Wer letzte Nacht am schlechtesten geschlafen hat: Freddie Spencer

Die Entscheidungen der Rennkommissare sind weiterhin oft unverhältnismäßig und nicht nachvollziehbar - Die Kritik der Fahrer an Freddie Spencer ist nachvollziehbar

Liebe MotoGP-Fans

Titel-Bild zur News: Freddie Spencer

Seit 2019 ist Ex-Weltmeister Freddie Spencer Vorsitzender der Rennkommissare Zoom

der Klassiker in Jerez ist wie jedes Jahr ein Highlight im Kalender. Das packende Duell zwischen Francesco Bagnaia und Marc Marquez war atemberaubend! Dass Bagnaia in Spanien so dagegen gehalten hat, war ein großes Statement. Und dass Marquez aus eigener Kraft siegfähig ist, verspricht noch viele spektakuläre Rennen in diesem Jahr.

Nach dem Rennen waren die Rennkommissare Freddie Spencer, Andres Somolinos und Tamara Matko ein großes Gesprächsthema. Vor allem Ex-Weltmeister Spencer stand in der Kritik. Johann Zarco hat ihm direkt gesagt, dass er für diesen Job ungeeignet ist.

Nach diesen Diskussionen wurde der Franzose aus dem Büro der Rennkommissare geworfen. Aber es ist fast schon Tradition, dass die Rennkommissare mindestens einmal pro Jahr Thema unserer Montagskolumne sind.

Betrachten wir einige Situationen vom Rennwochenende. Manche Fahrer waren der Meinung, dass Brad Binder für die Situation im Sprint in Kurve 1 mit Marco Bezzecchi und Francesco Bagnaia eine Strafe bekommen hätte sollen.

Nach einer Untersuchung kamen die Rennkommissare zu dem Urteil, dass kein Fahrer Schuld hatte. Niemand war "zu ambitioniert" oder "zu aggressiv". Meiner Ansicht nach war das ein Rennunfall, wo sich einfach drei Motorräder am gleichen Punkt der Kurve getroffen haben.

Dann kam es in der Zielkurve zu einer Berührung zwischen Marquez und Joan Mir. Prinzipiell stimme ich Mir zu, dass Marquez noch kurz warten hätte sollen, denn auf der Zielgeraden wäre er wahrscheinlich ohnehin problemlos an der Honda vorbeigefahren.

Joan Mir

Nach dem Sprint war Joan Mir sauer wegen der Strafauslegung Zoom

Das Manöver von Marquez war schon eines mit der Brechstange. Die Rennkommissare sprachen eine Strafe aus, weil es durch die Berührung einen "unfairen Vorteil" gegeben hat, der zu einem Positionswechsel geführt hat.

Marquez musste sich um einen Platz zurückfallen lassen. Aber Mir ist durch diese Situation vom achten auf den elften Platz zurückgefallen. Er hat also mehr Boden verloren als Marquez durch die Strafe. Meiner Ansicht nach hätte man durchaus eine Long-Lap-Strafe aussprechen können.

Keine Strafen für Unfälle

Im Grand Prix war dann Kurve 5 der Schauplatz mehrerer Situationen. Zunächst krachte Aleix Espargaro Johann Zarco in die Seite und beide flogen ins Kiesbett. Später krachte Franco Morbidelli dort beim Überholversuch in die Seite von Jack Miller und beide stürzten.

In beiden Fällen entschieden die Rennkommissare auf Rennunfall. In der Anfangsphase ist es in Kurve 5 zu einer Berührung gekommen. Zarco versuchte innen Pedro Acosta zu überholen. Sie berührten sich, aber beide konnten weiterfahren.

Die Rennkommissare hätten dafür Zarco eine Strafe gegeben. Er hätte sich um eine Position zurückfallen lassen müssen. Da er im folgenden Sektor eine Position verloren hat (es war nicht im TV-Bild), haben die Rennkommissare die Strafe nicht ausgesprochen.

Johann Zarco

Johann Zarco sagte Freddie Spencer, dass er für den Job ungeeignet ist Zoom

Also halten wir fest. Wenn man jemanden berührt, dann gibt es eine Strafe. Wenn man einen Unfall auslöst und beide Fahrer ins Kiesbett stürzen, dann gibt es keine Sanktionen. Ist das verhältnismäßig?

Seit ewigen Zeiten fordern die Fahrer konstante und vor allem nachvollziehbare Entscheidungen. Damit klar geregelt ist, welche Konsequenzen welche Situationen im Zweikampf nach sich ziehen. Und das ist nach wie vor nicht der Fall.

Das ist umso wichtiger, weil wir vor allem in den Sprints oft sehen, dass aggressiv gefahren wird. Natürlich ist der Job der Rennkommissare nicht einfach. Bei vielen Situationen braucht man Bauchgefühl und es wird immer strittige Situationen geben.

Aber es kommt nicht von ungefähr, dass sich die Fahrer regelmäßig über Spencer beschweren, weil sie seine Strafauslegung nicht nachvollziehen können. Und es wird auch in Zukunft viele Diskussionen geben.


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Ein weiteres Thema betrifft die Reifendruckregel. Es gibt diese Regel und damit muss sie eingehalten werden, klar. Aber schon im vergangenen Jahr habe ich in unserer Kolumne betont, dass Vergehen rascher bekannt werden müssen.

Es kann nicht sein, dass wir zwei Stunden nach dem Rennen ein anderes Ergebnis erhalten. So wie nach dem Sprint, als fünf Fahrer eine Zeitstrafe bekommen haben. Die Offiziellen müssen das System verbessern, damit Vergehen direkt nach der Zieldurchfahrt feststehen.

Denn man stelle sich nur vor, Bagnaia und/oder Marquez hätten zwei Stunden nach dem Rennen eine Zeitstrafe erhalten. Die Fans befanden sich nach der tollen Party vor Ort auf dem Heimweg. Zuhause war der Fernseher längst abgedreht.

Dass Strafen erst so spät nach der Zieldurchfahrt bekannt werden, kann nicht im Sinne des Sports sein.

Ihr,


Gerald Dirnbeck

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