• 27.08.2010 14:54

  • von Maximilian Kroiss

Stoner: "Ducati sollte die Probleme schneller lösen"

Im bisherigen Saisonverlauf konnte Casey Stoner nicht ganz an der Spitze fahren - Im Interview spricht der Weltmeister von 2007 über die Testfahrten in Brünn

(Motorsport-Total.com) - Die Saison 2010 ist bisher nicht nach Wunsch für Ducati verlaufen. Weder Casey Stoner noch Nicky Hayden konnten ein Rennen gewinnen. Der Australier versucht in den verbleibenden Rennen noch Abstimmungstricks, um sich mit einem guten Resultat von den Roten zu verabschieden. Im Interview kritisiert der Weltmeister von 2007 auch das langsame Entwicklungstempo von Ducati.

Titel-Bild zur News: Casey Stoner

Casey Stoner setzt in Indianapolis auf die neue Öhlins-Vordergabel

Frage: "Du hast beim Test in Brünn eine neue Vordergabel probiert. Wie hat sie funktioniert?"
Casey Stoner: "Wir haben ein neues Öhlins-Modell getestet, so wie einige andere auch. Wir hatten ein damit ein ähnliches Gefühl, wie zu Saisonbeginn mit der 2010er-Version. Ich werde die neue Gabel einsetzen. Ich bin mir aber nicht sicher, ob sie funktioniert. Wir werden sie im Training benutzen und sehen, ob wir sie verstehen. Sollten wir sie verwenden, dann wird es ein kleiner Vorteil sein, aber nur vom Gefühl und sonst nicht. Auf einer buckligen Strecke ist es vielleicht etwas einfacher."#w1#

"Wir haben sonst keine neuen Teile für Indianapolis. Wir müssen nun hoffen, dass wir eine gute Abstimmung finden und konkurrenzfähig sind, denn ich konnte bisher nicht an der Spitze fahren. Die meisten Teams werden nicht die 2011er-Gabel verwenden. Es kann ein Problem sein, wenn man zwei verschiedene Sätze von Gabeln bekommt. Wir haben eine gute Rennabstimmung, aber wir können nur das Maximum aus unseren Möglichkeiten herausholen. Wir brauchen etwas Neues und mehr Speed. Dafür gehen wir Risiken ein."

Frage: "Wie groß ist der Unterschied zwischen der 2010er und 2011er-Gabel?"
Stoner: "Für mich gibt es vom Gefühl her keinen großen Unterschied. Es ist sehr ähnlich. Zwischen der 2009er und der 2010er gab es den gleichen Unterschied. Die große Differenz spielt sich im Innenleben ab. Es hat jetzt weniger mit der Hydraulik zu tun, sondern eher mit Federelementen. Es gibt einfach mehr Feedback. Sollte ich das Vorderrad verlieren, kann ich es vielleicht besser zurückziehen. Wir können die Front besser verstehen. Die 2010er-Gabel hat uns nicht genug Feedback vermittelt."

Frage: "Du bist das erste Mal damit beim Test in Brünn gefahren?"
Stoner: "Ja. Es war für jeden der erste Einsatz."

Frage: "Hast du etwas für 2011 getestet?"
Stoner: "Nein. Nicky und ich haben nichts Neues. Es war auch in der Vergangenheit so. Auch 2007 auf 2008 gab es nicht viel Neues. In der Saison 2008 haben wir das Karbon-Chassis für die kommende Saison probiert. Da musste ich testen, ob es eine Verbesserung ist. Normalerweise verbringen wir ein paar Jahre, in denen wir keine Neuheiten zur Saisonmitte testen. Wir hatten eine neue Motorverkleidung auf dem Sachsenring und das war es schon. Das ist eigentlich normal, denn wir bekommen nichts Neues während der Saison. Es wäre schön, wenn es anders wäre. Ducati sollte die Probleme eigentlich schneller lösen, aber sie haben nicht die Arbeitskräfte und die Ressourcen."

