ganz nach vorn.

"Alles, was wir brauchten, war Track-Position. Diese hatten wir am Schluss, als unser Auto am besten war, leider nicht. Platz drei ist so gesehen das Beste, was möglich war", kommentierte Jeff Gordon, für den es noch ein zweites Jubiläum zu feiern gab: Im 700. Sprint-Cup-Rennen seiner Karriere holte sich der vierfache NASCAR-Champion seine 300. Top-5-Platzierung ab.


Fotos: NASCAR in Darlington


Die Anfangsphase des Southern 500 verlief für Darlington-Verhältnisse ungewöhnlich ruhig. Polesetter Kurt Busch (Furniture-Row-Chevrolet) führte vom Start weg vor Bruder Kyle Busch. Als es in Runde 124 die erste von insgesamt fünf Gelbphasen gab, war es der jüngere der beiden Busch-Brothers, der vor Matt Kenseth und Kasey Kahne in Führung lag. Unterdessen hatte sich das Handling des Furniture-Row-Chevys von Kurt Busch sichtbar verschlechtert und der NASCAR-Champion des Jahres 2004 hatte Mühe, sich in den Top 10 zu halten. Unterm Strich stand für den Überraschungs-Polesetter Rang 14 zu Buche.

Der neben Kurt Busch aus Reihe eins gestartete Vorjahressieger Jimmie Johnson hielt mit der Pace der Spitze deutlich besser mit. Über weite Strecken der zweiten Rennhälfte war er dem Gibbs-Toyota von Kyle Busch wie ein Schatten gefolgt, fand aber keinen Weg vorbei. Die Tatsache, dass Johnson nach 367 Runden eine Top-3-Platzierung verpasste, lag in einem missglückten letzten Boxenstopp 40 Runden vor Schluss begründet. Auf Platz acht reihte sich der Hendrick-Pilot wieder ein, nachdem es beim Service am linken Hinterrad Probleme gegeben hatte. In den Schlussrunden kämpfte er sich immerhin noch bis auf Platz vier nach vorn und baute damit seine ohnehin schon komfortable Führung in der Punktetabelle weiter aus.

Montoya erneut in den Top 10 - Keselowski im Pech

Childress-Speerspitze Kevin Harvick machte die Top 5 komplett. Hinter Pechvogel Kyle Busch reihten sich Carl Edwards (Roush-Ford; 7.) und Juan Pablo Montoya (8.) ein. Der Kolumbianer in Diensten von Earnhardt/Ganassi Racing fuhr damit nach seinem vierten Platz vor zwei Wochen in Richmond zum zweiten Mal in dieser Saison in die Top 10 und bestätigte seinen jüngsten Aufwärtstrend nachhaltig. In der Gesamtwertung kletterte Montoya drei Ränge auf die 22 nach oben. Teamkollege Jamie McMurray musste sich diesmal mit Platz 16 begnügen. Die Top 10 wurden von Dale Earnhardt Jr. (Hendrick-Chevrolet) und Ryan Newman (Stewart/Haas-Chevrolet) komplettiert, die beide unauffällig agierten.

Brad Keselowski

Der Penske-Ford von Brad Keselowski, nachdem er Casey Mears getroffen hat Zoom

Auch Newmans Boss, Ex-Champion Tony Stewart, lag in einem seiner besten Rennen der bisherigen Saison lange Zeit auf Kurs zu einer Top-10-Platzierung, holte sich jedoch einen der berühmten Darlington-Stripes und lief schließlich auf Platz 15 ein. Danica Patrick im dritten Stewart/Haas-Chevy beendete das Rennen mit fünf Runden Rückstand auf die Spitze auf Rang 28. Damit lag die Ex-IndyCar-Pilotin noch vier Plätze vor dem amtierenden NASCAR-Champion Brad Keselowski, der genau wie Sieger Matt Kenseth und Penske-Teamkollege Joey Logano (22.) in Darlington ohne seinen angestammten Crewchief auskommen musste.

Der Grund für Keselowskis enttäuschenden 32. Rang war allerdings nicht das Fehlen von Paul Wolfe, sondern die Tatsache, dass er 56 Runden vor Schluss unschuldig mit ins Verderbern gerissen wurde als es zwischen Kurt Busch, Paul Menard und Casey Mears zu eng wurde. Keselowski konnte nicht mehr ausweichen und beschädigte sich die Front seines Penske-Ford nachhaltig. Mears bezahlte das Manöver mit einem Abflug in die Boxenmauer und wurde als 37. gewertet.

Weiter geht es am kommenden Wochenende mit dem nicht zur Meisterschaft zählenden Allstar-Race auf dem direkt vor der Haustür der meisten NASCAR-Teams gelegenen Charlotte Motor Speedway.