"Wie zum Teufel?": Laut Alex Marquez bremst Marc die Ducati wie die Honda
Laut Alex Marquez kann Bruder Marc den Honda-Bremsstil auch mit der Ducati fahren - Michele Pirro sieht keinen großen Unterschied zwischen GP23 und GP24
(Motorsport-Total.com) - In Jerez musste sich Marc Marquez im engen Duell mit Francesco Bagnaia nur knapp geschlagen geben. Seine Performance und dieser zweite Platz haben gezeigt, dass Marc Marquez seine Umstellung von Honda zu Ducati abgeschlossen hat und siegfähig ist. Das hat er bereits vor seinem Heimrennen festgehalten und dann auf der Strecke umgesetzt.
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Marc Marquez arbeitet mit Brembo an der Belastung der Vorderbremse Zoom
"Es ist wohl nur eine Frage der Zeit, bis es mit seinem ersten Sieg für Ducati klappt", glaubt ServusTV-Experte Alex Hofmann. "Marc sagt ja selbst, dass die Adaptierung abgeschlossen ist, er sich wohlfühlt und jetzt fahren kann, wie er will. Auch der Rest der Welt hat das mitbekommen."
Vor allem sein Bruder und Gresini-Teamkollege Alex Marquez, der in Jerez Vierter wurde, erlebt aus nächster Nähe, wie der sechsmalige MotoGP-Weltmeister mit der Ducati fährt. In der Analyse verrät Alex Marquez interessante Details.
"Marc hat einen bestimmten Bremsstil. Er hatte diese Stärke mit der Honda und es schien unmöglich, das mit der Ducati zu machen. Ich weiß nicht, wie er das zum Teufel gemacht hat, aber er hat auch jetzt diese Stärke", zeigt sich der jüngere Marquez verblüfft.
"Ich dachte, dass man das mit der Ducati nicht machen kann. Es ist dieser Punkt, wenn man sehr hart bremst und sehr schnell in die Kurve fährt. Dieses Motorrad vermittelt einem weniger Feedback."
"Die Honda war kritisch", weiß Alex Marquez aus eigener Erfahrung, "aber man wusste, was vorne passieren würde. Man verstand, was passierte. Mit der Ducati hätte ich nicht gedacht, dass man das tun kann, aber momentan macht er das."
"Wenn man sieht, dass jemand bei einem gewissen Punkt den Unterschied macht, dann versucht man sich darauf zu konzentrieren. Der Kurveneingang war im Vorjahr meine Schwäche und war es auch in Jerez. Es ist klar, dass ich mich auf diesen Bereich konzentrieren muss", so Alex Marquez.
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Alex Marquez sieht Marc mit der Ducati Dinge tun, die er nicht für möglich gehalten hätte Zoom
Auch Bagnaia zählt zu den härtesten Bremsern im Feld. Im Vorjahr verzichtete er im Gegensatz zu Jorge Martin und den anderen Ducati-Fahrern auf die neuere, längere Vordergabel von Öhlins. In diesem Jahr begann Bagnaia damit.
Aber er wechselte in Austin zurück auf die kürzere Version, die er immer noch für sein persönliches Gefühl bevorzugt. Kleine Details, die in erster Linie am individuellen Gespür des Fahrers liegen, wenn er das Motorrad am absoluten Limit bewegt.
Wirklich ein merkbarer Unterschied zwischen GP23 und GP24?
Wie groß ist der Unterschied der GP24 des Werksteams und von Pramac wirklich zur "alten" GP23 von Gresini und VR46? "Im Vorjahr konnte man mit dem 2023er-Motorrad das Gleiche machen wie 2022", findet Alex Marquez. "Die Unterschiede waren minimal."
"In diesem Jahr besteht zwischen GP23 und GP24 ein etwas anderer Trend. Deswegen versuchen wir, nicht so viele Referenzen von den Fahrern mit dem diesjährigen Motorrad zu nehmen. Auf manchen Strecken merkt man das stärker als auf anderen."
Alex Marquez geht ins Detail: "Es scheint, dass die GP24 etwas stabiler ist. Die Aerodynamik und der Motor haben vermutlich einen Einfluss darauf. Aber ich bin mir auch sicher, dass es Schwächen gibt. Generell scheint das 2024er-Paket aber besser zu sein."
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Ein extrem enges Duell in Jerez zwischen Marc Marquez und Bagnaia Zoom
In Jerez waren keine wesentlichen Unterschiede bei der Performance zu sehen, wie das Duell Bagnaia gegen Marc Marquez gezeigt hat. "Meiner Meinung nach sind die Unterschiede gering", sagt Marc Marquez deshalb.
"Wenn ich ihnen folge, kann ich keine Unterschiede bemerken. Ich kann ihnen mit dieser GP23 folgen und mit ihnen kämpfen, wenn ich gut fahre. Natürlich wird es Unterschiede geben, aber das muss man sie fragen, weil sie beide Motorräder gefahren sind."
Und was antwortet Bagnaia auf diese Frage? "Die Unterschiede zwischen den beiden Motorrädern sind sehr gering. Manche Dinge sind bei der GP24 besser als bei der GP23, aber bei anderen Dingen ist es umgekehrt."
Michele Pirro: Fähigkeiten zählen, nicht das Modell
Wäre das Duell in Jerez anders ausgegangen, wenn Bagnaia und Marc Marquez auf dem exakt gleichen Modell gesessen hätten? "Ich glaube, das Ergebnis in Jerez wäre gleich gewesen", findet der Weltmeister.
Dieser Einschätzung schließt sich Ducati-Testfahrer Michele Pirro an, der die Motorräder in- und auswendig kennt. "Ich persönlich ärgere mich, dass ständig über die Vergleiche zwischen den beiden Motorrädern gesprochen wird", so der Italiener bei GPOne.com.
"Natürlich ist die GP24 ein Fortschritt über die GP23. Was sollten wir sonst tun? Schlechtere Motorräder entwickeln? Aber ich möchte betonen, dass zwischen den Motorrädern keine halbe Sekunde liegt, wie manche Leute vielleicht denken wollen."
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Seit 2013 ist Michele Pirro bei Ducati der Testfahrer für die MotoGP-Prototypen Zoom
"In den letzten fünf Runden in Jerez hätte es keinen Unterschied ausgemacht, ob man eine GP23 oder eine GP24 fährt. Wenn man so am Limit ist, dann zählen das Handgelenk und alle Fähigkeiten, die man hat", betont Pirro.
Prinzipiell glaubt der erfahrene Testfahrer, dass Marc Marquez mit der Zeit noch fahrerisch mehr aus der GP23 herausholen kann: "Ich glaube, dass er die Ducati noch nicht komplett in seiner Hand hat. Es gibt noch Bereiche, die er erforschen und kennenlernen kann."
"Deshalb bin ich enttäuscht, wenn ich lese, dass Marc schon nach wenigen Rennen Updates bekommen sollte. Es scheint, als wäre die GP23 kein konkurrenzfähiges Motorrad, was sie nicht ist. Ich möchte betonen, dass Di Giannantonio im Vorjahr kein einziges Update für seine GP22 hatte."
"Aber er hat hart gearbeitet und am Ende der Saison um Podestplätze und Siege gekämpft", vergleicht Pirro und meint, dass Marc Marquez sich selbst noch mit der Ducati steigern wird können: "Marc ist wieder glücklich und hat Spaß. Ducati lässt ihn wiederaufleben. Das ist wichtiger als eine GP23 oder eine GP24."
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