• 25.03.2012 00:01

  • von Pete Fink

Danica Patrick wird 30

Schön, schnell und ziemlich sexy: Danica Patrick feiert am Sonntag ihren 30. Geburtstag, was zumindest in der NASCAR noch überhaupt kein Alter ist...

(Motorsport-Total.com) - Es ist ein runder Geburtstag, den die meisten Hollywood-Schönheiten als erste Altersschwelle begreifen und deshalb nicht wirklich gerne öffentlich feiern. Lieber wird man zum fünften Mal 29. Schließlich steht im eigenen Lebensalter plötzlich eine Drei ganz vorne und dies, so sagt man, bedeutet im Normalfall: Die Jugend ist endgültig vorbei, ab jetzt gehört man zum alten Eisen. Ist das wirklich so?

Titel-Bild zur News: Danica Patrick

Rundes Jubiläum: Danica Patrick wird am heutigen Sonntag 30 Jahre alt

Danica Patrick wird am Sonntag 30 Jahre alt. Sie ist derzeit ohne jeden Zweifel die schillerndste Figur im US-amerikanischen Rennsport. Der US-Superstar polarisiert dabei wie kaum ein zweiter Pilot: Neider und Kritiker behaupten, ihre mediale Aufmerksamkeit stehe in keinem Verhältnis zu ihren gezeigten Leistungen. Ihren vielen Fans ist dies herzlich egal. Sie sehen in Patrick ganz einfach die schnellste Rennfahrerin der Welt, die zudem noch richtig gut aussieht.

Und genau dies kann sie wie keine Andere vermarkten. Im so prüden Amerika stößt sie mit leichtbekleideten Aufnahmen seit Jahren immer wieder einmal die Heerschar der ultrakonservativen Fanatiker vor den Kopf, ihre Sexy-Werbespots von Leib- und Magensponsor 'GoDaddy.com' sind da nur wenig besser. Aber der Effekt, den Patrick und vor allem 'GoDaddy'-Chef Bob Parsons sehen wollen, passt: Alle schauen hin.

Seit Patrick in den USA mit einem Schlag berühmt wurde, als sie am 29. Mai 2005 das Indy 500 anführte und um ein Haar gewonnen hätte, ist aus der nur 1,55 Meter kleinen und 45 Kilo schweren Rennfahrerin eine nahezu perfekte Marketingmaschine geworden: Schnell, schön, sexy und genau damit so richtig erfolgreich. "Es macht mir nichts aus, wenn sich die Leute für mich interessieren", sagt Patrick. "Ich dafür eher dankbar, denn dies ermöglicht mir und meinen Partnern vieles."

Durchbruch in Indianapolis

Danica Patrick

Mit solchen Fotos sorgte Danica Patrick einige Male für viel Wirbel Zoom

Begonnen hat alles mit den Go-Karts und als sich die ersten Erfolge einstellten, schickte sie Ford als Teenager nach England. Dort fuhr sie mit Teamkollegen wie Fairuz Fauzy und Anthony Davidson, doch sie bezeichnet ihre England-Jahre heute als "dunkle Phase". Kein Wunder: Sie war im zarten Alter von 16 Jahren völlig auf sich alleine gestellt. Keine Freunde, kein Manager, kein Ansprechpartner und das einzige Mädel in einer Heerschar extrem ehrgeiziger Nachwuchspiloten.

Erfolge stellten sich erst ein, als schließlich ihre Mutter Bev anreiste, doch viel entscheidender war das Interesse von Bobby Rahal. Der war damals der Teamchef der Formel-1-Mannschaft von Jaguar und beaufsichtigte auch in der Formel 3 ein Junior-Team. Nach seinem Jaguar-Abschied nahm Rahal Patrick also unter seine Fittiche, baute sie zwei Jahre lang auf und engagierte sie Ende 2004 für sein Team in der damaligen Indy Racing League.

Der Rest ist Geschichte. In ihrer IRL-Debütsaison holte sie sich drei Pole-Positions in Kansas, Kentucky und Chicagoland. Nur ein kleiner Fahrfehler verhinderte eine Indy-Pole und ihre letztlicher Startplatz vier war die bislang beste Startposition eines weiblichen Indy-500-Piloten. Im Rennen würgte sie einmal ihren Motor in der Boxengasse ab und musste sich nach einem Dreher eine neue Nase holen. Trotzdem übernahm sie nach 172 von 200 Runden die Führung und Indianapolis hielt den Atem an: Nun lag eine echte Sensation in der Luft!

Patrick musste jedoch Sprit sparen und sechs Runden vor Schluss zog Dan Wheldon an ihr vorbei. Kurz darauf gelang dieses auch noch Bryan Herta und Vitor Meira. Der Rookie beendete sein erstes Indy 500 auf Platz vier und überstrahlte trotzdem alles. Sieger Wheldon bekam so wenig Interesse ab, dass er sich T-Shirts anfertigen ließ, worauf zu lesen stand: "Ich habe das Indy 500 gewonnen." Alles stürzte sich in der Zeit nach dem Rennen auf die viertplazierte Patrick.

Sieg in Motegi

Danica Patrick

Ihr bislang größter sportlicher Erfolg: Der Indy-Sieg in Motegi im April 2008 Zoom

Der Playboy bot ihr eine Menge Geld, Patrick lehnte ab. US-Talker und Rahal-Teilhaber David Letterman holte sie in seine Late-Night-Show und machte ihr Gesicht damit dem US-amerikanischen Mainstream bekannt. Dutzende weiterer Talkshows folgten und mit einem Schlag stand die damals erst 23-Jährige im Fokus der Motorsportwelt. Patrick wurde über Nacht zum "Supergirl", die "Danica-Mania" begann.

