Suzuki: Die Details zum MotoGP-Projekt

Suzuki will in drei Jahren um den WM-Titel kämpfen: Bis dahin ist es aber noch ein langer Weg, denn es gibt noch viel Arbeit - Die Details zum Comeback von Suzuki

(Motorsport-Total.com) - Suzuki kehrt 2015 mit einem neuen Prototypen in die MotoGP zurück. Die erste MotoGP-Ära war nicht von Erfolg gekrönt. Diesmal wirft der japanische Hersteller viel in die Waagschale, um ein konkurrenzfähiges Motorrad zu entwickeln. Der Wildcard-Auftritt von Randy de Puniet in Valencia war nicht vielversprechend, denn die GSX-RR war auf der Geraden das langsamste Motorrad und es gab auch Schwierigkeiten mit der Zuverlässigkeit. Auf Suzuki wartet noch viel Arbeit, doch auch nach mehr als einem Testjahr ist es noch ein junges Projekt.

Titel-Bild zur News: Davide Brivio und Satoru Terada

Davide Brivio (li). und Satoru Terada (re.) erläutern die Details des Suzuki-Projektes Zoom

Bis zu den ersten richtigen Wintertestfahrten in Malaysia (Sepang) im Februar will Suzuki viele Details des Motorrades überarbeiten. Die beiden Werksfahrer Aleix Espargaro und Maverick Vinales sahen nach dem ersten Testtag Potenzial und positive Aspekte der GSX-RR, aber auch noch Schwachpunkte. MotoGP-Projektleiter Satoru Terada und Teammanager Davide Brivio erläutern die Details und die Ziele von Suzuki.

Der Motor und die Zuverlässigkeit
Der Wildcard-Einsatz von Randy de Puniet beim Saisonfinale in Valencia hat zwei Schwachpunkte gezeigt: Auf der Geraden war die Suzuki GSX-RR das langsamste Motorrad. Auch beim ersten Testtag war Aprilia mit dem neuen pneumatischen Motor etwas schneller als Suzuki. Außerdem gab es im Laufe des Rennwochenendes einige technische Defekte. Im Training verrauchte ein Motor spektakulär.

"Unser Motor funktioniert auf dem Prüfstand sehr gut, aber im Laufe des Wildcard-Wochenendes hatten wir einige Probleme", sagt Technikdirektor Terada. "Wir werden sicher noch mehr Speed und mehr Power finden. Ich glaube, dass unser Bike kein schlechtes Potenzial hat. Wir wissen, was mit dem Motor los war, aber wir hatten noch nicht die Zeit, um das Problem zu lösen. Bis Sepang ist es sicherlich erledigt."

Aleix Espargaro

Aleix Espargaro lobte vor allem das gute Chassis und das Handling der GSX-RR Zoom

Suzuki reduzierte für Valencia die Motorleistung, um bei der Zuverlässigkeit auf der sichereren Seite zu sein. Im Triebwerk steckt mehr Potenzial. "Wir haben die Leistung im Vergleich zum Prüfstand zurückgefahren, um die Zuverlässigkeit zu gewährleisten", bestätigt Teammanager Brivio. "Wenn das gelöst ist, können wir wieder mehr Leistung freigeben." Terada bezeichnet den Motor und die Zuverlässigkeit derzeit als größten Schwachpunkt des Motorrades.

Im Gegensatz zur ersten MotoGP-Ära hat sich Suzuki nun für einen Reihenvierzylinder mit pneumatischen Ventilen entschieden. Man geht den gleichen Weg wie Yamaha. "Für Suzuki sind die Rennaktivitäten sehr wichtig", so Terada. "Wir haben bei den Serienmotorrädern keinen V-Motor. Deshalb haben wir uns für einen Reihenmotor entschieden." Allerdings gibt er zu Bedenken: "Es ist schwieriger, die Leistung mit einem Reihenvierzylinder im Vergleich zu einem V4 zu finden."

Das Seamless-Getriebe
Um in der MotoGP erfolgreich zu sein, muss man ein Getriebe ohne Zugkraftunterbrechung haben. Honda hat das Getriebe revolutioniert und auch Ducati verfügt über ein Seamless-Getriebe. Yamaha hat weiterhin Nachholbedarf, denn nur hochschalten funktioniert ohne Zugkraftunterbrechung. Herunterschalten funktioniert bei der M1 auf herkömmliche Art und Weise. Valentino Rossi hofft, dass er beim Sepang-Test im Februar ein komplettes Seamless-Getriebe testen kann.

Suzuki ist in Valencia noch ohne Seamless unterwegs. "Das Getriebe wird entwickelt. Wir wollen es sobald wie möglich einsetzen", bestätigt Terada. "Unser Ziel ist, dass es zum Saisonstart bereit ist. Wir testen damit bereits auf dem Prüfstand." Und Brivio ergänzt: "Das Getriebe braucht Zeit, denn bevor man es auf der Strecke einsetzen kann, muss es viele Tests durchlaufen. In diesem Stadium befinden wir uns."

