Atlanta: Jeff Gordon bezwingt Jimmie Johnson!

Jeff Gordon setzt sich im engen Duell gegen Champion Jimmie Johnson durch und feiert seinen 85. Sieg - Juan Pablo Montoya nimmt Clint Bowyer aus dem Rennen

(Motorsport-Total.com) - Nachdem das ursprünglich für Sonntagnacht geplante AdvoCare 500 auf dem Atlanta Motor Speedway wetterbedingt um zwei Tage verschoben werden musste, konnte das 43-Wagen-Feld am Dienstag bei kühlen 17 Grad und bewölktem Himmel die volle Distanz von 325 Runden zurücklegen. Zwischenzeitlich mussten die Fahrer allerdings eine gut 20-minütige Pause aufgrund von leichten Regenfällen sowie Nebelschwaden einlegen.

Titel-Bild zur News: Jeff Gordon

Jeff Gordon feierte am Dienstag in Atlanta seinen 85. Sprint-Cup-Sieg

Als der Kuchen in Atlanta gegessen war, feierte Jeff Gordon auf der Strecke, auf der vor 19 Jahren seine Karriere begann, seinen 85. Sprint-Cup-Triumph und schob sich damit auf Platz drei der ewigen Bestenliste hinter Richard Petty und David Pearson. Vorausgegangen war ein beinhartes Duell um den Sieg gegen seinen Hendrick-Teamkollegen und NASCAR-Champion der vergangenen fünf Jahre, Jimmie Johnson.


Fotos: NASCAR in Atlanta


"Wir sind am Schluss beide nur noch herumgerutscht", sagte Gordon in der Victory Lane mit Blick auf die Tatsache, dass sowohl er selbst als auch Johnson hinter ihm mit heftig übersteuernden Fahrzeugen zu kämpfen hatten. "Es gab ein paar Momente, in denen ich dachte, er könnte mich packen. Als ich dann eingangs der letzten Runde sah, wie er das Heck verloren hat, konnte ich etwas durchatmen", setzte der vierfache Champion fort.

Gordon setzt sich im Duell gegen Johnson durch

Jeff Gordon, Jimmie Johnson

Jeff Gordon entschied das packende Hendrick-Stallduell für sich Zoom

Nach seiner Bestzeit in der Happy-Hour am Samstag präsentierte sich Gordon auch im Rennen extrem stark und konnte sich dank 146 Runden an der Spitze des Feldes zusätzlich zu den Punkten für den Sieg auch den Bonuspunkt für die meisten Führungsrunden gutschreiben lassen. Mit zunehmender Renndauer wurde das Handling am Chevy mit der Startnummer 24 allerdings zusehends schlechter, was Johnson zehn Umläufe vor Schluss noch einmal in Schlagdistanz brachte.

Doch auch der NASCAR-Dauerchampion hatte in den Schlussrunden mit einem extrem übersteuernden Auto zu kämpfen. "Ich bin froh, dass ich mit Dirt-Track-Rennen aufgewachsen bin, anderenfalls hätte ich das Auto heute sicherlich verloren", gab Johnson nach Platz zwei im Hinblick auf mehrere Sildes im Verlauf der letzten zehn Runden zu Protokoll. Zum finalen Angriff auf Gordon reichte es letztlich nicht, obwohl er fünf Umläufe vor Schluss eine komplette Runde Seite an Seite mit Gordon zurückgelegt hat. "Mein Auto war etwas schneller als das von Jeff, ich konnte ihn aber einfach nicht überholen", musste Johnson, der mit Platz zwei die Tabellenführung übernahm, schließlich eingestehen.

Neun Gelbphasen und eine Rote Flagge

Bei den im Vergleich zu den vergangenen Tagen deutlich niedrigeren Temperaturen am Dienstag hatten im Verlauf des 325-Runden-Rennens einige Piloten Mühe, ihr Fahrzeug auf der Bahn zu halten. Den sechsfachen Atlanta-Sieger Bobby Labonte (JTG/Waltrip-Toyota; 38.) erwischte es genauso wie Darlington-Sieger Regan Smith (Furniture-Row-Chevrolet; 33.).

Der Großteil der Unterbrechungen war jedoch dem Wetter geschuldet. Da zwischenzeitlich vereinzelte Regentropen ihren Weg auf das 1,54 Meilen lange Highspeed-Oval fanden, musste NASCAR die Rennaction gleich mehrfach aus Sicherheitsgründen unterbrechen. In Runde 210 führten die Verhältnisse gar zu einer 24-minütigen Pause unter Roter Flagge. Zu diesem Zeitpunkt lagen J.J. Yeley (Front-Row-Ford; 25.) und Landon Cassill (Phoenix-Chevrolet; 22.) auf den ersten beiden Plätzen, da sie auf Abbruch spekulierten und daher den Boxenstopp wenige Runden zuvor anders als der Rest des Feldes ausließen.

