Spritkrimi in Chicago: Allgaier siegt mit letztem Tropfen!

Justin Allgaier und Carl Edwards schleppen sich mit trockenem Tank ins Ziel - Starke Comeback-Vorstellungen von Trevor Bayne (3.) und Danica Patrick (10.)

(Motorsport-Total.com) - Justin Allgaier (Turner-Chevrolet) hat in dramatischer Manier das STP 300 auf dem Chicagoland Speedway gewonnen. Im Verlauf der 200. und letzten Runde ging zunächst dem führenden Roush-Ford von Carl Edwards auf der Gegengeraden der Sprit aus, was Allgaier an die Spitze spülte. Nur wenige Meter später allerdings waren auch die Spritvorräte im Tank des Turner-Chevrolet von Allgaier aufgebraucht. Dennoch gelang es den beiden, sich mit reduzierter Geschwindigkeit bis über die Ziellinie zu retten. Für Allgaier, der am Samstagabend nur wenige Meter in Führung lag, war es der erste Saisonsieg und der zweite seiner Karriere nach dem Rennen in Bristol im März 2010.

Titel-Bild zur News: Justin Allgaier

Justin Allgaier rettete sich mit trockenem Tank als Sieger über die Ziellinie

Dritter wurde Edwards' Roush-Teamkollege Trevor Bayne, der bei seinem Comeback nach sechswöchiger, krankheitsbedingter Zwangspause am gesamten Wochenende eine starke Leistung zeigte. Aric Almirola (JR-Chevrolet) beendete das Rennen auf Rang vier vor zwei weiteren Turner-Piloten: Jason Leffler kam als Fünfter ins Ziel. Teamkollege Reed Sorenson lief direkt dahinter als Sechster ein und übernahm damit nach 14 von 34 Saisonrennen wieder die Tabellenführung von Elliott Sadler.


Fotos: NASCAR in Chicago


Da der Sprint-Cup an diesem Wochenende 500 Meilen weiter südwestlich auf dem Kansas Speedway gastiert, verirrten sich nur vier Cup-Piloten (Carl Edwards, Brad Keselowski, Kevin Harvick und Joe Nemechek) nach Chicago, um am Nationwide-Rennen teilzunehmen. Die Startaufstellung wurde nach der wetterbedingten Absage des Qualifyings anhand der aktuellen Owner-Wertung vorgenommen.

Aric Almirola führte das Feld von der besten Startposition in die erste Runde, musste den Platz an der Sonne aber bereits nach wenigen Umläufen dem Roush-Ford von Edwards überlassen. Elliott Sadler (Harvick-Chevrolet) präsentierte sich in der Anfangsphase ebenfalls gut aufgelegt und lieferte sich mit Edwards ein spannendes Duell um die Führung. Als nächster meldete Brad Keselowski (Penske-Dodge) seine Ansprüche auf eine Top-Platzierung an.

Erneuter Ausfall für Brad Keselowski

Der amtierende Champion konnte insgesamt sieben Führungsrunden verbuchen und hielt sich konstant in den Top 5 auf, bevor ein Motorschaden in Runde 139 seinem Rennen ein jähes Ende bereitete. "In diesem Jahr scheint für uns nichts zu funktionieren", gab der enttäuschte Keselowski in der Penske-Box zu Protokoll.

Unterdessen erwies sich Edwards über weite Strecken als der überlegene Mann auf dem 1,5-Meilen-Oval in Joliet, einem Vorort der Millionenmetropole Chicago im US-Bundesstaat Illinois. Zur Halbzeitmarke führte der Roush-Pilot das Feld vor Teamkollege Ricky Stenhouse Jr. an.

Ricky Stenhouse Jun.

Ricky Stenhouse Jr. hatte anders als zuletzt in Chicago wenig zu lachen Zoom

Stenhouse, der vor zwei Wochen auf dem Iowa Speedway erstmals in die Victory Lane eines Nationwide-Rennens fahren konnte und vor Wochenfrist in Charlotte ein überzeugendes Sprint-Cup-Debüt gegeben hatte, entpuppte sich mit zunehmender Renndauer als einer der stärksten Gegner für Edwards. In Runde 120 jedoch geriet der Ford Mustang des Youngsters nach einem Reifenschaden vorn rechts an die Mauer von Turn 3, was die dritte von insgesamt vier Gelbphasen im STP 300 zur Folge hatte. Unter dem Strich reichte es für Stenhouse diesmal nur zu Rang 14.

