Vom Windschatten angesaugt: Bagnaia wäre fast mit Di Giannantonio kollidiert

Trotz Niederlage gegen Di Giannantonio hat Francesco Bagnaia eine Hand am WM-Titel - Trotzdem mahnt er vor dem Druck beim Saisonfinale in Valencia

(Motorsport-Total.com) - Nach dem Grand Prix von Katar hat Francesco Bagnaia die besten Chancen auf eine erfolgreiche Verteidigung seines MotoGP-Weltmeistertitels. Der Ducati-Werksfahrer verlässt die vorletzte Station im Kalender mit 21 WM-Punkten Vorsprung auf Jorge Martin. Beim Finale in Valencia werden maximal noch 37 Zähler vergeben.

Titel-Bild zur News: Francesco Bagnaia

Francesco Bagnaia konnte in Kurve 1 in die Auslaufzone ausweichen Zoom

Auf dem Lusail-International-Circuit drehte sich die Situation an zwei Tagen komplett. Nach dem Sprint am Samstag machte Bagnaia einen "schlechten" Hinterreifen als Ursache für seine Probleme aus. Am Sonntag traf es Martin.

"Vielleicht ist ihm das Gleiche passiert, wie mir gestern", meint Bagnaia. "Leider müssen wir mit solchen Situationen umgehen. Man kann das nicht managen. Man bereitet das Wochenende perfekt vor. Dann startet das Rennen und es fühlt sich anders an. Das muss besser werden."

"Die Probleme werden größer, weil wir immer schneller und schneller werden. Eine Kleinigkeit beim Reifen kann große Auswirkungen haben. Gestern hatte ich das Glück, dass das Rennen nur elf Runden gedauert hat."

Für Bagnaia war der Unterschied zwischen Sprint und Grand Prix wie Tag und Nacht. Am Sonntag übernahm er beim Start die Führung und zog vorne weg. Nur Fabio Di Giannantonio konnte mithalten und seinen italienischen Landsmann schließlich auch besiegen.

"Ich habe mein Bestes geben. Mein Ziel war der Sieg, aber ich wollte nicht zu viel Risiko eingehen, weil es heute sehr wichtig war, WM-Punkte mitzunehmen", schildert Bagnaia das Duell aus seiner Sicht. "Ich hatte eine fantastische Pace. Dadurch konnte ich vorne wegfahren."

Francesco Bagnaia

Mit dem zweiten Platz ist Francesco Bagnaia letztendlich doch zufrieden Zoom

"Damit war klar, dass ich auf jeden Fall Zweiter sein würde. Das war sehr wichtig, weil Jorge beim Start Probleme hatte. 'Diggia' war immer hinter mir. Ich habe es versucht, aber es hat nicht gereicht." In der 19. Runde griff Di Giannantonio an und überholte Bagnaia.

Dann ging es auf die lange Zielgerade. Bagnaia wollte kontern, aber das ging komplett schief. "Ich habe wegen eines Fehlers verloren, den ich schon in der Vergangenheit gemacht habe. 2021 habe ich hier den gleichen Fehler mit Zarco gemacht. Normalerweise lerne ich aus meinen Fehlern."

"Ich wurde von seinem Windschatten angesaugt. Das kann heutzutage leider passieren. Ich hätte nicht erwartet, dass der Effekt so stark sein würde. Ich bin in diesem Moment erschrocken", gibt Bagnaia zu und betont: "Ich dachte, wir kollidieren und es wird ein Desaster."

Francesco Bagnaia, Fabio Di Giannantonio

Fabio Di Giannantonio bekommt vom Weltmeister Lob Zoom

"Aber ich konnte das Motorrad dann rutschen lassen, wodurch ich stärker bremsen konnte. Das war die einzige Möglichkeit." Er wich nach außen aus und nutzte die asphaltierte Auslaufzone. Da der Vorsprung groß genug war, fuhr Bagnaia als Zweiter weiter.

"Danach war ich ziemlich erschrocken und bin langsam zu Ende gefahren. 'Diggia' war das ganze Wochenende fantastisch", lobt er den Premierensieger. "Er war heute schneller. Aber ich bin trotzdem ein großartiges Rennen gefahren."

Zu "100 Prozent glücklich" ist Bagnaia nicht, weil er um den Sieg gekämpft hat, aber besiegt wurde. Trotzdem ist der Punktevorsprung auf Martin nun eine "große Erleichterung". "Insgesamt bin ich sehr zufrieden", lautet sein Katar-Fazit.

WM-Duell: Mehr Spielraum für Bagnaia

Wusste er im Rennen, wie weit hinten Martin war? "Nein, mein Team hat mir nichts mitgeteilt. Ich dachte, dass er Vierter sein würde. Ich wusste nicht, dass er so weit hinten war. Es ist fantastisch. Ich reise erleichtert nach Valencia."

Es ist alles angerichtet für Bagnaias zweiten WM-Titel in der Königsklasse. Aber er erinnert sich an das vergangene Jahr, als der Vorsprung auf Fabio Quartararo noch größer war und es doch ein verkrampftes Wochenende wurde.

"Ja, ich kann mich an mein Gefühl im vergangenen Jahr erinnern", sagt der Ducati-Fahrer. "Damals hatte ich 23 Punkte Vorsprung. Ich habe damals den Druck gespürt. In diesem Jahr ist es anders. Ich glaube, ich werde die Situation einfacher managen."

Jorge Martin, Francesco Bagnaia

Francesco Bagnaia hat eine besser Ausgangsposition als Jorge Martin Zoom

"Jorge wird komplett attackieren müssen. Ich muss auch pushen, werde aber mehr Spielraum haben. Deswegen bin ich in der besten Situation. Wenn man anfängt darüber nachzudenken, wie man es managen kann, dann ist das nicht ideal, wenn man Druck hat."

"Ich muss fokussiert bleiben und die gleiche Routine wie an einem normalen Wochenende verfolgen. Am meisten mache ich mir über das Wetter Sorgen, denn am 26. November weiß man nie, was passieren kann. Drücken wir die Daumen."

Ist es gegen Martin das schwierigste WM-Duell für Bagnaia in seiner bisherigen Karriere? "Ja, es ist die schwierigste WM. Auch, weil ich in diesem Jahr viele Fehler gemacht habe. Ich hätte schon viel mehr Punkte haben können."

"Wenn man gegen einen Fahrer kämpft, der so schnell und explosiv ist, dann ist es nicht einfach. Er fährt das gleiche Motorrad und kann sich alle Daten ansehen. Im Vergleich zum Vorjahr ist es viel schwieriger. Ich denke, wir managen die Situation gut, weil ich am Sonntag immer stark bin. Für das nächste Jahr muss ich das Gefühl am Samstag verbessern."

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