Montoya nimmt Bowyer aus dem Rennen

Juan Pablo Montoya, Clint Bowyer

Juan Pablo Montoya (außen) ging wie gewohnt aggressiv zu Werke... Zoom

Als die Strecke wieder freigegeben wurde, übernahm zunächst Matt Kenseth (Roush-Ford; 9.) das Kommando. Wenig später sorgte Juan Pablo Montoya (15.) für den größten Aufreger im Rennen und eine Vorentscheidung im Kampf um die Chase-Plätze. Der Kolumbianer in Diensten des Earnhardt/Ganassi-Teams nahm Childress-Pilot Clint Bowyer (36.) aufs Korn und schickte ihn auf Höhe Start/Ziel in die Mauer. Bowyer, der über weite Strecken des Rennens aussichtsreich in den Top 10 lag, war verständlicherweise wenig angetan und spendete Montoya eine Runde nach dem Ausfall lakonisch Applaus.

"Du kannst gegen diesen Esel einfach keine Rennen fahren", schäumte Bowyer kurz darauf im TV-Interview. "Er steht ständig jemandem im Weg herum und schiebt andere Leute von der Strecke. Heute war ich das Opfer, was mir besonders stinkt, denn ich fuhr um den Einzug in den Chase, während es für ihn um nichts ging." Vorausgegangen waren gleich mehrere Berührungen zwischen Montoya und Bowyer wenige Kurven vor dem Crash ausgangs Turn 4.

Kampf um den Chase-Einzug spitzt sich zu

Für Bowyer tat der Ausfall und damit der Rückschlag im Kampf um den Einzug in die Playoffs gleich doppelt weh, da mit Tony Stewart einer der Hauptkonkurrenten auf Platz drei ins Ziel kam. Für "Smoke" war der dritte Platz mit reichlich Arbeit verbunden, nachdem er im Verlauf des Rennens aufgrund diverser Probleme - unter anderem eines verpatzten Boxenstopps in der Anfangsphase - bis auf Platz 26 zurückgefallen war. "Das war heute ein langer Tag mit allerlei Widrigkeiten. Umso wichtiger ist für uns dieses Ergebnis, das uns nun eine Menge Auftrieb gibt", sagte Stewart, der ein Rennen vor der endgültigen Entscheidung über die Chase-Plätze auf Platz zehn der Meisterschaft liegt, aber immer noch auf seinen ersten Saisonsieg wartet.

Publikumsliebling Dale Earnhardt Jr. hat nach 25 von 26 Rennen der Regular-Season als Neunter der Meisterschaft gerade noch zwei Zähler Vorsprung auf Stewart. Der Hendrick-Pilot kam in Atlanta nicht über Rang 19 hinaus, nachdem er bereits früh im Rennen zwischenzeitlich aus der Führungsrunde gefallen war und über die gesamte Renndistanz mit dem Handling seines Chevrolet Impala zu kämpfen hatte. Sowohl für Earnhardt als auch für Stewart wird das Rennen am kommenden Wochenende in Richmond die Entscheidung darüber bringen, ob sie an den Playoffs teilnehmen werden oder nicht.

Drei Fahrer lösen das Ticket für die Playoffs

Unterdessen können nach dem Rennen am Dienstag drei andere Piloten ruhig schlafen. Nachdem Kyle Busch, Jimmie Johnson, Matt Kenseth, Carl Edwards, Kevin Harvick und Jeff Gordon bereits vor dem Marathon-Wochenende in Atlanta als Chase-Teilnehmer feststanden, gesellten sich nach dem AdvoCare 500 auch Kurt Busch, Brad Keselowski und Ryan Newman dazu.

Penske-Pilot Kurt Busch beendete das Rennen unmittelbar hinter Stewart auf Rang vier und sprach anschließend von einer "Chase-verdächtigen Performance". Gegen den herannahenden Stewart/Haas-Piloten und Teambesitzer hatte der ältere der beiden Busch-Brüder aber letztlich keine Chance. "Tony kam in den Schlussrunden aus dem Nirgendwo", sagte der Viertplatzierte.

Brad Keselowski, Kurt Busch

Die Penske-Piloten Brad Keselowski und Kurt Busch stehen sicher im Chase Zoom

Hinter Carl Edwards (Roush-Ford), der mit Platz fünf sein erstes Top-5-Ergebnis seit dem Rennen auf dem Kentucky Speedway Anfang Juli realisieren konnte, lief der zweite Pilot des Penske-Teams auf Rang sechs ein: Brad Keselowski, der nach seiner beeindruckenden Vorstellung bei den vorangegangenen Rennen als Mann der Stunde im Sprint-Cup gilt, löste das Ticket für den Chase ebenso wie Teamkollege Kurt Busch.

Im Falle Keselowski gaben allerdings nicht die Punkte für Platz sechs den Ausschlag, sondern die Tatsache, dass ihm aufgrund seiner drei Saisonsiege die erste von zwei Wildcards nicht mehr zu nehmen ist. "Das Rennen heute war für uns im Hinblick auf die Meisterschaft ein größerer Antrieb als die vergangenen Rennen, da wir heute aus einem schlechten Tag noch ein gutes Ergebnis gemacht haben", sagte Keselowski, der zu Beginn des Rennens mit einem "absolut fürchterlich liegenden Auto" zu kämpfen hatte.

