• 03.05.2013 15:21

Wie Zeelenberg Lorenzo hilft

Yamaha-Teammanager Wilco Zeelenberg spricht über seine Aufgaben und analysiert die Kräfteverhältnisse der Saison 2013

(Motorsport-Total.com) - Jorge Lorenzo startete mit einem Sieg und einem dritten Platz in die Saison. Dadurch reiste der Spanier punktgleich mit Landsmann Marc Marquez zum Europaauftakt nach Jerez. Yamaha und Honda werden sich auch 2013 um den Titel duellieren. Mit Wilco Zeelenberg hat Lorenzo einen Trumpf in der Hinterhand. Als Yamaha-Teammanager versucht Zeelenberg dem amtierenden Weltmeister bestmöglich unter die Arme zu greifen. Im Interview spricht er über seine Arbeit.

Titel-Bild zur News: Jorge Lorenzo

Wilco Zeelenberg und Jorge Lorenzo ergänzen sich an den Rennwochenenden

Frage: "Verlief der Saisonstart wie gewünscht?"
Wilco Zeelenberg: "Ich würde sagen, dass er sogar besser war. Nach den ersten zwei Rennen führen wir punktgleich mit Marquez, was eine kleine Überraschung ist, weil wir Dani dort erwartet hätten. Für die Meisterschaft ist es toll, einen anderen Fahrer zu haben, der Casey ersetzt. Das haben wir gebraucht."

Frage: "Lorenzo ist ein ziemlich kompletter Fahrer. Hat er in dieser Saison einen weiteren Schritt gemacht?"
Zeelenberg: "Er steigert sich weiterhin, besonders bei der Einteilung des Wochenendes. Er ist ein bisschen ruhiger, nimmt sich mehr Zeit, um die Details für das Setup des Rennens zu besprechen. Man kann ganz klar sehen, dass es eine große Erleichterung war, dass er die beiden Meisterschaften gewonnen hat. Es ist auch eine große Erleichterung für ihn, für ein paar weitere Jahre verpflichtet zu sein. Es ist gut, diese Dinge unter Dach und Fach zu haben. Doch er ist noch nicht zufrieden. Er will mehr! Er ist noch hungriger, aber auf eine ruhigere Art und Weise."

Frage: "Was ist die größere Motivation für Lorenzo: Teamkollege Rossi oder Marc Marquez zu besiegen?"
Zeelenberg: "Ich würde sagen beides, da sticht keins hervor. Zuerst einmal möchte er der beste Yamaha-Pilot sein, zweitens der beste Spanier. Da Marc auf einem anderen Motorrad sitzt, ist es manchmal schwierig, die Situation zu beurteilen. Sicher möchte er alle besiegen."


Fotos: MotoGP in Jerez


Frage: "2012 war die M1 ziemlich stark und auf den meisten Strecken das Motorrad, das es zu schlagen galt. Ist es in diesem Jahr ähnlich?"
Zeelenberg: "In Katar haben wir mit sechs Sekunden Vorsprung gewonnen und in Austin waren wir drei Sekunden hinter Marc. Die Abstände sind nicht so groß, wir müssen sie also Strecke für Strecke neu analysieren. Es ist ziemlich besonders, dass dies bereits beim ersten und zweiten Rennen der Fall war. Honda hatte in Katar Schwierigkeiten und wir in Austin. Alle warten gespannt darauf, bis die Pakete auf einer Strecke gleich gut sind. Dann sehen wir hoffentlich vier oder fünf Fahrer, die gegeneinander kämpfen. Ich denke, darum geht es in dieser Klasse. Das ist es, was den Sport so attraktiv macht."

Frage: "Worauf konzentriert man sich in diesem Jahr bei der Entwicklung?"
Zeelenberg: "In diesem Jahr ist es von Strecke zu Strecke anders. Für 2013 wollten wir die Stabilität des Hecks verbessern, weil wir auf Bodenwellen in der vergangenen Saison Probleme hatten, wenn wir beim Beschleunigen waren. Der Kurveneingang und das Umlegen waren ebenfalls Problemzonen, doch das konnten wir über den Winter beheben."

Frage: "Hat sich deine Rolle in diesem Jahr verändert?"
Zeelenberg: "Meine Rolle entspricht größtenteils der aus dem Vorjahr. Ich konzentriere mich darauf, Jorge bestmöglich unter die Arme zu greifen. Ich habe Erfahrung darin, an der Strecke zu beobachten und dann zu besprechen, was ich gesehen habe. Manchmal braucht er das, damit er sich aufs Fahren konzentrieren kann und besser analysieren kann, wo er sich noch steigern kann. Er wird besser und besser auf der Strecke. Ich versuche ihm zu helfen und ihn bestmöglich zu unterstützen."

Jorge Lorenzo

Jorge Lorenzo gab sich in Austin mit den 16 Punkten für Platz drei zufrieden Zoom

Frage: "Kannst du ein Beispiel nennen, wie du ihm hilfst, wenn du ihn auf der Strecke beobachtest?"
Zeelenberg: "In Austin hatte Jorge Probleme in Kurve eins. Er konzentrierte sich immer darauf, schnell und spät einzubiegen. Am Ausgang musste er sich aber verbessern wegen dem Schwung und der Beschleunigung unseres Motors. In die erste Kurve in Austin geht es steil berghoch. Auf der einen Seite hängt die Kurve mehr als auf der anderen. Er fuhr die Kurve wie gewohnt an und bog spät ein, weil er auf dem Gipfel maximal umlegen wollte. Dabei verlor er permanent die Front. Wir schauten uns das an und analysierten es. Ich habe ihn zweieinhalb Meter weiter innen platziert. Mit einem zeitigeren Eingang machten wir einige Zehntelsekunden gut. Zudem wurde der Kurveneingang recht sicher. Solche Momente sind wichtig und können einen großen Unterschied ausmachen."

Frage: "Ihr seid nun zurück in Europa. Wir fühlt es sich an?"
Zeelenberg: "Casey gewann im vergangenen Jahr, es war also ein Honda-Sieg. In diesem Jahr hoffen wir, ein besseres Paket zu haben und es besser als in Austin zu machen. Wir denken, dass die Haftung besser sein wird als in Austin. Das ist ein Schritt in die richtige Richtung. Wir testeten hier im vergangenen Monat. Es lief gut. Mal sehen, was passiert."

Frage: "In Assen hast du dir das Rennen der Supersport-WM angesehen. Wie beurteilst du das Niveau. Hast du zukünftige Grand-Prix-Piloten entdeckt?"
Zeelenberg: "Ich denke schon. Die Jungs in der Supersport-WM, wie zum Beispiel Sam Lowes, befinden sich auf dem Niveau der Moto2 und vielleicht sogar ein bisschen tiefer in Richtung MotoGP. Die MotoGP wächst. Wir haben 24 Fahrer. Für die Zukunft ist also vieles möglich. Diese Fahrer werden nicht die normale MotoGP-Entwicklung über die Moto3 und Moto2 durchmachen. Es sit schwierig, das zu beurteilen. Doch mit Sicherheit sind sie schnell."