Kyle Busch siegt im Talladega-Chaos!

Kyle Busch holt sich im Green-White-Checkered-Finale von Talladega den Sieg vor Joey Logano - Überschlag von Mike Wallace in der letzten Runde

(Motorsport-Total.com) - Das siebte Rennen der Nationwide-Saison 2011 in Talladega brachte den vierten Saisonsieg für Kyle Busch. Der Toyota-Pilot in Diensten von Joe Gibbs Racing setzte sich im dramatischen Finale des Aaron's 312 gegen Teamkollege Joey Logano durch. Das Rennen endete nach der elften und letzten Caution des Tages mit zwei Green-White-Checkered-Versuchen.

Titel-Bild zur News: Kyle Busch

Kyle Busch gewann erstmals ein Nationwide-Rennen in Talladega

Im Verlauf der letzten Runde überschlug sich Mike Wallace auf der Gegengeraden, konnte dem Wrack aber aus eigener Kraft entsteigen. Dadurch, dass die Reihenfolge zum Zeitpunkt des Überschlags von Wallace eingefroren wurde, war für einige Minuten nicht klar, wer das Rennen gewonnen hatte. Die Auswertung der Scoring Loops ergab schließlich, dass Busch im entscheidenden Moment die Nase vorn hatte.


Fotos: NASCAR in Talladega


Im Anschluss an den 47. Nationwide-Sieg und den ersten in Talladega gab der "Rowdie" mit Blick auf die chaotische Schlussphase zu Protokoll: "Schaut euch den Wagen an. Ich wurde am Ende mindestens dreimal getroffen. Dank des Pushs von Joey konnte ich am Ende den Sieg einfahren. Ich liebe es, in Talladega zu fahren und zu gewinnen."

Dritter hinter Busch und Logano wurde Joe Nemechek, für dessen privates Nemco-Team die Platzierung einen großen Erfolg bedeutete. "Für einen Underdog wie uns ist das ein großartiger Tag. Wir haben nur ein kleines Team und müssen Woche für Woche hart kämpfen, um gegen die großen Teams bestehen zu können - was für eine Leistung", freute sich der Fahrer und Teambesitzer in Personalunion.

Auf Platz vier landete der amtierende Nationwide-Champion und Vorjahressieger des Frühjahrsrennens in Talladega, Brad Keselowski (Penske-Dodge). Fünfter wurde Elliott Sadler (Harvick-Chevrolet) vor Trevor Bayne (Roush-Ford; 6.) und Justin Allgaier (Turner-Chevrolet; 7.) NASCAR-Publikumsliebling Dale Earnhardt Jr. kam beim Gaststart für sein eigenes JR-Team hinter Teamkollege Aric Almirola (8.) als Neunter ins Ziel. Mit Reed Sorenson komplettierte ein weiterer Turner-Pilot die Top 10.

Ruhige Anfangsphase trügt

Clint Bowyer (Harvick-Chevrolet), neben Teamkollege und Polesitter Elliott Sadler aus der ersten Reihe ins Rennen gehend, erwischte den besten Start und führte die erste Runde an. Bereits früh im Rennen setzte wie nicht anders zu erwarten im gesamten Feld die charakteristische Pärchenbildung ein. Zwei unmittelbar hintereinanderher fahrende Fahrzeuge sind auf dem Talladega Superspeedway genau wie in Daytona ganz eindeutig das Rezept in Sachen schnelle Runden.

In Runde 22 verabschiedete sich der zu diesem Zeitpunkt führende Kevin Harvick (Harvick-Chevrolet) nicht nur aus der Spitzengruppe, sondern komplett aus dem Rennen. Der Motor im Chevy Impala mit der Startnummer 4 quittierte den Dienst. Die erste Caution des Rennens war die Folge. "Irgendetwas stimmte von Beginn an nicht. Nach wenigen Runden verlor der Motor mehr und mehr Leistung, bis er schließlich vollständig kollabierte", rätselte ein enttäuschter Harvick anschließend.

Nach drei weiteren kurzen Gelbphasen, als sich zunächst Brian Scott (Gibbs-Toyota) und wenig später Sam Hornish Jr. (Penske-Dodge) sowie Mike Bliss (TriStar-Chevrolet) nach vorherigem Kontakt von hinten jeweils am Kurveneingang nach innen wegdrehten, führte Jamie McMurray (Phoenix-Chevrolet) das Feld beim vierten Restart des Tages in Runde 60 in die zweite Rennhälfte.

Stenhouse-Crash und Big-One läuten wilde Schlussphase ein

Ricky Stenhouse Jun.

Ricky Stenhouse Jr. musste das Rennen nach Mauerkontakt aufgeben Zoom

Als nächsten erwischte es Tabellenführer Ricky Stenhouse Jr. (Roush-Ford). Auf der Gegengeraden des 2,66-Meilenovals schob Teamkollege Trevor Bayne den Ford Mustang mit der Startnummer 6 in die Außenmauer. Aus dem Motor des verunfallten Fahrzeugs von Stenhouse ausgetretenes Öl hatte eine 10-minütige Unterbrechung des Rennens mit der Roten Flagge zur Folge.

"Es war ein Rennunfall. Womöglich hat Trevor im dichten Verkehr von hinten ebenfalls einen Schlag bekommen", gab Stenhouse seinem Roush-Teamgefährten keine Schuld am Unfall. In der Tat befand sich der Chevrolet von Elliott Sadler zum Zeitpunkt der Berührung direkt an der hinteren Stoßstange von Baynes Ford.