Als Dritter im Bunde neben den beiden Penske-Piloten stellte Stewart/Haas-Fahrer Ryan Newman den Einzug in den Chase sicher. Dank der Punkte für Platz 20 in Atlanta ist dem gegenwärtigen Tabellenachten eine Platzierung unter den ersten Zehn nun nicht mehr zu nehmen. "Das ist genau das, worauf wir das ganze Jahr hingearbeitet haben", freute sich Newman, der den Chase-Einzug im Vorjahr um eine Position verpasst hatte.

Hamlin hat zweite Wildcard noch nicht sicher

A.J. Allmendinger

A.J. Allmendinger wahrte mit Platz zehn seine Chancen auf den Chase-Einzug Zoom

Childress-Pilot Kevin Harvick, der bereits vor Atlanta sicher in den Playoffs stand, lief am Dienstag nach einem für ihn untypischen Rennen, das ihn über weite Strecken in den Top 5 mitfahren sah, auf Rang sieben ein. Der dreifache Saisonsieger, der üblicherweise für seine unauffälligen Fahrten in Richtung Spitze bekannt ist, konnte von Glück reden, dass er seinen Chevy bei einem frühen Restart nach Berührung von A.J. Allmendinger (Petty-Ford; 10.) gerade so noch abfangen konnte.

Hinter Harvick lief Vize-Champion Denny Hamlin (Gibbs-Toyota) als Achter ein und wahrte damit seine Chancen auf die zweite Wildcard im Kampf um den Chase. Als aktueller Tabellenzwölfter muss der Michigan-Sieger in Richmond allerdings noch zittern, da eine ganze Reihe von potenziellen Siegkandidaten - unter anderem A.J. Allmendinger, Clint Bowyer, Greg Biffle und Martin Truex Jr. punktemäßig nach wie vor in Schlagdistanz liegen. Zudem könnten sich Paul Menard und Marcos Ambrose mit einem zweiten Saisonsieg in puncto Wildcard-Anspruch am amtierenden Vize-Champion vorbeischieben.

Greg Biffle erhielt sich in Atlanta vom Ende des Feldes kommend mit Platz zwölf geringe Chancen auf einen Chase-Einzug aufrecht, wohingegen der Zug für Roush-Teamkollege David Ragan nun endgültig abgefahren sein dürfte. Nach einem Motorschaden liegt der Sieger des Coke Zero 400 in Daytona als 23. der Gesamtwertung nun deutlich außerhalb der Top 20 und käme nach aktuellem Stand der Dinge selbst im Falle eines zweiten Saisonsieges in Richmond nicht für die zweite Wildcard in Frage, es sei denn die vor ihm platzierten Paul Menard, Marcos Ambrose und Juan Pablo Montoya laufen am Samstag auf den hinteren Rängen ein und ermöglichen Ragan damit den Sprung zurück in die Top 20.

Nichts zu holen für Kyle Busch und Red Bull

Kasey Kahne

Polesetter Kasey Kahne musste mit defektem Kühler die Segel streichen Zoom

Für den als Tabellenführer nach Atlanta angereisten Gibbs-Piloten Kyle Busch war am Dienstag nichts zu holen. Als einer von vier Piloten, die für eine Extra Million Dollar durch Seriensponsor Sprint in Frage kamen, verpasste er den großen Scheck nach Platz 23 im Rennen genauso wie Brad Keselowski (6.), Paul Menard (18.) und Marcos Ambrose (21.). Für die große Kasse hätte einer der vier Piloten das Rennen gewinnen müssen. Nach anfänglicher Führung im Rennen wurde Kyle Busch nach mehreren längeren Aufenthalten an der Box aufgrund von rätselhaften Handlingsproblemen zwischenzeitlich ans Ende der Führungsrunde zurückgeworfen und hatte mit dem Ausgang des Rennens schließlich nichts mehr zu tun.

Noch schlechter erging es Polesetter Kasey Kahne (34.). Der Red-Bull-Pilot musste seinen Toyota Camry kurz vor der Halbzeitmarke mit defektem Kühler in die Garage steuern. Teamkollege Brian Vickers konnte immerhin Platz elf ins Ziel retten, spielt im Kampf um die Chase-Plätze als 27. der Tabelle aber genau wie Kahne - der ebenfalls noch ohne Saisonsieg ist - keine Rolle mehr.

Durch die wetterbedingten Verschiebungen in Atlanta geht es bereits in vier Tagen das nächste Mal um Punkte. Auf dem Dreiviertel-Meilen-Oval in Richmond wird sich im Zuge von 400 Runden unter Flutlicht endgültig entscheiden, welche zwölf Piloten bei den zehn anschließenden Rennen den Sprint-Cup-Titel 2011 unter sich ausmachen werden.