Wer letzte Nacht am schlechtesten geschlafen hat

WM-Kampf gelaufen, Stress in der Box - Maverick Vinales dürfte aktuell keine ruhigen Nächte haben - Langfristig könnte sich das Chaos aber eventuell auszahlen

Titel-Bild zur News: Maverick Vinales

Maverick Vinales hat aktuell vermutlich keinen Spaß mehr an seinem Job Zoom

Liebe Leser,

ich gebe es zu: Die Entscheidung, Maverick Vinales an diesem Montag schlecht schlafen zu lassen, ist eigentlich bereits vor dem Rennen in Brünn am Sonntag gefallen. Dass der Spanier dann auch noch stürzte, kommt mir bei dieser Kolumne zugegebenermaßen gelegen - der Anlass ist sein erster "Nuller" in der MotoGP-Saison 2018 allerdings nicht. Denn viel schlimmer ist das Chaos, das sich aktuell in der Yamaha-Box abspielt.

Doch der Reihe nach. Nachdem bereits seit Wochen und Monaten über die Trennung von Maverick Vinales und seinem Crewchief Ramon Forcada spekuliert wurde, ist das Ende der Zusammenarbeit nun - endlich - offiziell. Vinales wird ab 2019 wieder mit Esteban Garcia arbeiten, mit dem er 2013 bereits den Titel in der Moto3 gewinnen konnte. Klare Verhältnisse also bei Yamaha? Nicht ganz.

Denn Garcia steht aktuell noch bei KTM unter Vertrag, wo er Bradley Smith betreut. Bedeutet: Vinales und Forcada sollen noch bis Ende des Jahres zusammenarbeiten. Da stelle ich mir aber die Frage: Wie zum Teufel soll das bitte funktionieren!? Das Verhältnis zwischen Vinales und Forcada war schon lange angespannt. In Brünn eskalierte die Situation komplett, und der Spanier bekam von seinem Team einen Maulkorb verpasst. Fragen zur Lage der Nation? Von Yamaha nicht erwünscht.


Fotos: Maverick Vinales, MotoGP in Brünn


Saison nach Brünn endgültig gelaufen

Die sind aber eigentlich auch sowieso nicht mehr nötig. Das Vertrauensverhältnis zwischen Fahrer und Crewchief scheint nachhaltig zerrüttet zu sein. Und völlig egal, auf welcher Seite des Konflikts man steht: Es ist klar, dass es so eigentlich nicht weitergehen kann. Das katastrophale Abschneiden von Vinales in Brünn, als der Ex-Weltmeister am Samstag den Umweg über Q1 gehen musste und im Rennen stürzte, ist ein klarer Beleg dafür.

Vergleichen Sie das mal mit ihrem Privatleben. Das ist ungefähr so, als wäre die Beziehung zu ihrem Partner am Ende, die Trennung bereits beschlossen. Trotzdem einigen sie sich darauf, noch bis zum Ende des Jahres zusammen zu bleiben. Das kann natürlich niemals klappen. Und es dürfte für einige schlaflose Nächte sorgen. So ungefähr müsste sich Maverick Vinales aktuell fühlen.

Ramon Forcada

Ramon Forcada sorgte mit einem Interview für eine Menge Gesprächsstoff Zoom

Dass er so nicht Weltmeister werden kann, ist sowieso klar. Daher dürfte ihn die erste Nullnummer des Jahres prinzipiell auch gar nicht so sehr stören. 72 Punkte Rückstand auf Marc Marquez nach Brünn? Geschenkt, denn ich bin mir ziemlich sicher, dass Vinales die Saison 2018 mittlerweile sowieso schon abgeschrieben hat. An die Wende dürfte er nicht mehr glauben - unter den aktuellen Bedingungen relativ nachvollziehbar.

Wird 2019 alles besser?

Die viel entscheidendere Frage ist daher, ob sich das ganze Chaos am Ende auszahlt. 2019 wird für Vinales ein Neuanfang. Als er zu Yamaha kam, hat er mehr oder weniger die alte Crew von Vorgänger Jorge Lorenzo übernommen - inklusive Forcada. Die Arbeitsweisen der beiden scheinen aber einfach zu unterschiedlich zu sein. Das ist in den vergangenen Monaten mehr als deutlich geworden.

Und wie radikal Vinales in solchen Situationen sein kann, hat er bereits früh in seiner Karriere gezeigt. Als er 2012 in der Moto3 mit der Unterstützung durch seinen damaligen Arbeitgeber Avintia beziehungsweise Honda unzufrieden war, wollte er kurz vor Saisonende das Handtuch werfen und das Team verlassen. Lediglich aufgrund seiner vertraglichen Verpflichtungen fuhr Vinales das Jahr schließlich doch noch zu Ende.

Maverick Vinales

2012 wollte Vinales sein Team in der laufenden Moto3-Saison verlassen Zoom

Wirklich sympathisch kommt der Spanier bei der Geschichte - wie auch dieses Mal, als er Forcada seine "Entlassung" angeblich nicht persönlich mitgeteilt hat - nicht unbedingt weg. Aber: Es zahlte sich aus, denn ein Jahr später wurde Vinales damals - dann in Diensten von KTM - Weltmeister. Gut möglich also, dass er sich auch dieses Mal ein "reinigendes Gewitter" erhofft. Klar ist aber auch, dass er bis zur Saison 2019 vermutlich noch viele Nächte haben wird, in denen er schlecht schläft.

Und ob sich die Geschichte in diesem Fall tatsächlich - mehr oder weniger - wiederholt, werden wir frühestens in sieben bis acht Monaten wissen.

Ihr


Ruben Zimmermann


Ruben Zimmermann

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