• 22.05.2017 09:29

  • von Juliane Ziegengeist & David Emmett

Suzuki: Andrea Iannone übt sich in Zweckoptimismus

Zwar sichert sich Suzuki in Le Mans Punkte, bleibt aber weiter unter den eigenen Erwartungen - Andrea Iannone: "Ich konnte nicht hundertprozentig pushen"

(Motorsport-Total.com) - Er war ein schwieriges Wochenende: Das hat man bei Suzuki in der noch jungen MotoGP-Saison 2017 schon allzu oft gehört. Auch beim Großen Preis von Frankreich fuhr der Hersteller hinterher. Andrea Iannone kam auf Rang zehn ins Ziel. Definitiv keine Position, auf der sich Suzuki wiederfinden will. Ersatzfahrer Sylvain Guintoli, der für den dauerverletzten Alex Rins einsprang, holte auf Rang 15 dank zahlreicher Ausfälle noch einen WM-Punkt.

Titel-Bild zur News: Andrea Iannone

Andrea Iannone hadert weiter mit seiner Suzuki und fährt in Le Mans auf Platz zehn Zoom

Damit steht Suzuki nach fünf Saisonrennen bei gerade einmal 25 Zählern. Zum Vergleich: Im vergangenen Jahr hatte das Team zum gleichen Zeitpunkt bei 91 Punkten - damals mit Maverick Vinales und Aleix Espargarao. Doch Iannones Ausfälle in Katar und Jerez sowie Rins' Verletzungspech warfen den Hersteller weit zurück. Doch auch abgesehen davon fehlt es derzeit an der nötigen Pace, um sich auch nur annähernd im Spitzenfeld platzieren zu können.

Iannone gibt zu, mit Platz zehn in Le Mans alles andere als zufrieden zu, übt sich jedoch in Zweckoptimismus. "Nach unserem Qualifying (Startplatz 17; Anm. d. R.) ist das kein schlechtes Ergebnis. Ich konnte sieben Positionen gutmachen. Im Rennen war es dennoch schwierig. Ich konnte nicht hundertprozentig pushen, denn als ich versuchte, mehr zu pushen, wurde das Risiko eines Sturzes zu groß", erklärt der Italiener.

Iannone auf der Bremse zu schwach

Dabei krankte es gleich an mehreren Stellen: "In den ersten Runden des Rennens war die Beschleunigung mit vollem Tank schlecht. Danach wurde es Runde für Runde besser. Das müssen wir analysieren", sagt Iannone. Außerdem habe er Probleme, das Tempo am Bremspunkt hinreichend zu reduzieren: "Auch was das Vorderrad angeht, hatte ich von Beginn an Probleme auf der Bremse. Ich komme mit Highspeed in den Kurven an."

Weil er am Bremspunkt einfach nicht stark genug sei, könne er nur schwer überholen, und verliere zusätzlich beim Aufrichten des Bikes, erklärt der 27-Jährige weiter. Zwar gebe es Fortschritte, diese seien aber zu klein: "In jedem Rennen sind wir schneller gefahren und verbesserten die Rundenzeit im Vergleich zum Vorjahr. Aber es ist wichtig, dass wir uns noch mehr steigern. Denn auch die anderen sind schneller geworden und haben sich stärker verbessert als wir."

Auch nach fünf Saisonrennen fehlt ihm das nötige Vertrauen und Gefühl mit der GSX-RR. Doch noch übt sich Iannone in Durchhalteparolen. Was bleibt dem Italiener auch anderes übrig. "Im Moment sind wir natürlich nicht glücklich, keiner hier im Team", gibt er zu, "aber wir arbeiten weiter daran, das Motorrad Schritt für Schritt zu verbessern, und müssen unseren Fokus behalten. Dann werden wir dem Spitzenfeld stetig näher kommen."


Fotos: Suzuki, MotoGP in Le Mans


Instabiles Wetter machte Suzuki Probleme

Technikdirektor Ken Kawauchi und Teammanager Davide Brivio machen für das magere Abschneiden in Le Mans vor allem die Bedingungen während des Wochenendes verantwortlich. "Ich glaube, wir haben mehr Zeit als unsere Konkurrenten gebraucht, das Motorrad anzupassen", sagt Kawauchi. "Das instabile Wetter hat unsere Arbeit beeinträchtigt. Wir konnten den Fahrern kein Set-up bereitstellen, mit dem sich sich wohlfühlten."

Auch Brivio räumt ein: "Die verschiedenen Wetterbedingungen haben unsere Arbeit und Performance mehr gestört als die anderen. Wir konnten Andrea kein gutes Paket geben, mit dem er in der Lage war zu pushen, wie er wollte." Der Italiener hofft daher auf stabileres Wetter in Mugello, einer der Lieblingsstrecken von Iannone, der in vergangenen zwei Jahren dort Zweiter (2015) und Dritter (2016) wurde, damals mit Ducati.

Sylvain Guintoli

Sylvain Guintoli holte in Le Mans einen Punkt und wird auch in Mugello fahren Zoom

An das Potenzial von Maschine und Fahrer glaubt Brivio auch weiterhin. Gegenüber 'Autosport' betont er: "Andrea hat schon um Podien gekämpft und ein Rennen gewonnen. Und unser Motorrad war mit Maverick im Vorjahr auch vorn dabei. Momentan haben wir einfach noch nicht die perfekte Verbindung zwischen Andrea und unserem Bike gefunden. Aber wenn wir die Rennen analysieren, sieht es nicht so schlecht aus, wie die Zahlen nahelegen."

Um weitere Anpassungen vorzunehmen, soll auch Guintoli helfen, der in Mugello wieder fahren wird. "Seine Kommentare und sein Gefühl für die Maschine sind sehr präzise und werden uns bei der Entwicklung weiterhelfen", lobt Kawauchi. "Er wird das kommende Rennen mit mehr Erfahrung bestreiten, und für Andrea ist es seine Heimstrecke. Deshalb denke und hoffe ich, dass Italien eine komplett andere Geschichte für uns wird."