Aber: Erfolg ruft bekanntlich auch viele Spötter auf den Plan. Bernie Ecclestone und Jenson Button führten damals die Reihen der europäischen Lästermäuler an und gaben ein paar deftige Macho-Sprüche in Richtung Patrick zum Besten - für die sie sich umgehend entschuldigten. Derweil hatte das Supergirl eines erreicht: Sie wurde zum neuen, hübschen Gesicht der IndyCars.

Doch ihre immer zahlreicher werdenden Fans mussten lange auf den ersten Patrick-Sieg warten. Genauer gesagt bis zum 20. April 2008, als sie ausgerechnet im japanischen Motegi gewann. Damals schon in Diensten von Andretti/Green, wohin sie 2007 gewechselt war, weil sich Bobby Rahal ein wenig zuviel Zeit mit einem guten Angebot ließ. Michael Andretti war schneller.

Als Patrick den Spritpoker von Motegi gewann, saßen bei nachtschlafender Zeit vermutlich nur eine Handvoll amerikanischer IndyCar-Fans vor dem Bildschirm. Trotzdem stand die USA am Sonntag Kopf. "Nach den vielen Jahren, in denen man durch den Split hinter der NASCAR herhinkte, braucht die IRL etwas, was die StockCars nicht bieten können", titelte etwa die 'USA Today' landesweit.

Perfekt getimter NASCAR-Wechsel

Danica Patrick, Tony Stewart

Danica Patrick, ihr neues Auto und ihr neuer Boss Tony Stewart Zoom

Übrigens: Schon damals äußerte sich NASCAR-Star Tony Stewart sehr positiv über Patrick. "Sie hat offensichtlich Talent", sagte Patricks aktueller NASCAR-Boss. "Sie war bis jetzt in jeder Form des Rennsports erfolgreich und ich sehe nicht, warum sie nicht auch in der NASCAR Erfolg haben sollte." Aus heutiger Sicht ist dieses Stewart-Zitat aus dem Frühjahr 2008 geradezu zukunftsweisend.

Denn natürlich gab es seither immer wieder Spekulationen um einen NASCAR-Wechsel Patricks. Obwohl sie jahrelang ihre enge Verbundenheit zu den IndyCars ausdrückte, war es im Prinzip nur eine Frage der Zeit, bis ihr Wechsel an die wirklich großen Honigtöpfe des US-amerikanischen Motorsports erfolgte. Der Top-Star in der Top-Serie. Rückblickend können die IndyCars froh sein, dass dies erst so spät geschah.

Denn erst als Randy Bernard im Frühjahr 2010 das Kommando in Indianapolis übernahm, ging es mit den so gebeutelten IndyCars wieder aufwärts. Ein Wechsel des einzigen wirklichen Superstars 2007, 2008 oder sogar 2009 hätte vermutlich verheerendere finanzielle Folgen gehabt. Das lange Hineinschnuppern in die NASCAR, das Patrick seit Anfang 2010 betrieb, federte wiederum vieles von solch einem Schock ab.

Und wieder hat Patrick vieles richtig gemacht: Neben dem zweifachen Champion Stewart ist ihre zweite Bezugsperson keine geringere als NASCAR-Dauerpublikumsliebling Dale Earnhardt Jr., dem sie übrigens noch nicht den Rang als Fan-Favorit ablaufen konnte. Aber obwohl sie erst ein einziges Sprint-Cup-Rennen - das Daytona 500 - gefahren ist, greift sie in der Gunst des NASCAR-Publikums bereits Platz zwei an.

Viel Geduld in der NASCAR

Danica Patrick

Danica Patrick: Herzlichen Glückwunsch zum 30. Geburstag! Zoom

Zudem geht sie ihr persönliches Projekt NASCAR, im Gegensatz zu vielen anderen ehemaligen Formelpiloten, mit der gebotenen Geduld an. Erst einmal in der Nationwide-Serie Sicherheit gewinnen und erst 2013 Fulltime in den Sprint-Cup. Dies alles im direkten Umfeld von Hendrick Motorsports, denn sowohl ihr Earnhardt-Team in der Nationwide-Serie als auch die Stewart-Mannschaft sind reinrassige Hendrick-Kundenteams.

Da schadet es sicher nichts, wenn gleich zum Saisonauftakt in Daytona eine prestigeträchtige Nationwide-Pole heraussprang - auch wenn die Rennresultate noch nicht kamen (drei Crashes in drei Daytona-Rennen). Ihr wird ein äußerst geschmeidiger Fahrstil nachgesagt, der ihr bei den StockCars ganz sicher noch einige positive Ergebnisse einbringen wird.

Kein Zweifel: Danica Patrick, ihr slawischer Vorname bedeutet übrigens Morgenstern, hat in der NASCAR noch viel vor und ausreichend Zeit, ihre Ziele umzusetzen. Auch mit nunmehr 30 Jahren. Denn erst in diesem Alter beginnt in der NASCAR nicht selten eine große Karriere. Und im Gegensatz zu ihren Model-Kolleginnen wird sie die Zahl 30 wohl eher nicht verheimlichen wollen. Schließlich ist sie im Hauptberuf ja Rennfahrerin.