Stoner war ein Grund für Cecchinellos Rückzug als Fahrer

Ex-Rennfahrer Lucio Cecchinello betreibt seit 20 Jahren sein eigenes Team in der Motorrad-WM - Im Rückblick war Casey Stoner ein Faktor für sein Karriereende

(Motorsport-Total.com) - Seit zehn Jahren tritt das LCR-Team in der Königsklasse MotoGP an. Davor war der italienische Rennstall in den kleinen Klassen unterwegs und konnte auch einige Erfolge feiern. Seit drei Jahrzehnten lebt die Mannschaft von der Leidenschaft Lucio Cecchinellos. Er begann 1986 als Mechaniker und schaffte es schließlich auch, seinen Traumberuf Rennfahrer zu ergreifen. An insgesamt 149 Grands Prix nahm der heute 46-Jährige teil.

Titel-Bild zur News: Lucio Cecchinello

Seit 2006 ist Lucio Cecchinello mit seinem Team in der MotoGP vertreten Zoom

"Ich wollte unbedingt Rennen fahren, aber meine Eltern erlaubten es mir nicht", blickt Cecchinello bei 'MotoGP.com' auf seine Anfänge zurück. "Also fing ich als Mechaniker an. Da ich so stark darauf bestanden hatte, dass ich Rennen fahren wollte, sagten meine Eltern schließlich zu. Sie bestanden aber auch darauf, dass sie mir keinerlei Hilfe geben würden. Mein erstes Geld habe ich verdient, als ich mein Motorrad an meine Freundin verkauft habe."

"Dann gewann ich die Europameisterschaft. Dort traf ich einen gewissen Valentino Rossi, der schon damals ein sehr starker Fahrer war", erinnert sich Cecchinello an 1995. Er gewann acht von elf Rennen und wurde Europameister. Parallel dazu fuhr er seit 1993 in der 125er-WM. 1996 gründete er seinen eigenen Rennstall. Es war auch das Jahr, in dem Rossi in die Weltmeisterschaft kam. Während der berühmte Italiener mit einer Aprilia seinen ersten Sieg holte, wurde es für Ceccinello mit einer Honda eine schwierige Saison ohne große Erfolge.

Lucio Cecchinello und Casey Stoner

2005 kämpften Stoner und Cecchinello in der 250er-Klasse um den WM-Titel Zoom

"Wir begannen wie viele Teams damals mit einem kleinen LKW. Für das erste Rennen in Malaysia 1996 wurde das gesamte Material in einer Transportbox transportiert. Mein erster Sponsor war mein Friseur, mein zweiter mein Motorradclub", lacht er heute über die Anfänge. Erste Erfolge stellten sich 1998 ein. Cecchinello gewann in Jarama vor einem gewissen Marco Melandri und feierte seinen ersten Grand-Prix-Sieg. In jener Saison setzte er auch zum ersten Mal zwei Motorräder ein. 2001 erfolgte der Wechsel zu Aprilia.

"Ich sagte mir, dass ich erst in die 250er-Klasse wechseln werde, wenn ich die WM in den Top 3 beende. Dann wurde ich zweimal Vierter", spricht Cecchinello die Jahre 2001 und 2002 an. Gleichzeitig fing ein Generationenwechsel an. 2002 gab es erstmals ein Team in der 250er-Klasse. Ein damals ziemlich unbekannter Australier war einer der beiden Fahrer: Casey Stoner. Es war für beide aber ein schwieriges Debüt und Stoner wechselte 2003 zurück in die 125er-Klasse und war Teamkollege von Cecchinello.

Wendepunkt 2003

Im Rückblick betrachtet war das ein Wendepunkt. "2003 wurde mir klar, dass ich mit meiner aktiven Karriere aufhören werde. Ich führte die WM an, aber mein Teamkollege Casey Stoner fing an, mich zu schlagen. Ich dachte mir: 'Wow, dieses Kind mit 16 schlägt mich 32-Jährigen?' Deshalb dachte ich ans Aufhören." Ende 2003 hängte Cecchinello auch seinen Helm an den Nagel und kümmerte sich ausschließlich um sein Rennteam.

Lucio Cecchinello

In seiner aktiven Karriere gewann Lucio Cecchinello sieben Grands Prix Zoom

Nachdem Stoner für ein Jahr zu KTM abgewandert war, holte ihn Cecchinello für einen zweiten Versuch in der 250er-Klasse zurück. Schließlich schaffte der Australier seinen Durchbruch und wurde 2005 hinter Dani Pedrosa Vizeweltmeister. Die Weichen für den MotoGP-Aufstieg wurden gestellt. In Katar 2006 stand erstmals eine LCR-Honda mit Stoner in Katar in der Startaufstellung. Schon beim zweiten Rennen eroberte der spätere Weltmeister die Pole-Position und beim dritten Rennen stand er erstmals auf dem Podest.

Seither fuhren auch Randy de Puniet, Stefan Bradl und Cal Crutchlow für das kleine Privatteam auf das Podium. "Als Fahrer und als Teambesitzer hatte ich viele schöne Momente. Zum Beispiel im Vorjahr in Argentinien. Wir kämpften mit Cal Crutchlow um das Podium und Jack Miller war der beste Open-Fahrer. Im Parc Ferme war es für mich wie ein Traum. Das war einer der schönsten Momente meines Lebens", freut sich Cecchinello über die Erfolge. Sein Erfolgsgeheimnis lautet: "Selbst wenn das Ziel sehr weit weg ist, kann man es mit Leidenschaft dennoch schaffen."

Als aktiver Fahrer in der Achtelliterklasse gewann Cecchinello sieben Grands Prix, stand insgesamt zwölfmal auf dem Podium und eroberte drei Pole-Positions.