100 Jahre Schleizer Dreieck: Eine Rennstrecke wie keine zweite

Als älteste Naturrennstrecke Deutschland blickt das Schleizer Dreieck auf eine bewegte Geschichte zurück, die zehn Jahrzehnte voller Anekdoten bietet

(Motorsport-Total.com) - Unter eingefleischten Motorsportfans ist das Schleizer Dreieck in Thüringen längst kein Geheimtipp mehr. Doch in diesem Jahr wird der ältesten noch befahrenen Naturrennstrecke Deutschlands eine ganz besondere Aufmerksamkeit zuteil, denn sie feiert ihr 100-jähriges Bestehen.

Titel-Bild zur News: Tribünen am Buchhübel, Schleizer Dreieck

Die Tribünen am Buchhübel sind bei Rennveranstaltungen immer gut besucht Zoom

Die Geschichte des Schleizer Dreiecks reicht bis in die Anfänge des Motorsports zurück. Bereits in den 1920er Jahren wurden auf den öffentlichen Straßen rund um die Kleinstadt Schleiz Motorsportveranstaltungen ausgetragen.

Das Buch zum Jubiläum: "100 Jahre Schleizer Dreieck - Die andere(n) Geschichte(n) einer sagenhaften Rennstrecke", erschienen im Top-Speed-Verlag.

Wie alles mit einer Benzinverbrauchsfahrt begann

Die Strecke hatte ursprünglich ein charakteristisches Dreiecksformat, daher auch der Name. Ihren Betrieb nahm sie im Juni 1923 mit der ersten offiziellen "Brennstoffprüfung" auf.

Zehn Autos und 15 Motorräder nahmen teil. Initiator war Karl Slevogt, damaliger Leiter der Apollo-Werke in Apolda und Fahrwart des ADAC Thüringen. Man suchte eine Teststrecke mit anspruchsvollen Kurven, Steigungen und Gefälle sowie kurzen geraden Passagen. Diese Kriterien sah man in Schleiz als erfüllt an.

Die "Benzinverbrauchsfahrt" bildete den Ausgangspunkt der 100-jährigen Geschichte des Schleizer Dreiecks als Rennstrecke, auch wenn es damals gar kein Ziel im eigentlichen Sinne gab. Als Sieger wurde der Fahrer gekürt, der mit fünf Litern Benzin die weiteste Strecke in der höchsten Geschwindigkeit zurücklegte.

Eine Viertelmillion Zuschauer am Schleizer Dreieck

Ein Jahr später fand auf dem Dreieck die erste "Deutsche Kraftradstraßenmeisterschaft" statt, die bereits 10.000 Motorsportbegeisterte anzog. Die Grenze von 100.000 Zuschauern wurde erstmals beim siebten Schleizer-Dreieck-Rennen geknackt.

Ungebrochen bleibt aber der Publikumsrekord von 250.000 Zuschauern, der im Jahr 1950 aufgestellt, als der einmalige gesamtdeutsche Meisterschaftslauf für ein Wochenende in Schleiz gastierte. Nur in diesem Jahr führten beide Motorsportverbände der BRD und der DDR ihre Meisterschaften gemeinsam durch.

Als besonders beliebt erwiesen sich auch die Formel-3-Rennen mit internationaler Beteiligung in den 1960er und 1970er Jahren. Allerdings mehrten sich im Laufe der Zeit Sicherheitsbedenken, da die Rennen weiterhin auf öffentlichen Straßen stattfanden.

Markus Reiterberger: Fahrer, Fan und Clubmitglied

Mehrere tödliche Unfälle und schwere Verletzungen führten dazu, dass ab 1973 zahlreiche Baumaßnahmen entlang der Strecke umgesetzt wurden, um die Sicherheit zu verbessern.

So blieb das Schleizer Dreieck über die Jahre ein beliebter Austragungsort. In den 1980ern fanden hier die größten Motorsportveranstaltungen der DDR statt. Heute ist es nach einem letzten großen Umbau 2004 mit 3,8 Kilometern nur noch halb so lang wie 1923. Der größte Teil wird aber weiterhin auch als normale Straße genutzt.

100 Jahre Schleizer Dreieck

Das Buch "100 Jahre Schleizer Dreieck" arbeitet die Geschichte der Strecke detailreich auf Zoom

Der Kurs ist für seine schnellen Kurven und anspruchsvollen Passagen bekannt und bei Fahrern beliebt. Markus Reiterberger, der auf dem Schleizer Dreieck zahlreiche IDM-Läufe gewann, trat sogar dem MSC Schleizer Dreieck als Ehrenmitglied bei.

Die bewegte Geschichte des Dreiecks in Buchform

Die Internationale Deutsche Motorradmeisterschaft IDM bildet seit einigen Jahren den Saisonhöhepunkt auf dem Schleizer Dreieck. Die Strecke wird aber auch für andere Motorrad- sowie Gespann- und Veteranen-Rennen genutzt.

Ende August wird sie um eine weitere Attraktion reicher, wenn im alten Start-Ziel-Haus eine Museums- und Erlebniswelt eröffnet, die an die reiche Geschichte der 100-jährigen Naturrennstrecke erinnern soll. Dieses Ziel hat auch das Buch "100 Jahre Schleizer Dreieck" von Jürgen Müller, Jan Müller und Thorsten Horn.

Anlässlich des Jubiläums erzählt der 160-Seiten starke Band "die andere(n) Geschichte(n) einer sagenhaften Rennstrecke" anhand von historischen Fakten und kuriosen Anekdoten aus 100 Jahren. Außerdem werden die wichtigsten Rennen der vergangenen zehn Jahre in Wort und Bild ausführlich zusammengefasst. Hier gibt es das Buch.

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