Dramatische Schlussphase

In der zweiten Hälfte des 300-Meilen-Rennens zeigte sich auch Kevin Harvick im Vorderfeld. Der Kalifornier fuhr im Chevy seines eigenen Teams wie üblich zunächst ein unauffälliges Rennen, um dann im entscheidenden Moment zur Stelle zu sein. Unmittelbar nach der dritten Caution machte er Edwards kurzzeitig die Führungsposition streitig. Letztendlich landete Harvick nach einem unplanmäßigen Reifenwechsel zwölf Runden vor Schluss dennoch nur auf Platz 13.

Als das Tageslicht über dem Chicagoland Speedway vollends der Dunkelheit weichen musste, präsentierte sich auch der zweite Harvick-Chevy von Elliott Sadler in Hochform. Der Routinier aus Virginia luchste Edwards nach Dreiviertel der Renndistanz die Führung ab und hielt diese trotz regelmäßiger, auf der Innenspur vorgetragener Attacken des Roush-Piloten bis Runde 180.

In der Schlussphase des Rennens war gegen Edwards, der sich im Zuge der Überrundung von Morgan Shepherd (Robinson-Chevrolet) die Spitzenposition zurückholte, allerdings kein Kraut gewachsen. Sadler musste seinen zweiten Platz zunächst an Allgaier abgeben, bevor auch er sich genau wie Teamkollege Harvick nach einem unplanmäßiger Reifenwechsel acht Runden vor Schluss aus der Entscheidung um die Top-Platzierungen verabschieden und mit Platz elf Vorlieb nehmen musste.

Währenddessen holte Allgaier in Riesenschritten auf den führenden Edwards auf und konnte diesen auf der Gegengeraden der letzten Runde tatsächlich noch abfangen, als der FR9-Motor im Ford Mustang mit der Startnummer 60 mangels Sprit zu stottern begann. In Turn 3 ereilte Allgaier schließlich dasselbe Schicksal. Der Vorsprung auf den Drittplatzierten Bayne reichte für beide allerdings aus, um die Plätze eins und zwei trotz reduzierter Geschwindigkeit bis ins Ziel halten zu können.

Starke Vorstellung von Trevor Bayne und Danica Patrick

Bayne hatte sich bei seinem Comeback in der Anfangsphase des Rennens vom 31. Startplatz zügig nach vorn gearbeitet. Nach 23 Runden wurde der Mustang mit der Startnummer 16 bereits in den Top 10 notiert. Im weiteren Verlauf gestaltete sich der Vorwärtsdrang bei einsetzender Dunkelheit dann etwas mühsamer. Mit Platz drei war der Youngster unter dem Strich mehr als zufrieden.

Danica Patrick

Danica Patrick fuhr nach Las Vegas zum zweiten Mal in die Top 10 Zoom

Danica Patrick konnte sich bei ihrem fünften Nationwide-Start in dieser Saison, dem ersten seit dem Rennen in Bristol im März, ebenfalls gut in Szene setzen. Aus der achten Startreihe ins Rennen gehend, hielt sich die Amazone in Diensten von JR Motorsports die meiste Zeit in der Führungsrunde auf und konnte in der zweiten Rennhälfte bei niedrigeren Temperaturen noch zulegen. Mit Platz zehn schaffte sie im 18. Nationwide-Rennen ihrer Karriere die zweite Top-10-Platzierung.

Am kommenden Wochenende legt der Nationwide-Zirkus eine Pause ein. Der 15. Saisonlauf steht am Samstag, den 18. Juni auf dem Michigan Speedway auf dem Programm. Auf dem Zwei-Meilen-Oval hatte sich Brad Keselowski im Vorjahr einen seiner sechs Saisonsiege auf dem Weg zum Titel holen können.

Die Nationwide-Top-10 aus Joliet:

01. Justin Allgaier (Turner-Chevrolet)
02. Carl Edwards (Roush-Ford)
03. Trevor Bayne (Roush-Ford)
04. Aric Almirola (JR-Chevrolet)
05. Jason Leffler (Turner-Chevrolet)
06. Reed Sorenson (Turner-Chevrolet)
07. Kenny Wallace (RAB-Toyota)
08. Kelly Bires (Gibbs-Toyota)
09. Michael Annett (Wallace-Toyota)
10. Danica Patrick (JR-Chevrolet)

Der Nationwide-Gesamtstand (Top 10 nach 14/34 Rennen):

01. Reed Sorenson 488 Punkte
02. Elliott Sadler -2
03. Ricky Stenhouse Jr. -6
04. Justin Allgaier -11
05. Aric Almirola -46
06. Jason Leffler -51
07. Kenny Wallace -71
08. Steve Wallace -103
09. Brian Scott -122
10. Michael Annett -142