Suzuki Medien

Großer Medienandrang bei der Suzuki-Pressekonferenz in Valencia Zoom

Die Elektronik
In der ersten MotoGP-Ära arbeitete Suzuki mit Mitsubishi-Elektronik. Auch die ersten Testfahrten mit der neuen GSX-RR wurden noch mit Mitsubishi durchgeführt. Im Laufe des Jahres rüstete Suzuki dann auf Magneti Marelli um. Das war kein einfaches Unterfangen. "Sehr schwierig. Wir haben viel Erfahrung mit dem Mitsubishi-System. Magneti Marelli ist für uns neu", sagt Terada. "Wir haben viel Zeit für die Entwicklung gebraucht. Es ist eine leistungsstarke ECU und wir kennen mittlerweile die Möglichkeiten. Das Zusammenspiel zwischen Motor und Elektronik ist sehr komplex."

Warum 2015 das Comeback?
Ab der Saison 2016 gilt in der MotoGP ein neues Reglement. Außerdem wird dann Michelin der exklusive Ausrüster der Königsklasse. Warum kommt Suzuki nicht erst 2016 zurück? "Unser Plan war ursprünglich, schon 2014 zurückzukommen", erinnert Brivio. "Dann haben wir es um ein Jahr verschoben. Wir können das Comeback aber nicht in alle Ewigkeit verschieben. Man kommt zurück und arbeitet mit den gegenwärtigen Regeln. Dann bereitet man sich wie die anderen Hersteller auf die zukünftigen Regeln vor."

Maverick Vinales

Mit Maverick Vinales hat sich Suzuki eines der größten Talente gesichert Zoom

Bereits mit Michelin getestet
Randy de Puniet fährt in der nächsten Saison für Crescent-Suzuki in der Superbike-WM. Er bleibt aber dem MotoGP-Projekt als Testfahrer erhalten. Im kommenden Jahr wird er viel mit den Michelin-Reifen testen. Japanische Testfahrer sind bereits mit den französischen Reifen gefahren. "Es ist anders", meint Terada. " Der Fahrer fühlte keinen großen Unterschied und auch die Rundenzeiten sind ähnlich wie mit den Bridgestone-Reifen."

Aleix Espargaro lobte nach seinem ersten Testtag das Suzuki-Chassis. Vor allem das Lenk- und Kurvenverhalten sollen sehr gut sein. Dieser Bereich ist im Vergleich seit Jahren die entscheidende Schwachstelle von Ducati. Wird Suzuki für die Michelin-Reifen 2016 ein neues Chassis entwickeln müssen? "Nein, das denke ich nicht", meint Terada. "Ich glaube, wie können das Chassis an Michelin anpassen."


Fotos: MotoGP-Test in Valencia, Montag


Der Zeitplan zum Erfolg:
In der ersten MotoGP-Ära konnte Suzuki nur ein Regenrennen gewinnen. Der letzte WM-Titel stammt noch aus der 500er-Zeit (Kenny Roberts jun.; 2000). Suzuki kehrt nun in die Königsklasse zurück, um wieder an die großen Erfolge der Vergangenheit anzuknüpfen. "Es ist noch ein neues Projekt und eine große Herausforderung für Suzuki. Unser Ziel für nächstes Jahr ist, dass wir um Podestplätze kämpfen können", legt Terada die Latte hoch. "In drei Jahren wollen wir dann ein Herausforderer für den WM-Titel sein."

Kundenmotorräder:
Schon in der ersten MotoGP-Ära gab es keine Kundenmotorräder von Suzuki. Auch 2015 wird es nur die zwei Bikes im Werksteam geben. Derzeit gibt es keine Pläne, ein zweites Team auszurüsten, wie Brivio erklärt: "Bei Suzuki hat es schon immer ein Werksteam gegeben. Wir wollen mit zwei Motorrädern weitermachen, aber in Zukunft wird sich die Dorna wünschen, dass wir zwei Satelliten-Bikes einsetzen. Für 2015 und 2016 ist das schwierig, weil wir viele Ressourcen für die Entwicklung brauchen. Über die Zukunft müssen wir nachdenken, ob wir uns das leisten können. Ich denke, dass die Dorna möchte, dass jeder Hersteller vier Motorräder einsetzt."

Suzuki-Motorhome

Suzuki ist seit dem Valencia-Wochenende wieder prominent im Fahrerlager vertreten Zoom

Kein Hauptsponsor
Es ist kein Hauptsponsor auf der Suzuki zu sehen. Die GSX-RR ist im Design der Firma gehalten. "Unsere Firma will mit dem MotoGP-Engagement die Marke Suzuki promoten", erklärt Terada. Das Engagement in der MotoGP ist ein wichtiges Marketinginstrument für jeden Hersteller. "Die neue GSX-R und auch andere Modelle haben das gleiche Farbdesign wie das MotoGP-Bike", verweist Brivio auf die Verbindung zur Serie. "Dafür spricht auch der Name GSX-RR."

"Wir wollen zwischen den Serienmodellen und der MotoGP eine enge Verbindung herstellen. Die MotoGP-Technologie wird auch den Entwicklern für Serienmodelle zur Verfügung stehen. Suzuki kehrt in einem wirtschaftlich schwierigen Umfeld in die MotoGP zurück. Das unterstreicht das Engagement. Außerdem ist die Begeisterung in der Firma, bei Händlern und natürlich auch bei den Fans groß. Natürlich hofft man am Ende darauf, dass die Verkaufszahlen steigen."