Danica Patricks schwieriger Umstieg in die NASCAR

Danica Patrick räumt ein, im Vorfeld ihrer ersten vollen NASCAR-Saison zu hohe Erwartungen gehabt zu haben - Rückkehr nach Las Vegas mit gemischten Gefühlen

(Motorsport-Total.com) - Danica Patrick begann ihre erste volle NASCAR-Saison mit einem Paukenschlag. Im Qualifying zum Nationwide-Saisonauftakt in Daytona fuhr die 29-Jährige den giftgrünen JR-Chevrolet mit der Startnummer 7 zur Überraschung vieler auf die Pole-Position. Im Rennen freilich lief es für die ehemalige IndyCar-Pilotin weniger erfreulich. Nach einem Bump von Teamkollege Cole Whitt fand sich Patrick kurzerhand in der Mauer von Turn 3 wieder und beendete das Rennen schließlich mit etlichen Runden Rückstand auf Platz 38.

Titel-Bild zur News: Danica Patrick

Danica Patrick bestreitet in diesem Jahr ihre erste volle Nationwide-Saison

Am vergangenen Wochenende zeigte Danica Patrick auf dem schwierigen Ein-Meilen-Oval von Phoenix sowohl im Qualifying als auch im Rennen eine unauffällige Vorstellung. Von Startplatz 30 kommend fuhr sie im Verlauf von 200 Runden auf Rang 21. Auf Sieger Elliott Sadler fehlten unterm Strich drei Runden.

Nicht zuletzt aufgrund des unglücklichen wie schwierigen Saisonstarts räumt die Ex-IndyCar-Pilotin inzwischen ein, die Hoffnungen und Wünsche im Vorfeld ihrer ersten vollen NASCAR-Saison zu hoch geschraubt zu haben. "Ich habe mir wohl selbst falsche Erwartungen eingeredet, indem ich die Worte 'um die Meisterschaft fahren' in den Mund nahm", so Patrick in Las Vegas, wo am Samstagabend der dritte Saisonlauf der Nationwide-Serie steigt.


Fotos: NASCAR in Las Vegas


"Es ist immer noch mein erstes volles Jahr. Die Erfahrung, die ich im Vorfeld mit Stock-Cars gesammelt habe, entspricht zusammengerechnet nicht einmal einer Saison", sagt die 29-Jährige mit Blick auf ihre sporadischen Nationwide-Starts in den beiden vergangenen Jahren. In der Saison 2010 trat sie zu 13 Rennen an. Im Jahr 2011 waren es deren zwölf. Als bestes Ergebnis steht bis dato ein vierter Platz zu Buche, den sie vor Jahresfrist in Las Vegas einfuhr.

Die in der IndyCar-Serie als Superstar gefeierte Pilotin gibt zu, dass ihr der Hype um ihre Person und nicht zuletzt die eigenen Hoffnungen speziell in Daytona arg zugesetzt haben. Auf dem 2,5-Meilen-Oval in Florida gab sie ganz nebenbei noch ihr Debüt im Sprint-Cup, das sie nach einer unverschuldeten Kollision im Rennen genau wie den Nationwide-Saisonauftakt auf Position 38 beendete. "Speziell nach den enttäuschenden Ergebnissen aus Daytona musste ich mich erst einmal sammeln und mir vor Augen führen, dass mir in diesem Jahr noch verdammt viele Rennen bevorstehen und ich einfach nach vorn schauen muss."

Brad Keselowski sieht Testverbot als Problem für Rookies

Danica Patrick

Danica Patrick zahlte Ende Februar in Daytona einiges an Lehrgeld Zoom

Brad Keselowski, seines Zeichens der Nationwide-Champion des Jahres 2010 und inzwischen etablierter Sprint-Cup-Pilot im Team von Roger Penske, gibt zu bedenken, dass Danica Patrick unter den gegenwärtigen NASCAR-Regularien leidet. Diese verbieten seit einigen Jahren Testfahrten währen der Saison auf Strecken, auf denen Meisterschaftsläufe ausgetragen werden. Einzige Ausnahme sind offizielle Reifentests von Goodyear, für die die Fahrer individuell ausgewählt werden.

"Die größte Herausforderung für sie dürfte es sein, die notwendige Erfahrung zu sammeln", sagt Keselowski. Im Verlauf der Rennen könne man zwar lernen, was es braucht, um heil über die Runden zu kommen, dies sei jedoch nicht alles, wie der Penske-Pilot betont: "In erster Linie brauchst du Talent und musst schnell sein. Genau wie jeder anderer Nationwide-Rookie sieht sie sich bereits zu Beginn eines Wochenendes im Rückstand." Als offizieller Rookie gilt Danica Patrick nach ihren 25 Starts in den Jahren 2010 und 2011 inzwischen nicht mehr.

Rückkehr nach Las Vegas mit gemischten Gefühlen

Tony Kanaan führt das IndyCar-Feld ins tragische Saisonfinale 2011

Danica Patrick startete beim tragischen IndyCar-Finale 2011 von Platz neun Zoom

An diesem Wochenende kehrt Danica Patrick nicht nur an den Ort ihrer bisher besten Platzierung als NASCAR-Pilotin zurück. Der Las Vegas Motor Speedway ist auch jenes Oval, auf dem Dan Wheldon beim IndyCar-Saisonfinale 2011 sein Leben lassen musste. Patrick befand sich an jenem verhängnisvollen 16. Oktober ebenfalls im Starterfeld und hätte sich unter Garantie einen anderen Abschied aus der IndyCar-Serie gewünscht.

"Den Zeitpunkt, an dem ich nach Las Vegas komme und nicht an Dan denken muss, wird es nicht geben", gab sie sich bei ihrer Rückkehr an das 1,5-Meilen-Oval betroffen und fügte hinzu, was ohnehin jeder wusste: "Das letzte Wochenende im vergangenen Jahr war ein sehr trauriges."

So schwer es ihr auch fiel, im Nationwide-Chevy von JR Motorsports fand Danica Patrick Ablenkung. "Unser Job als Rennfahrer ist es, mit ganzem Herzen und mit voller Konzentration bei der Sache zu sein. Also ging ich auf die Strecke und fuhr wie an jedem anderen Tag", so die 29-Jährige.

Im ersten Freien Training am Freitag (Platz 14) kämpfte sie noch mit dem Setup ihres in der gewohnten GoDaddy-Lackierung gehaltenen Chevrolet Impala. Das JR-Team rund um Crewchief Tony Eury Jr. probierte ein neues Setup, das allerdings nicht funktionierte. Für das zweite Freie Training rüstete man auf den Las-Vegas-Stand aus dem März 2011 zurück und Patrick konnte sich auf Rang sieben verbessern. Das Sam's Town 300 über 200 Runden geht am Samstag ab 23:00 Uhr MEZ über die Bühne.