• 10.02.2008 01:56

  • von Stefan Hausmann

Countdown to Daytona: Tony Stewart und Joe Gibbs

Am 17. Februar 2008 beginnt die neue NASCAR-Saison - 'Motorsport-Total.com' stellt die wichtigsten Fahrer und Teams für 2008 vor

(Motorsport-Total.com) - In genau sieben Tagen startet die NASCAR, die populärste Motorsportserie Nordamerikas, in ihre neue Saison - und gleich zum Auftakt gibt es in den USA allen Grund zum Feiern. Denn die NASCAR-Saison 2008 beginnt mit einem wahren Paukenschlag, dem "Great American Race", den Daytona 500 am 17. Februar 2008.

Titel-Bild zur News: Tony Stewart

Kann Tony Stewart in der neuen Saison auch für Toyota jubeln?

Doch nicht nur das: Es ist eine Jubiläumsausgabe, denn das Daytona 500 anno 2008 findet an diesem Tag zum insgesamt 50. Mal statt - Grund genug, damit 'Motorsport-Total.com' bis zum 17. Februar 2008 an jedem Tag ein anderes Team der Saison 2008 vorstellen kann. Heute Tony Stewart und Joe Gibbs Racing, die mit neuem Motor einem spannenden Jahr 2008 entgegenfahren.#w1#

'Motorsport-Total.com' konnte in seiner "Who is Who"-Reihe bereits Tony Stewart, den Charakter aus Indiana, eingehend vorstellen. Eine genauere Betrachtung gilt daher heute der neuen Situation bei Joe Gibbs Racing mit Toyota und der Fahrerkonstellation.

Fans und Freunde der NASCAR waren selten so gespaltener Meinung wie vor der Saison 2007. Mit Toyota kam erstmals ein Hersteller in die höchste NASCAR-Serie, dessen Wurzeln nicht in den Vereinigten Staaten lagen. Kritiker des Toyota-Einstiegs behaupteten, NASCAR sei ein amerikanischer Sport für amerikanische Produzenten; Befürworter wiesen darauf hin, dass Toyota der einzige Hersteller in der NASCAR sei, der seine Fahrzeuge überhaupt in den USA selbst fertige, und nicht nach Kanada oder Mexiko abgewandert sei.

Schwieriges erstes Jahr für Toyota

Tony Stewart

Tony Stewart in seinem neuen Joe-Gibbs-Toyota Zoom

Toyotas erste Gehversuche im Cup 2007 waren sportlich gesehen nicht unbedingt umwerfend. Am Ende des ersten Jahres stehen kein Sieg und magere elf Top-10-Ergebnisse zu Buche. Verglichen mit dem ersten Dodge-Jahr nach Rückkehr in den Cup 2001, als Sterling Marlin Dritter der Cup-Gesamtwertung mit immerhin vier Siegen wurde und Dodge auf Anhieb die Pole für das Daytona 500 gewann, ist dies ein eher enttäuschendes Abschneiden. Und trotzdem geht Toyota voller Zuversicht in die zweite Saison, die Erwartungen steigen weiter. Der Grund hierfür ist Joe Gibbs Racing.

JGR hat zwei Meisterschaften in den letzten sechs Jahren gewonnen. Seit der Einführung des Chase-Formates 2004 gewann JGR 18 Cup-Läufe und die Meisterschaft 2005 mit Tony Stewart. "Wir haben nun eine Organisation, die eine Reihe von Cup-Titeln geholt hat, die im vergangenen Jahr zwei der drei Autos in die Chase gebracht hat. Diese Organisation hat Fahrer vom Niveau eines Tony Stewart, der zwei Cup-Titel holte, und hat zwei junge schnelle Fahrer, die bereits Rennen gewonnen haben. Man kann ja nur erwarten, dass sich damit die Landschaft für Toyota drastisch verändern wird", so Lee White, Präsident von Toyota Racing Development.

