Stoner schießt gegen Claimig-Rule

Casey Stoner beendete den Trainingsfreitag in Mugello als Sechstschnellster und konzentrierte sich auf die Reifen - Die Claiming-Rule-Fahrer hält er für gefährlich

(Motorsport-Total.com) - Nachdem Honda die Rennen in Assen und auf dem Sachsenring dominiert hat, begann der erste Trainingstag in Mugello harzig. Yamaha-Konkurrent Jorge Lorenzo hatte im ersten Training eine halbe Sekunde Vorsprung. Im zweiten Training konnte Dani Pedrosa die Lücke schließen, doch Casey Stoner hatte weiterhin knapp eine halbe Sekunde Rückstand und reihte sich an der sechsten Stelle ein. "Es hätte sicherlich besser laufen können. Am Vormittag waren wir weit vom Tempo weg. Wir mussten einige Änderungen am Motorrad vornehmen, damit es sich halbwegs vernünftig anfühlte. Selbst dann waren wir weit vom Tempo weg", sagt der Weltmeister nüchtern.

Titel-Bild zur News: Casey Stoner

Der erste Trainingstag lief für Weltmeister Casey Stoner nicht problemlos

"Am Nachmittag arbeiteten wir daran, den Hinterreifen zum Arbeiten zu bringen. Wir haben prinzipiell die gleichen Probleme, die wir in Assen hatten. Wir bringen den harten Reifen nicht zum Funktionieren. Speziell die linke Flanke bringen wir nicht auf Temperatur. Das macht das Motorrad sehr nervös. Deshalb habe ich kein Vertrauen und kann nicht in und aus den Kurven pushen. Wenn ich das Gas aufdrehe, dann dreht das Hinterrad sofort durch."

Das liegt auch an der Charakteristik des aktuellen Chassis der RC213V. "Wir bringen den Reifen nicht richtig zum Funktionieren. Weil unser Motorrad tendenziell nicht so viel Temperatur in die Reifen bringt, waren Dani und ich auf dem Sachsenring so konkurrenzfähig. Im Vergleich zu den anderen Motorrädern erzeugen wir nicht genug Reifentemperatur. Wir müssen das Motorrad drastisch ändern, damit wir die Hitze erzeugen können", erklärt Stoner den Sachverhalt.


Fotos: Honda, MotoGP in Mugello, Freitag


"Das ist beim normalen harten Reifen der Fall. Den Extra-Reifen haben wir noch nicht probiert. Die Mischung ist gleich, also sollte es kein großer Unterschied sein. Wir müssen zuerst diesen Reifen zum Arbeiten bringen, bevor wir an den nächsten Schritt denken können." Stoner fuhr also nicht mit den Spezialkonstruktionen von Bridgestone. Zwölf Runden muss er außerdem mit den harten Standardreifen am Stück absolvieren, bevor die Japaner den Pneu untersuchen und weitere Instruktionen geben. "Im Moment haben wir wichtigere Dinge zu erledigen", sagt Stoner klipp und klar.

Am Nachmittag kam es auch noch zu einer brenzligen Situation mit Danilo Petrucci. Der Ioda-Pilot schnitt Stoner den Weg ab. Anschließend fuhr der Australier dicht daneben und machte deutlich, dass ihm das nicht gefallen hat. "Ich bin an seine Innenseite gefahren, aber er ist von außen wieder hinein gestochen. Er hat damit meine Runde zerstört. Das war unnötig, weil es ein Training war. Ich war bisher von seinen Ergebnissen und seinen Mühen beeindruckt, aber dann zerstört er einem anderen Fahrer die Runde."

Stoner nicht glücklich mit Petrucci

"Ehrlich gesagt, war ich in diesem Moment angefressen", schildert Stoner die Situation. "Dann bleibt er auf seiner Linie und kommt in den Begrenzer und ich hätte ihn fast getroffen. Das war ärgerlich. Ich habe ihn drei Kurven vorher überholt, aber er ist außen zurückgekommen und hat mir in den Vorderreifen geschnitten. Ich war nicht sehr happy. Ich habe ihn nicht von der Strecke gedrängt, sondern ihm keinen Platz gegeben, damit ich meinen Platz habe. Das hat er drei Kurven davor nicht getan."

"Es ist für die CRT-Fahrer auch nicht fair und ich finde es auch nicht fair, dass sie die Meisterschaft teilen." Casey Stoner

Diese Situation machte wieder den Unterschied zwischen den Prototypen und den Claiming-Rule-Motorrädern deutlich. Petrucci ist auf der langen Geraden um 40 km/h langsamer als die Prototypen. "Die CRT-Bikes sind gefährlich", sagt Stoner klar. "Man schließt schneller auf sie auf als auf ein Moto2-Motorrad. Ein Moto2-Motorrad fährt wenigstens halbwegs einen Kurvenspeed, aber man schließt so schnell auf die CRT-Bikes auf."

"Es sollten nicht beide Arten von Motorrädern gleichzeitig auf der Strecke sein. Es ist so als wenn die Formel 1 mit Tourenwagen gleichzeitig fahren würde. Es ist kein schönes Gefühl. Es war ein Training und kein Rennen. Er hätte mich vorbeilassen sollen. Ich hätte ihn sowieso nicht aufgehalten, aber er mich schon. In einem Rennen wäre es okay gewesen, aber nicht im Training. Das ist kein Spiel, das hat man im Vorjahr klar und deutlich gesehen. Die Leute müssen das realisieren", spricht er den tragischen Unfall von Marco Simoncelli an.

"Die meisten Fahrer lassen uns gut vorbei, aber auch in Assen wurden einige überrundet. Der Abstand zwischen MotoGP und CRT ist viel zu groß. Es ist für die CRT-Fahrer auch nicht fair und ich finde es auch nicht fair, dass sie die Meisterschaft teilen. Das ist nicht der richtige Weg." Auch wenn Mugello jetzt das dritte Rennen in Folge ist, hat Stoner keine körperlichen Probleme. "Es stört mich jetzt nicht, zumindest weniger als noch in Assen. Körperlich fühle ich mich in guter Form. Es wäre natürlich für die Erholung besser, wenn dazwischen etwas Zeit wäre."