• 14.08.2011 20:42

  • von Lennart Schmid

Simoncelli wollte diesmal "keine Scheiße bauen"

Marco Simoncelli feiert in Brünn seine erste Podiumsplatzierung in der MotoGP und gibt anschließend zu: "Ich habe dieses Ergebnis gebraucht"

(Motorsport-Total.com) - Im 29. Anlauf hat es für Marco Simoncelli endlich mit dem ersten Podestplatz in der MotoGP geklappt. Beim Grand Prix von Brünn landete der Gresini-Honda-Pilot auf dem dritten Rang. Der 250er-Weltmeister von 2008 gehört in dieser Saison zwar regelmäßig zu den schnellsten Piloten und stand in Barcelona sowie in Assen auf der Pole-Position, doch in den Rennen verließ ihn regelmäßig das Glück.

Titel-Bild zur News: Marco Simoncelli

Marco Simoncelli konnte sein Glück kaum fassen: Endlich auf dem Podium

"Es ist fantastisch", freut sich der hoch aufgeschossene Lockenkopf. "In diesem Jahr habe ich einen großen Schritt nach vorne gemacht, bin im Vergleich zum vergangenen Jahr viel schneller. Aber die Ergebnisse in den Rennen waren bis hierhin ziemlich gleich. Ich habe einige gute Gelegenheiten gehabt, diese aber aus den verschiedensten Gründen vergeben."

"Ich habe dieses Ergebnis gebraucht", gibt Simoncelli zu. "Es ist auch für die kommenden Rennen wichtig, denn jetzt wissen wir, dass wir so etwas schaffen können. Das Wichtigste ist aber, nicht zu denken, dass ich immer aufs Treppchen fahren muss, sondern immer mein Bestes zu geben. Ich möchte mich bei Honda und allen bedanken, die auch in schlechten Zeiten zu mir gehalten haben."

Nach seinen Kollisionen mit Dani Pedrosa und Jorge Lorenzo, denen teils hitzige Wortgefechte folgten, hatte sich Simoncelli zuletzt eine etwas vorsichtigere Gangart zugelegt. "Natürlich hat mich all die Polemik bei manchen Rennen in diesem Jahr etwas beeinflusst. Ich habe ein paar Fehler gemacht und damit für viel Konfusion gesorgt. Deswegen wollte ich in einigen Rennen einfach nur ruhig bleiben und Probleme mit anderen Fahrern vermeiden."

Kein Risiko zum Schluss

Marco Simoncelli

In der Auslaufrunde wäre Marco Simoncelli fast der Sprit ausgegangen Zoom

Nach der Qualifikation und besonders unmittelbar nach dem Start deutete zunächst wenig darauf hin, dass es in Brünn mit dem ersten Podiumsplatz klappen würde. "Nach dem Qualifying war ich hier nicht so zufrieden, denn mein Motorrad war nicht so gut. Aber mein Team hat hart gearbeitet und wir haben ein paar gute Veränderungen vorgenommen. Heute hat das Bike dann ordentlich funktioniert."

"Das Rennen war ziemlich schwierig, denn ich bin nicht so gut gestartet", fährt der 24-Jährige fort. "Ich habe es aber auch genossen, denn in den ersten Runden habe ich Valentino überholt und anschließend zu Lorenzo und Andrea aufschließen können. Ich habe versucht, Andrea zu überholen. Bis fünf Runden vor Schluss habe ich daran geglaubt, dass ich besiegen kann. Aber dann hat er noch stärker gepusht und ich habe es vorgezogen, kein Risiko einzugehen und das Podium zu sichern."


Fotos: Marco Simoncelli, MotoGP in Brünn


Dass er es in der Schlussphase etwas vorsichtiger angehen ließ, rechtfertigt er so: "Im ersten Teil des Rennens bin ich sehr, sehr aggressiv zu Werke gegangen, da ich schlecht gestartet war. Im letzten Teil des Rennens habe ich versucht, ruhig zu bleiben, und nicht schon wieder Scheiße zu bauen. Vielleicht hätte ich mehr pushen können, um Andrea zu folgen, aber heute hat mir das Podium gereicht. Deshalb habe ich versucht, den Abstand zu Jorge zu kontrollieren. Der Hinterreifen ist ganz schön gerutscht. Ich wollte einfach mit etwas Sicherheitsspielraum fahren."

Dieses Kalkül ging für Simoncelli auf, ebenso wie eine weitere Rechung. "Wir waren in Sachen Spritverbrauch ganz nah am Limit. Aber meine Crew hat einen sehr guten Job gemacht. Als ich in der Auslaufrunde einen Wheelie machen wollte, regelte der Motor schon runter. Die Spritstrategie war also perfekt."

Gresini und Rossi gratulieren

Teamchef Fausto Gresini konnte sein Glück nach dem Rennen kaum fassen. "Endlich, endlich, endlich sind wir auf dem Siegertreppchen!", jubelte er. "Es war ein hartes Rennen, denn unsere Gegner waren stark. Ich hoffe jetzt einfach, dass dieses Ergebnis Marco und dem Team für den Rest der Saison mehr Selbstvertrauen verleiht." Und auch Simoncellis Freund Valentino Rossi war voll des Lobes: "Ich gratuliere 'Sic' zum Podium, denn er verdient es wirklich für das heutige Rennen, aber auch für die Leistungen, die er in dieser Saison gezeigt hat."