Ähnlich sieht das Ray Evernham, der Toyota im Jahr 2008 ganz stark erwartet: "Toyota hat viel gelernt im ersten Jahr und das wird sie besser machen. In aller Ruhe wurde das Toyota-Programm immer besser, direkt vor unseren Augen, Woche für Woche. Am Ende des Jahres konnte man sehen, dass Toyota immer stärker wurde. Nun, mit Joe Gibbs Racing und diesem fahrerischen Potenzial, sind sie meiner Meinung nach sogar in der Lage die Meisterschaft zu gewinnen."

Der Schlüssel wird die Stärke der Toyota-Motoren sein. In einigen Rennen haben die Toyota-Teams im letzten Jahr bemerken müssen, dass ihnen ein paar PS fehlten. "Wenn du eine Gruppe von Ingenieuren hast, die aus der Formel 1 oder der IndyCar-Serie kommen, dann braucht es eben seine Zeit, bis sie sich an diese simplere Motorentechnik gewöhnt haben. Das hat eben sechs Monate gedauert, ab diesem Zeitpunkt ging es aber aufwärts", so Lee White.

Kein Unterschied zwischen Chevrolet und Toyota

Tony Stewart

Tony Stewart konnte keinen Unterschied zwischen Toyota und Chevy bemerken Zoom

Toyota Racing Development hat in den letzten zwei Monaten drei Ingenieure zu Joe Gibbs Racing abgestellt. TRD entwickelt gemeinsam mit JGR die Motoren, die dann auch an die anderen Toyota-Teams geliefert werden. "Das war das Härteste in den letzten Wochen: Das Motorenprogramm dahin zu bringen, wo wir fühlten, dass es hin musste", so Jimmy Makar, Präsident von Joe Gibbs Racing.

Vom Standpunkt des Fahrers sieht Tony Stewart es nach den Daytona Tests so: "Ich fühlte in Daytona und Las Vegas keinen Unterschied zwischen den Chevrolet- und den Toyota-Motoren. Aber das werden wir sowieso erst im Kampfgetümmel richtig einschätzen können. Jeder Fahrer, der nach zwei Tests objektiv einschätzen kann, welcher Motor besser ist, müsste um einiges besser sein als ich."

Bisher zeigen die Fahrer also Zurückhaltung, was die Einschätzung Toyotas angeht, nur zu gut verständlich, wenn der Beginn des Jahres 2008 hinter den Erwartungen von Joe Gibbs Racing und Toyota zurückbleiben sollte. Tony Stewart, der mittlerweile alte und mit allen Wassern gewaschene Fuchs, geht gar noch einen Schritt weiter: Er betonte anlässlich der Media-Tour der NASCAR in Charlotte, dass er in keinerlei Eile ist, den Ende 2009 endenden Vertrag mit Joe Gibbs Racing vorzeitig zu verlängern.

"Zur Zeit denke ich nur daran endlich loszulegen. Ich mache mir doch jetzt keinerlei Gedanken um das, was in knapp zwei Jahren sein wird, wo wir doch erst einmal durch dieses Jahr kommen müssen. Derzeit muss in Bezug auf Vertragsgespräche gar nichts gemacht werden. Ich bin ja hier, es liegt letztlich auch bei mir."

Drei Heißsporne unter einem Dach

Denny Hamlin Tony Stewart

Tony Stewart und Denny Hamlin verstehen sich normalerweise recht gut Zoom

Damit setzt Stewart sein Team und Toyota geschickt unter Druck. Das weiß auch Joe Gibbs, der die Rolle als Sprecher des Teams nach seinem Rücktritt als Headcoach der Washington Redskins schnell wieder übernommen zu haben scheint: "Wir wissen, dass Tony jemand ist, der Rennen gewinnen will. Unser Job ist es, ihm immer das beste Material zu geben, um das zu verwirklichen. Für nichts anderes arbeiten wir hier alle", so Gibbs, der damit zumindest einen Teil des Drucks, den "Smoke" macht, direkt an Toyota weiterreicht. Im Klartext heißt dies: Gibt Toyota JGR die Motoren zum Siegen, dann wird Stewart auch seinen Vertrag verlängern.

