• 14.08.2016 20:28

  • von Juliane Ziegengeist und David Emmett

Valentino Rossi: Kampf um Platz drei war zu riskant

Nach seinem fulminanten Qualifying reicht es für Valentino Rossi in Spielberg nur für Rang vier - Bremsen bereiten dem MotoGP-Star Probleme

(Motorsport-Total.com) - Noch im Qualifying zum Großen Preis von Österreich 2016 war Valentino Rossi erster Verfolger von Andrea Iannone gewesen und hatte mit Startplatz zwei eines der besten Samstagsergebnisse seiner Saison verzeichnen können. Im Rennen auf dem Red Bull Ring in Spielberg war gegen die Ducati und auch Yamaha-Teamkollege Jorge Lorenzo kein Kraut gewachsen. Zwar setzte der Italiener in den ersten Runden immer wieder Attacken, musste sich in der Führungsgruppe aber schließlich als Vierter einordnen.

Titel-Bild zur News: Jorge Lorenzo, Valentino Rossi

Valentino Rossi riskierte in Spielberg keinen finalen Angriff gegen Jorge Lorenzo Zoom

"Mein Ziel war es, aufs Podium zu fahren", gibt Rossi zu, "aber letztlich waren das Rennen und das Wochenende ziemlich gut. Auf den Sieg haben mir nur drei Sekunden gefehlt, die Ducatis waren nicht so weit weg." Am meisten ärgerte ihn daher auch nicht die Ducati-Dominanz, sondern dass Teamkollege Lorenzo vor ihm ins Ziel kam: "Er war nun mal schneller. Ich hatte die Situation nicht zu 100 Prozent unter Kontrolle und hätte zu viel riskieren müssen, um zu überholen."

Zum erhofften Kampf um Platz drei kam es deshalb nicht. "Immer, wenn ich versucht habe, näher ranzukommen, sind mir Fehler unterlaufen. Deshalb wurde es am Ende nur der vierte Platz", gibt sich Rossi geschlagen. Vor allem beim Anbremsen und am Kurvenausgang machte ihm seine Yamaha zu schaffen. Das Team hatte die Balance des Motorrads geändert, um die Haltbarkeit des Hinterreifens zu verbessern, doch das bereitete Rossi mit der Front im Rennen zusehends Schwierigkeiten.

Valentino Rossi scherzt: "Dafür bin ich zu alt"

"Das Vorderrad hat beim Bremsen blockiert. Ich habe ein paar Mal versucht zu attackieren, aber irgendwann wurde es zu gefährlich", erklärt der 37-Jährige. "Auch die Temperatur der Bremsen war ein Problem, nachdem ich eine Weile hinterhergefahren bin. Die Leistung der Bremse war daher nicht bei 100 Prozent. Aber das größere Problem war der Grip vorne." Dennoch zeigt sich Rossi mit der Gesamtperformance zufrieden: "Wir waren konkurrenzfähig und können wichtige Punkte mitnehmen."

Und das auf einer Strecke, die nicht unbedingt die beste für die Yamahas ist. Noch während der Testfahrten im Juli lag man eine Sekunde hinter Ducati zurück, am Rennwochenende lief es im Vergleich deutlich besser. "Im Test habe ich vor allem an der Rennpace gearbeitet. Sie war ähnlich wie heute", weiß Rossi. Zum Rückstand am Sonntag erklärt er schmunzelnd: "In der letzten halben Stunde kommt es darauf an, wie viel du bereit bist zu riskieren und deine eigenen Zeiten zu unterbieten. Dafür bin ich zu alt."


MotoGP in Spielberg

Drei Sekunden hinter der Spitze ins Ziel gekommen zu sein, wertet der neunfache Champion als tolles Ergebnis und erkennt an, dass die Ducatis diesmal in einer anderen Liga fuhren, auch wenn das Rennen nicht sehr schnell gewesen sei. "Ich denke auch, weil die Ducatis zu Beginn ein bisschen gespielt haben, um Reifen zu schonen und Benzin zu sparen. Wir waren zwar dran. Aber sie konnten immer ein wenig pushen und hatten so einen Vorteil", analysiert der Yamaha-Pilot.

MotoGP 2016: Rossi will auch für Platz zwei alles geben

Was die Reifenwahl angeht, hatte vor allem Andrea Iannone überrascht und sowohl vorn als auch hinten auf die jeweils weichere Mischung im Vergleich zur Konkurrenz gesetzt. Rossi wollte das kaum glauben: "Hinten haben wir alle denselben Reifen benutzt. Das ist nicht wahr. Er hat wie alle den harten Hinterreifen benutzt." Tatsächlich switchte der Ducati-Pilot aber in letzter Sekunde doch auf die Medium-Mischung hinten und wurde damit gegen Rennende schneller und schneller.


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"Ducati hatte die Reifen an diesem Wochenende besser unter Kontrolle. Sie sahen schon am Ende jedes Trainings ein wenig besser als unsere aus", gibt Rossi zu, der vorn auf Medium und hinten auf Hard fuhr. Der Softreifen wäre im Rennen nur für vorn eine Option gewesen. "Vielleicht hätte dann das Vorderrad weniger blockiert", mutmaßt er, "aber wir haben uns anders entschieden". Immerhin kam der Italiener vor dem WM-Führenden Marc Marquez (Honda) ins Ziel und machte Punkte gut.

"Ich bin sehr glücklich, denn ich konnte zwei Punkte aufholen. Wenn wir 100 Rennen haben, kann ich die Weltmeisterschaft gewinnen", scherzt er mit Blick auf seinen Rückstand. "Aber Spaß beiseite. Natürlich ist es gut, vor Marquez ins Ziel zu kommen. So müssen wir weitermachen. Auf anderen Strecken wird die Situation wieder anders aussehen. Aber wir versuchen, schnell zu bleiben. Es ist schwer, ihm viele Punkte abzunehmen, aber die Saison ist lang. Wir müssen das Maximum geben, auch für den zweiten Platz."