Yamaha-Technikchef Max Bartolini: "Das Gute von beiden Kulturen kombinieren"
Massimo "Max" Bartolini bringt viele Jahre Ducati-Erfahrung bei Yamaha ein - Als neuer Technikchef hat er die Bereiche identifiziert, die verbessert werden müssen
(Motorsport-Total.com) - Um wieder zu alter Stärke zurückzufinden, hat Yamaha auch die personellen Strukturen des MotoGP-Projekts verändert. Eine Schlüsselperson ist Massimo "Max" Bartolini, der in den vergangenen Jahren bei Ducati gearbeitet hat.
© Motorsport Images
Bis zu seinem Sturz fuhr Fabio Quartararo in Le Mans in den Top 10 Zoom
Seine Jobbezeichnung in Borgo Panigale lautete "Vehicle Performance Ingenieur". Bartolini galt als enger Vertrauter von Gigi Dall'Igna und kennt die Geheimnisse der Desmosedici bestens. Bei Yamaha ist Bartolini neuer Technikdirektor.
Er ist seit den Wintertests Anfang Februar im Team dabei. Zum neuen Projektleiter wurde Kazuhiro Masuda befördert. Er ist sozusagen die japanische Seite. Bartolini und Masuda arbeiten zusammen, um die europäische und die japanische Arbeitsweise zu verknüpfen.
"Nach 20 Jahren bei Ducati braucht man natürlich etwas Zeit, aber ich wurde von allen sehr willkommen geheißen", blickt Bartolini bei Sky Italien auf seine ersten Monate bei Yamaha zurück. "Es ist natürlich eine andere Kultur."
"Ich habe bisher immer für italienische Firmen gearbeitet und jetzt zum ersten Mal für eine japanische Firma. Bisher ist es gut gelaufen, auch wenn drei Monate relativ kurz sind. Wir sind uns alle bewusst, dass wir viele Dinge tun müssen."
Der Sprint in Jerez war mit Platz drei das bisher beste Ergebnis von Fabio Quartararo in dieser Saison. Wegen einer Reifendruckstrafe wurde es Rang fünf. Allerdings sind in diesem Sprint rund zwei Drittel des Feldes gestürzt.
Abgesehen davon war sein bestes Ergebnis in einem Grand Prix bisher Rang sieben in Portugal. Podestplätze aus eigener Kraft sind derzeit nicht möglich. Auch direkte Q2-Einzüge sind derzeit selten, zuletzt ist es Quartararo in Le Mans gelungen.
Rückstand ist schwierig zu reduzieren
"Generell haben wir die Bereiche identifiziert, die wir verbessern können", lautet Bartolinis Einschätzung. "Wie man sich vorstellen kann, ist es schwierig, einen Rückstand von sieben bis acht Zehntelsekunden aufzuholen."
"Wir arbeiten daran und produzieren Material. Wir versuchen meine europäische Erfahrung und die japanische Erfahrung zusammenzubringen. Das Ziel ist, das Gute von beiden Kulturen zu kombinieren und den Rückstand in angemessener Zeit zu reduzieren."
© yamaha
Nach 20 Jahren bei Ducati ist Max Bartolini zu Yamaha gewechselt Zoom
Speziell seit der Coronavirus-Pandemie sind die japanischen Marken in Rückstand geraten. Bartolini beschreibt das so: "In bestimmten Bereichen haben sie den Einfluss der Entwicklung der europäischen Hersteller unterschätzt."
Mit der personellen Umstrukturierung und der Erhöhung des Investments hat Yamaha die Zeichen der Zeit erkannt. Aber es dauert, um die verschlafene Entwicklung aufzuholen und das Paket in allen Bereichen in Details zu verbessern.
"Ich versuche zu verstehen, wie Yamaha funktioniert und versuche, die Stärken auszuloten", sagt Bartolini. "Die Zeiten sehen nicht so gut aus, aber wir haben unsere Stärken. Es ist klar, dass das Motorrad mit einer anderen Motor-Architektur immer anders sein wird."
"Viele Konzepte von Ducati, vor allem in Bezug auf die Fahrdynamik, sind hier schwierig umzusetzen. Aber andere Dinge sind gleich, wie die Aerodynamik-Balance und die Arbeit mit der Elektronik. Diese Erfahrungen kann man übertragen."
Fokus auf neues Aerodynamik-Paket
Seit den Wintertests arbeitet Yamaha an neuen Elektronik-Strategien, deren Umsetzung aber auch Zeit benötigt. Ein weiterer wichtiger Aspekt ist die Aerodynamik. Beim Montagstest in Jerez wurde ein komplett neues Aerodynamik-Paket getestet.
In dieser Woche setzten Quartararo und Alex Rins bei einem Privattest in Mugello die Arbeit damit fort. Ob die neue Aerodynamik schon beim kommenden Rennen in Barcelona zum Einsatz kommt, oder erst danach in Mugello, wurde von Yamaha bisher nicht bestätigt.
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Die neue Aerodynamik der Yamaha beim Montagstest in Jerez Zoom
"Man ändert damit nicht die Balance, sondern es geht darum, das Limit des Motorrads zu verändern", sagt Bartolini über die Aerodynamik. "Für einen Fahrer kann das Fahrgefühl mit der Aerodynamik gleich oder sogar schlechter sein."
"Weil es herausfordernder ist, das Limit zu finden. Die aktuellen MotoGP-Bikes sind so weit am Limit, dass der Unterschied mit einer effizienten Aerodynamik mehrere Zehntelsekunden betragen kann. Das zu quantifizieren ist schwierig."
"Aber wenn man die aerodynamischen Kräfte nicht ähnlich wie die Konkurrenz hinbringt, dann ist es schwierig, den Rückstand in anderen Bereichen aufzuholen. Die Aerodynamik ist heute notwendig." Mit Marco Nicotra hat Yamaha einen Aerodynamiker von Ducati abgeworben.
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