Casey Stoner

Bisher hat Casey Stoner auf der Ducati kein Rennen gewinnen können Zoom

Frage: In Laguna Seca bist du am Freitag ohne die Flügel an der Verkleidung gefahren. Am Samstag waren sie wieder montiert. Wie wird das an diesem Wochenende sein?"
Stoner: "Wir hatten in Deutschland leider keine Zeit, um Vergleichstests zu fahren. Wir haben sie montiert, aber ich habe keinen großen Unterschied gespürt. Vielleicht haben sie bei hohem Tempo die Front mehr auf die Straße gedrückt. Es war eigentlich nur eine Hoffnung für den schnellen Hügel und den Wasserfall auf dem Sachsenring. In Laguna Seca sind wir Vergleichstest gefahren und haben keinen Unterschied gefunden. Es ist eine langsame Strecke, wo es nicht so darauf ankommt, die Front am Boden zu halten. Genauso war es auch in Brünn. Es ist eine schnelle, offene Strecke und man hat kaum Probleme mit durchdrehenden Rädern."

Frage: "Sollte Valentino Rossi schon in Valencia testen, wäre das für ihn ein großer Vorteil?"
Stoner: "Ich glaube es wäre eine große Hilfe für Ducati. Vom Saisonende bis zum Beginn der neuen Saison haben sie genug Zeit, um Teile zu entwickeln. Es läuft normalerweise so: Man nimmt alle Daten vom Valencia-Test und in den zwei Monaten denkt man darüber nach. Ich glaube es wäre sehr wichtig für Ducati, diesen ersten Test zu absolvieren. Während der Winterpause können sie sich dann gut auf die neue Saison vorbereiten."

Frage: "Wird dieser Test dafür ausschlaggebend sein, ob Valentino konkurrenzfähig ist?"
Stoner: "Viele Leute sagen das, aber selbst Rookies können praktisch ohne Tests schnell sein. Ich glaube nicht, dass es wichtig ist. Selbst wenn wir viele Tests haben, ändert das nicht den Verlauf zu Saisonbeginn. Wenn man zu viel testet kann es passieren, dass man in die falsche Richtung läuft und verwirrt ist. Die wenigen Testtage, die wir haben, ändern gar nichts. Selbst wenn wir vier, fünf oder sechs Tage mehr hätten, würde sich das Resultat beim ersten Rennen nicht ändern."

"Ducati sollte die Probleme eigentlich schneller lösen, aber sie haben nicht die Arbeitskräfte und die Ressourcen." Casey Stoner

Frage: "Also sind die vorhandenen Testtage optimal?"
Stoner: "Derzeit ist es ein Kompromiss für die Periode, die wir gerade durchleben. Es würde vielleicht helfen, wenn wir auch auf eine andere Strecke gehen könnten, statt zweimal nach Sepang zu fliegen und dann nach Katar. Es wäre schön, wenn man drei verschiedene Strecken hätte. Ein oder zwei weitere Strecken und drei oder vier Zweitagestest wären ideal. Gegen Saisonende bekommen wir eh nichts mehr und außerdem ist es zu kalt."

Frage: Welche Kompromisse musst du in Indianapolis bei den verschiedenen Belägen eingehen?"
Stoner: "Man kann keinen Kompromiss für einen bestimmten Asphalt eingehen. Jede Abstimmung ist zwar leicht anders, aber hauptsächlich passt man sie an Bodenwellen oder die verschiedenen Kurven an. Es geht nicht so sehr um den Asphalt. Jede Strecke hat einen anderen Asphalt und selbst wenn ein Asphalttyp auf der ganzen Strecke liegt, dann hat man doch überall einen anderen Griplevel."

Frage: "Was hältst du von Indianapolis? Kannst du hier deinen ersten Saisonsieg holen?"
Stoner: "Ich habe keine Ahnung. Wir waren schon auf ein paar Strecken, wo ich gedacht habe, dass es passieren könnte. Aber wir sind eigentlich immer in der gleichen Position. Wir können die Lücke nicht schließen. Wir werden eine andere Abstimmung probieren, die wir noch nie verwendet haben, und werden sehen, ob es an diesem Wochenende hilft. Ich weiß nicht, ob dieses Wochenende anders verläuft. Wir werden die neue Gabel und neue Ideen probieren und sehen, ob wir noch etwas aus dem Ärmel schütteln können."

Frage: "Was für neue Ideen?"
Stoner: "Nur Dinge an der Geometrie. Es ist aber zu kompliziert zu erklären."