30 Runden vor Schluss passierte dann der von allen gefürchtete, Talladega-typische Massencrash. Auf der Gegengeraden gerieten Kyle Busch und Jamie McMurray in dichter Windschattenfahrt aneinander und lösten mitten im Feld eine Kettenreaktion aus, die insgesamt 21 Fahrzeuge - darunter die von Brad Keselowski, Clint Bowyer, Michael Waltrip, Steve Wallace und Jennifer Jo Cobb - in Bedrängnis brachte. Die zweite Rote Flagge des Tages war die Folge, während für McMurray, Waltrip und Wallace das Rennen beendet war.

Waltrip zeigte sich im Anschluss wenig begeistert über das Verhalten seiner Kollegen: "Die 2 (Sadler) und die 1 (McMurray; Anm. d. Red.) trieben mich in den Unfall. Das war mir bereits beim vorangegangenen Restart klar, als sie sich über Funk absprachen und ihren Two-Car-Draft planten, indem die 2 den Restart manipulierte, sodass die 1 direkt aufschließen konnte."

Wallace bließ ins gleiche Horn: "Das ist ganz einfach ein Produkt der albernen Pärchenbildung auf dieser Art von Strecken." McMurray hingegen war sich keiner Schuld bewusst: "Ich weiß nicht, was passiert ist. Ich wollte natürlich wieder zu Elliott (Sadler; Anm. d. Red.) aufschließen. Die 18 (Kyle Busch; Anm. d. Red.) gab mir einen kräftigen Schub hinten rechts und dann gab es kein Halten mehr."

Wallace-Überschlag sorgt für vorzeitiges Ende unter Gelb

Nach der letzten Runde Boxenstopps des Tages, bei denen die gesamte Spitzengruppe ausschließlich Sprit für die verbleibenden Runden fasste, bildeten sich erneut mehrere Zweiergruppen. Die JR-Teamkollegen Earnhardt/Almirola wechselten sich mit dem Penske-Duo Keselwoski/Hornish sowie den Roush-Zwillingen Edwards/Bayne munter an der Spitze des Feldes ab.

Das Duo Kyle Busch/Joey Logano (Mitte) setzte sich am Ende durch Zoom

Mike Wallace (Davis-Chevrolet) und Nemechek bildeten eine weiteres Duo, dass im späteren Verlauf des Rennens noch von sich reden machen sollte. Der Penske-D-Zug verabschiedete sich in Runde 110 als erstes aus der Entscheidung. Keselowski gab seinem Kollegen Hornish in Turn 2 einen etwas zu kräftigen Push und schob den Dodge Challenger mit der Startnummer 12 unbeabsichtigt in Richtung innere Begrenzungsmauer. Der Dreher von Hornish löste die achte Caution des Tages aus.

Nach einer weiteren kurzen Gelbphase, hervorgerufen durch eine Kollision zwischen Michael Annett (Wallace-Toyota) und Brian Scott auf der Gegengeraden, war klar, dass das Rennen unter Green-White-Checkered-Regularien zu Ende gehen würde. Es blieb jedoch nicht bei einem Versuch der Verlängerung der Renndistanz, denn unmittelbar im Anschluss an den Restart gerieten wiederum auf der Gegengeraden die drei Turner-Chevrolet von Jason Leffler, James Buescher und Reed Sorenson aneinander. Leffler und Sorenson konnten ihre Fahrt jedoch fortsetzen.

Beim elften und letzten Neustart des Tages zwei Runden vor dem tatsächlichen Ende konnte sich Nemechek dank eines kräftigen Pushs von Keselowski in Führung katapultieren. Eingangs der letzten Runde war diese Reihenfolge allerdings schon wieder Geschichte. Bayne wurde nun als Führender notiert, doch auch für den Youngster sollte es am Ende nicht zum Sieg reichen.

Im Verlauf der 124. und letzten Runde hob der Chevy von Mike Wallace nach Berührung von Sadler zu einem lupenreinen Überschlag ab. Der Wagen landete schließlich wieder auf allen vier Rädern und Wallace konnte dem Wrack aus eigener Kraft entsteigen. In der ganzen Konfusion hatte sich Kyle Busch mit Teamkollege Logano im Windschatten nach vorn geschoben, was letztendlich den Ausschlag für das finale Ergebnis gab.

Für die Nationwide-Piloten geht es am kommenden Wochenende auf dem Nashville Superspeedway zum neunten Mal in diesem Jahr rund. Erstmals in dieser Saison findet am gleichen Wochenende kein Sprint-Cup-Rennen statt, weshalb davon ausgegangen werden kann, dass nicht allzu viele der nicht regelmäßig in der Nationwide-Serie startenden Cup-Piloten den Weg nach Tennessee antreten werden.

Die Nationwide-Top-10 aus Talladega:

01. Kyle Busch (Gibbs-Toyota)
02. Joey Logano (Gibbs-Toyota)
03. Joe Nemechek (Nemco-Toyota)
04. Brad Keselowski (Penske-Dodge)
05. Elliott Sadler (Harvick-Chevrolet)
06. Trevor Bayne (Roush-Ford)
07. Justin Allgaier (Turner-Chevrolet)
08. Aric Almirola (JR-Chevrolet)
09. Dale Earnhardt Jr. (JR-Chevrolet)
10. Reed Sorenson (Turner-Chevrolet)

Der Nationwide-Gesamtstand (Top 10 nach 7/34 Rennen):

01. Jason Leffler - 233 Punkte
02. Justin Allgaier - 231
03. Elliott Sadler - 228
04. Ricky Stenhouse Jr. - 225
05. Aric Almirola - 224
06. Reed Sorenson - 223
07. Trevor Bayne - 221
08. Brian Scott - 206
09. Kenny Wallace - 184
10. Joe Nemechek - 169