Thailand: Wer letzte Nacht am besten geschlafen hat

Warum die MotoGP-Saison 2019 die beste von Marc Marquez war und ein Ende der Erfolgsserie nicht in Sicht ist - Und Thailand das beste Beispiel dafür war

Titel-Bild zur News: Marc Marquez

Zum achten Mal in zehn Jahren krönte sich Marc Marquez zum Weltmeister Zoom

Liebe Motorradfreunde,

ob Marc Marquez nach seinem großen Triumph in Thailand wirklich gut geschlafen hat, mag ich zwar bezweifeln, denn es gab bestimmt eine große Party. Auch wird er noch die Nachwehen von seinem heftigen Sturz im Freitagstraining spüren. Aber insgesamt wird sein Gefühl super gut sein, denn das große Ziel in diesem Jahr ist erreicht.

Sechsmal MotoGP-Weltmeister und insgesamt achtmal Motorrad-Weltmeister. Dieses Jahrzehnt ist eindeutig die Ära von Marc Marquez. Und das Rennen in Thailand hat genau gezeigt, warum das so ist. Wie viele Fahrer hätten sich in der gleichen Situation einfach damit begnügt, den zweiten Platz locker nach Hause zu fahren und kein unnötiges Risiko einzugehen?

Sieg über Quartararo für Marquez wichtig

Aber Marquez will immer gewinnen. Dieser unbändige Siegeswille macht ihn aus. Und dieser Hunger nach Siegen ist noch lange nicht gestillt. Er ist genauso motiviert wie im Jahr 2010, als seine Erfolgsserie in der 125er-Klasse begonnen hat. Und dass er unbedingt Fabio Quartararo schlagen wollte, hat auch einen psychologischen Effekt.

Marquez sagt seit Wochen, dass der Franzose langfristig sein neuer Gegner sein wird. Deshalb will er so lange wie möglich verhindern, dass Quartararo seinen ersten Sieg feiert. In Misano und jetzt in Buriram hat Marquez dem Youngster gezeigt, dass er der Chef auf der Strecke ist. Die Rivalität der beiden wird uns in Zukunft noch oft beschäftigen, denn vom reinen Speed her ist Quartararo ein wirklicher Gegner für Marquez.

Marc Marquez, Fabio Quartararo

So wie in Misano schaffte es Marquez erneut, Quartararo in Schach zu halten Zoom

Aber um Marquez tatsächlich über eine Saison herausfordern zu können, dafür ist es wohl noch ein weiter Weg. Wenn man praktisch immer Erster oder Zweiter wird, dann müsste ein Gegner von Marquez umgekehrt immer Erster und Zweiter werden, um überhaupt eine Chance zu haben. Und ob Quartararo oder irgendein anderer Fahrer auf dieses Level kommt, um in jedem Rennen mit Marquez um den Sieg kämpfen zu können, wird es wohl noch dauern.

Marquez zeigt keine Schwächen

Ich glaube, dass 2019 auch die bisher beste Saison von Marquez war. Mit Ausnahme von Assen konnte er in jedem Rennen um den Sieg kämpfen. Und diese Souveränität, die er an jedem Rennwochenende gezeigt hat, ist absolut beeindruckend. 2014 hat er zwar die ersten zehn Rennen am Stück gewonnen, aber insgesamt zeigte er in diesem Jahr eine deutlichere Überlegenheit gegenüber allen anderen Fahrern.

Und die Honda ist bestimmt nicht das beste Motorrad im Feld. Sie passt perfekt zu Marquez, aber auch er sagte immer wieder im Rahmen von Testfahrten, dass es Probleme gibt und Honda arbeiten muss. Wie sehr er manchmal wirklich mit der Honda kämpfen muss, ist schwierig zu beurteilen, denn Marquez versucht nie eine Schwäche zu zeigen. Das war auch am Freitag nach seinem Highsider der Fall, als er sich überhaupt nicht anmerken lassen wollte, wie stark die Schmerzen tatsächlich waren.

Marc Marquez

Die Motivation und der Siegeswille sind bei Marquez ungebrochen Zoom

Schwächen sind bei ihm kaum noch auszumachen. Die Sturzrate in den Trainings hat er in diesem Jahr deutlich reduzieren können. Die Konstanz im Qualifying ist auch gegeben. Zweimal startete Marquez aus der zweiten Reihe, ansonsten immer von der ersten. Seine Starts sind auch immer konstant gut, wodurch er viele Rennen von vorne diktieren konnte. Und viele Fehler hat er in den Rennen auch nicht gemacht. Deswegen würde ich behaupten, dass wir derzeit den besten Marquez aller Zeiten sehen. Die Konkurrenz konnte ihn zwar hier und da herausfordern, aber insgesamt gesehen waren alle anderen chancenlos.

Und ein Ende ist nicht in Sicht. Sollte sich Marquez nicht schwerer verletzen und einige Zeit pausieren müssen, dann wird das im nächsten Jahr so weitergehen. Sicherlich sprechen manche MotoGP-Fans von Langeweile. Aber wir sollten alle den Hut vor seiner Leistung ziehen und Spaß an seinem spektakulären Fahrstil und seinen tollen Überholmanövern haben. Denn über die Marquez-Ära wird man noch in 50 Jahren sprechen. Und wir sind alle live dabei!

Ihr,

Gerald Dirnbeck