Derweil hat Joe Gibbs Racing aber noch ein anderes Problem, das derzeit noch nicht präsent ist, aber jederzeit zu explodieren droht: die Kombination seiner heißblütigen Fahrer. Am 7. Juli 2007 begann mit dem Pepsi 400 in Daytona die zweite Halbzeit der Cup-Saison 2007. Mit Jamie McMurray siegte ein Ford im zweiten Daytona-Rennen, aber das hätte auch anders enden können.

Einige Stunden vorher fuhr Denny Hamlin früh im Rennen an der Spitze, als er die Kontrolle über seinen Chevy kurz verlor, Hamlins Heck brach aus, er steuerte gegen und drehte sich - nicht ohne einen leichten Stoß ins Heck seines Chevys zu bekommen - vom Teamkollegen Tony Stewart. Hamlin wurde im Pepsi 400 43., Teamkollege Stewart 38.

"Er hat am Freitag im Training versucht mit mir zu kollidieren und hat es nicht geschafft. Deshalb hat er es heute vollendet", so ein frustrierter Stewart über seinen Teamkollegen Hamlin. "Er ist ein junger Kollege und er möchte erfolgreich sein, aber ich weiß nicht, ob er die Bedeutung des Wortes 'Team' kennt."

Viel Arbeit für Joe Gibbs?

Kyle Busch Joe Gibbs Racing

Kyle Busch ist der Neuzugang 2008 bei Joe Gibbs Racing Zoom

Naturgemäß sah Hamlin die Sache etwas anders: "Ich weiß, was 'Team' bedeutet. Deshalb zeige ich jetzt auch die Größe zu sagen, dass der Crash meine Schuld war. Wenn Tony mir die Schuld zuschieben möchte, dann nehme ich sie. Er ist bereits lange in diesem Sport und weiß sicher eine Menge mehr als ich", so ein sarkastischer Hamlin.

Derweil versuchte Joe Gibbs die Situation nach dem Rennen etwas herunterzuspielen: "Es war unglücklich, es ist dumm für alle Beteiligten. Es war ein Rennunfall. Beides sind gute Kollegen und wollen halt jedes Rennen gewinnen. Manchmal werden sie eben etwas ärgerlich, das sollte man verstehen."

Doch auch für Joe Gibbs war damit die Sache nicht gegessen. Am folgenden Wochenende auf dem Chicagoland Speedway verpassten Stewart und Hamlin das Freie Training am Samstag, die sogenannte "Happy Hour", weil Joe Gibbs beiden im Teamtruck die Bedeutung des Wortes 'Team' zur Sicherheit nochmals genau erklärte. Offensichtlich hat diese Lektion von Joe Gibbs gut gewirkt: Stewart gewann das Rennen in Chicago.

Im Vorjahr waren also Stewart und Hamlin die beiden Heißsporne im Drei-Wagen-Team von Joe Gibbs. J.J. Yeley, der dritte Gibbs-Pilot im vergangenen Jahr, konnte aufgrund mangelnder Ergebnisse weder auf, noch neben der Strecke Stimmung machen. Das könnte sich aber 2008 ändern, wenn anstatt Yeley mit Kyle Busch ein weiterer emotionaler, impulsiver Pilot zu Joe Gibbs kommt. Vielleicht verpassen dann die Gibbs-Piloten so manche "Happy Hour".

Der Druck, der auf Joe Gibbs Racing und Toyota 2008 lastet, ist also extrem hoch: Toyota muss die entsprechenden Motoren liefern, damit Stewart und seine Kollegen gewinnen können. Dann ist auch eine Vertragsverlängerung von Stewart über 2009 hinaus nur Formsache. Joe Gibbs Racing muss seine Fahrer so unter Kontrolle halten, so dass sie sich gegenseitig ergänzen und unterstützen - anstatt sich vor einem interessierten und nun sensibilisierten Millionenpublikum zu bekriegen. Welche der beiden Aufgaben einfacher sein wird, die von Toyota, oder die von Joe Gibbs, das wird das kommende Jahr zeigen.

Startnummer: 20
Team: Joe Gibbs Racing; Huntersville, North Carolina
Internetadresse: www.joegibbsracing.com
Fahrer 2008: Tony Stewart
Fahrzeug: Toyota Camry
Crewchief 2008: Greg Zipadelli