• 05.02.2022 16:03

  • von Ziegengeist, Co-Autoren: Puigdemont, Casanova

Zwei Stürze für Marc Marquez: "Gefühl für die Front hat sich sehr verändert"

Bei seiner ersten Ausfahrt mit einem MotoGP-Motorrad seit drei Monaten geht Marc Marquez in Sepang zweimal zu Boden - Das neue Motorrad versteht er noch nicht

(Motorsport-Total.com) - Zum ersten Mal seit dem Grand Prix der Emilia-Rogmana 2021 kehrte Marc Marquez an diesem Samstag in Sepang auf seine MotoGP-Honda zurück. Dabei handelt es sich um ein komplett neues Motorrad für die Saison 2022, mit dem sich die Stammfahrer beim Wintertest in Malaysia erstmals vertraut machen.

Titel-Bild zur News: Marc Marquez

In schwarz-weißer Testlackierung: Marc Marquez auf der neuen 2022er-Honda Zoom

"Es ist wahr, dass es ein anderes Motorrad ist", sagt Marquez nach 62 Runden mit der RC213V. Den ersten von zwei Testtagen beendete er mit einer persönlichen Bestzeit von 1:59.287 Minuten auf Platz acht. Sein Rückstand auf die Tagesbestzeit: 0,916 Sekunden.

"Ich hatte heute auch das letztjährige Motorrad zum Testen und ich habe sofort verstanden, dass die Geschwindigkeit oder die Runde mit dem neuen Motorrad einfacher zu erreichen ist", zieht der Spanier den direkten Vergleich zum Vorjahresmodell. "Aber das hat ein anderes Problem geschaffen. Was ich lernen und verstehen muss, ist das Gefühl für die Front. Das hat sich sehr verändert."

Marquez stürzt am ersten Testtag gleich zweimal

Deshalb verlief Marquez' erster Testtag auch nicht ganz reibungslos. Gleich zweimal stürzte der 28-Jährige: einmal in der ersten Stunde in Kurve 9, dann in der letzten halben Stunde in Kurve 15. Beide Male war es harmlose Ausrutscher und er blieb unverletzt.

"Ein Fehler war komplett meiner", erklärt Marquez. "Und einmal bin ich gestürzt und verstehe immer noch nicht ganz, warum, denn ich habe nichts Seltsames gemacht."

"All diese Dinge und die lange Zeit, in der ich nicht mit dem Grand-Prix-Motorrad gefahren bin, haben dazu geführt, dass ich immer noch nicht ganz verstehe, wie man dieses Motorrad fährt. Die Rundenzeit kam, aber ich weiß nicht, warum", sagt er weiter.

Fahrstil am Kurveneingang bereitet Probleme

Eines ist Marquez aber klar: Er muss seinen Fahrstil anpassen, vor allem am Kurveneingang. Denn die Frontpartie so zu pushen, wie er es in der Vergangenheit getan hat, funktioniert nicht mehr: "Im Moment, mit diesem neuen Motorrad, muss ich an dieser Stelle Abstriche machen. Als ich das heute versucht habe, bin ich gestürzt."

Angesprochen auf die Traktion am Hinterrad, über die in der vergangenen Saison viele Honda-Fahrer klagten, sieht der Spanier bedingt Fortschritte. "Heute haben wir mit dem gleichen Motorrad zwei verschiedene Abstimmungen ausprobiert: Bei der einen gab es dieses Problem, bei der anderen nicht. Aber mit dem einen Set-up habe ich in einigen Punkten gewonnen, mit dem anderen nicht", sagt er.

Hier brauche es einfach noch mehr Runden, um zu verstehen, welche Abstimmung die richtige ist. Überhaupt räumt Marquez ein, dass er bei seiner MotoGP-Rückkehr in Sepang zur Entwicklungsarbeit von Honda noch nicht viel habe beitragen können.

Nach langer Pause: Marquez braucht Kilometer

"Ich bin lange Zeit kein MotoGP-Motorrad mehr gefahren und vor allem nicht viel in diesem Winter. Ich bin die letzten zwei Wochen gefahren, aber nicht regelmäßig", betont er.

"Der Speed ist da, aber das Gefühl, die Dinge auszuprobieren, das Gefühl für das Limit, das Gefühl für die Linien - du verlierst all diese Dinge und du bekommst sie, indem du Runden abspulst. Ich habe also zu meinem Team gesagt: 'Vergesst die Teile, ich brauche Runden!' Wir haben ein paar Dinge getestet, aber nicht viel."

Aufgrund einer Augenverletzung hatte Marquez die Saison 2021 vorzeitig beenden und auch den Test in Jerez auslassen müssen. Seine Sicht sei mittlerweile zwar wieder hergestellt, doch der Anfang 2020 gebrochene rechte Oberarm bleibt ein Problem.

Verletzungsupdate: Oberarm nicht bei voller Kraft

"Ich fühle mich besser, aber die Muskeln, die man hier auf dem Motorrad beansprucht, kann man im Studio nicht nachbilden. Aber wir trainieren fleißig. Unser Ziel ist es, das Jahr über ein gutes Level zu erreichen. Das Problem ist: Wenn die Entzündung kommt, nehmen die Schmerzen zu und die Leistung lässt nach."

Honda-Teamkollege Pol Espargaro kam sturzfrei durch den ersten Testtag und landete im Klassement als Neunter direkt hinter Marquez. Nur 66 Tausendstel trennten die beiden, wobei Espargaro auf eine Zeitattacke mit weichen Reifen verzichtete.

Pol Espargaro

Pol Espargaro beendet den ersten Testtag nur knapp hinter Teamkollege Marquez Zoom

"Mit dem neuen Motorrad und Medium-Reifen war ich den Großteil des Tages Vierter", hält er fest. "Zum Ende haben viele den Softreifen aufgezogen und noch einmal gepusht. Das werden wir morgen versuchen, denn die eine schnelle Runde ist heutzutage sehr wichtig, um weit vorn in der Startaufstellung zu landen."

Espargaro setzt bei der Entwicklung auf Teamwork

Schon jetzt prognostiziert der Spanier, dass das Qualifying für Honda auch 2022 schwer werden dürfte. "Es gibt jede Menge Ducatis im Feld. Sie sind, wie wir heute an (Enea) Bastianini gesehen haben, auf einer schnellen Runde sehr stark." Der Gresini-Ducati-Pilot belegte am Samstag einen starken vierten Platz.

An der einen schnellen Runde will Espargaro dann am Sonntag und beim zweiten MotoGP-Test in Mandalika arbeiten. Am Samstag stand bei ihm das Testen im Vordergrund. "Es ist alles neu mit diesem Projekt. Insofern wird es Zeit in Anspruch nehmen. Aber der Anfang ist gemacht", resümiert der 30-Jährige zufrieden.

"Honda hat nicht nur für die beiden Werksfahrer zwei 2022er-Motorräder mitgebracht, auch die Satellitenfahrer nutzen das neue Modell. Das ist sehr wichtig. Wir haben im vergangenen Jahr verstanden, dass wir als Team zusammenarbeiten müssen. Das wird uns helfen, dieses Projekt gemeinsam aufzubauen."

"Marc, Alex (Marquez) und Taka (Nakagami) sind supertalentierte Fahrer - zusammen werden wir in diesen fünf Testtagen, von denen der erste absolviert ist, ein solides Motorrad für den Saisonstart bauen. Ich denke, wir haben heute gute Arbeit geleistet."