Thailand: Wer letzte Nacht am schlechtesten geschlafen hat

Für KTM läuft es seit der Sommerpause nicht mehr rund - Statt einem Jahr mit zwei WM-Titeln droht nun eine Saison ohne Titel und auf dem letzten Platz in der MotoGP

Titel-Bild zur News: Pit Beirer

Pit Beirer hatt seit diesem Sommer bereits einige sorgenvolle Nächte ... Zoom

Liebe Leser,

die MotoGP-Premiere in Thailand hatte an diesem Wochenende vor allem einen Gewinner: den Zuschauer! Obwohl der Kurs in Buriram auf dem Papier nicht den spektakulärsten Eindruck macht, sorgte der "Neuzugang" im WM-Kalender für drei sensationelle Rennen in allen Klassen. Von der Moto3 über die Moto2 bis zum Höhepunkt mit der MotoGP - den Fans wurde in allen Rennen etwas geboten.

Trotzdem gab es auch an diesem Wochenende wieder Verlierer. Da ist zum Beispiel ein Jorge Lorenzo, für den das Abenteuer Thailand bereits am Samstagmorgen wieder beendet war. Oder ein Dani Pedrosa, der eigentlich eines seiner besseren Rennen in diesem Jahr fuhr, am Ende aber nach einem Sturz wieder einmal nicht die Zielflagge sah. In der heutigen Kolumne gilt mein Fokus aber einem anderen Mann.

Die Rede ist von KTM-Motorsportchef Pit Beirer. Denn nicht nur die drei Rennen am Sonntag verliefen für KTM nicht nach Plan - und dürften Beirer eine unruhige Nacht beschert haben. Es ist eine Verkettung von Ereignissen, die den Österreichern das Leben bereits seit dem Sommer schwer macht. Und die dafür sorgen könnte, dass man in allen drei Klassen am Ende des Jahres ohne einen einzigen Titel dasteht.

Verletzungspech in der MotoGP

Fangen wir erst einmal mit der MotoGP an. Dort wartet KTM mittlerweile seit dem Sachsenring - dem letzten Rennen vor der Sommerpause - auf ein Top-10-Ergebnis. Magere sechs Zähler holten die Österreicher seitdem. Damit sind sie mit Abstand der schwächste Hersteller in diesem Zeitraum. Selbst Sorgenkind Aprilia, aktuell letzter der Herstellerwertung, holte seit dem Sachsenring 16 Zähler - mehr als doppelt so viele.

Überraschend kommt das nach den Verletzungen von Edel-Tester Mika Kallio (Sachsenring) und Pol Espargaro (Brünn und Aragon) nicht wirklich. Der Spanier ging seit der Sommerpause nur noch bei zwei Rennen an den Start (Aufgabe in Misano und Platz 21 in Thailand). Und auch der Ausfall des Finnen hat KTM hart getroffen, ist dadurch doch der gesamte Testplan für 2019 ordentlich durchgeschüttelt worden.


Fotos: KTM, MotoGP in Buriram


Alleine durch die Verletzungsserie und die Folgen dürfte Pit Beirer bereits in den vergangenen Wochen einige unangenehme Nächte gehabt haben. In der WM ist Aprilia - Letzter des Vorjahres - mittlerweile bis auf drei Zähler an KTM herangerückt und könnte die "rote Laterne" in diesem Jahr an die Österreicher abgeben. Doch es ist nicht nur das MotoGP-Vorzeigeprojekt, das Beirer und Co. aktuell Sorgen bereiten dürfte.

In Moto2 und Moto3 zurückgefallen

Auch in den kleinen Klassen läuft KTM aktuell Gefahr, die Saison mit komplett leeren Händen zu beenden. Rückblick: In Moto2 und Moto3 führten die KTM-Piloten Miguel Oliveira und Marco Bezzecchi die Weltmeisterschaften in den kleineren Klassen noch nach den Rennen in Brünn Anfang August an. Rund zwei Monate später haben die Österreicher auch in diesen beiden Serien an Boden verloren.

In der Moto2 holte Kalex-Pilot Francesco Bagnaia am Sonntag seinen dritten Sieg in den vergangenen vier Rennen, während Oliveira nur Dritter wurde. In der WM liegt der Portugiese nun 28 Punkte hinten. Ähnliches Spiel in der Moto3: Bezzecchi wurde am Sonntag unverschuldet zu Sturz gebracht, während WM-Rivale und Honda-Pilot Jorge Martin - trotz Verletzung - Vierter wurde.


Fotostrecke: Überblick: Das MotoGP-Fahrerfeld 2019

Valentino-Rossi-Schützling Bezzecchi fehlen nun ebenfalls 26 Punkte auf die Spitze. Und auch in den Konstrukteurswertungen der kleineren Klassen sieht es für KTM aktuell schlecht aus. In der Moto2 fehlen 62 Zähler auf Kalex, in der Moto3 sind es 51 Punkte Rückstand auf Honda. Und nach dem ersten Rennen der langen Asientour sind die Chancen für KTM, doch noch irgendeinen Titel mitzunehmen, noch einmal gesunken.

2018 eigentlich ein gutes Jahr - aber ohne Belohnung?

Das soll übrigens keinesfalls heißen, dass 2018 für die Österreicher eine schlechte Saison ist - im Gegenteil. In Moto2 und Moto3 feierte man in diesem Jahr bereits jeweils vier Siege. Zum Vergleich: 2017 war es in der kleinsten Klasse gerade einmal ein einziger Erfolg, in der mittleren immerhin drei. Die Formkurve zeigt in den kleineren Klassen also eindeutig nach oben. Trotzdem - oder vielleicht gerade deshalb - würde man sich sicher ärgern, wenn am Ende des Jahres kein Titel herausspringen sollte.

Ähnlich sieht es übrigens in der MotoGP aus. Mit aktuell 45 Punkten aus 14 Rennen (der ausgefallene Lauf in Silverstone nicht mitgezählt), steht KTM in der Königsklasse nur um einen Zähler schlechter da als im Vorjahr - und das trotz des Verletzungspechs. In Mattighofen wird man sicherlich darauf bedacht sein, diese positiven Fortschritte hervorzuheben. Schließlich handelt es sich in allen drei Klassen um langfristige Projekte.


Fotostrecke: Alle MotoGP-Weltmeister seit 2002

Trotzdem glaube ich, dass man am Ende des Jahres etwas frustriert wäre, wenn man die Saison ohne "Belohnung" in Form eines Titels (und in der MotoGP auf dem letzten WM-Platz) beenden würde. Nach den Rennen in Thailand hat man das aber nicht mehr in der Hand. Sowohl Oliveira als auch Bezzecchi können vier Rennen vor Ende nicht mehr aus eigener Kraft Weltmeister werden. Und solche Fakten helfen nicht gerade dabei, gut zu schlafen ...

Ihr


Ruben Zimmermann


Ruben Zimmermann