Scott Redding: Warum er zu Aprilia wechselt

Scott Redding und Aprilia einigten sich rasch auf eine Zusammenarbeit ab 2018 - Was dafür sprach und warum Marc VDS für den Briten ein Risiko gewesen wäre

(Motorsport-Total.com) - Zu Beginn des Sommers sah die MotoGP-Zukunft von Scott Redding düster aus. Pramac verlängerte den Vertrag mit Danilo Petrucci und als zweiter Fahrer wurde Jack Miller von Marc VDS geholt. Gerüchte machten die Runde, dass Redding zu Marc VDS zurückkehren könnte oder sich ganz aus der Königsklasse verabschieden muss. Als schließlich Aprilia in Österreich Sam Lowes mitteilte, dass er 2018 nicht mehr erwünscht ist, eröffnete sich für Redding eine weitere Option. Man wurde sich rasch einig, in Silverstone wurde die künftige Zusammenarbeit verkündet.

Titel-Bild zur News: Scott Redding

Scott Redding ist ab 2018 Werksfahrer bei Gresini-Aprilia Zoom

Schon vor drei Jahren war Redding ein Kandidat für das damals neue MotoGP-Projekt von Aprilia. Er war damals auch schon in der Fabrik in Noale, entschied sich aber dagegen. "Ich hatte nicht das Gefühl, dass ich damals ein Motorrad von null weg entwickeln kann", wird der Brite von 'Crash.net' zitiert. "Jetzt denke ich, dass ich das Geld besser genommen und das Bike entwickelt hätte. Aber ich war jung und wollte Ergebnisse."

Die Aussicht auf vordere Top-10-Plätze stellten sich erst in diesem Jahr ein. Aleix Espargaro zeigt regelmäßig auf, dass in der RS-GP Potenzial schlummert. Das ist auch Redding nicht entgangen. Für Aprilia spricht außerdem, dass er ähnlich groß und schwer ist wie Espargaro. Bei einer Rückkehr zu Marc VDS hätte Redding wieder mit der kleiner gebauten Honda kämpfen müssen. Seine Statur von 185 Zentimetern ist schon in seiner gesamten Karriere ein Handicap gewesen.

Viele Aspekte sprechen für die RS-GP

"Positiv ist bei Aprilia der Reifenverschleiß, die Kraftübertragung und die Größe des Motorrades", zählt Redding auf, was für das italienische Team spricht. "Mit dem Reifenverschleiß hatte ich schon immer Mühe. Ein MotoGP-Bike mit einer sanften Leistungsentfaltung zu finden, ist sehr schwierig. Aber sie scheinen es geschafft zu haben. Das Motorrad passt auch gut zu Aleix und wir sind recht ähnlich gebaut. Negativ ist nur die Beschleunigung und die Power, aber sie arbeiten mit Hochdruck daran."

Aleix Espargaro, Sam Lowes

Sam Lowes (22) muss Ende der Saison seinen Platz räumen Zoom

Der Reiz in einem Werksteam zu arbeiten, gab für Redding schließlich den Ausschlag für Aprilia: "Sie arbeiten und sind auf dem Weg nach oben. Es ist nicht wie bei Yamaha, Honda und Ducati. Sie haben ein bestimmtes Level erreicht und dann geht es nur ums Feintuning. Aprilia klettert noch die Leiter nach oben. Davon will ich ein Teil sein. Ich glaube, dass ich gute Informationen geben und bei der Entwicklung helfen kann."

Der 24-Jährige bringt außerdem Know-how von Honda und Ducati zu Aprilia mit. Espargaro war davor zwei Jahre bei Suzuki. Von diesem Erfahrungsschatz kann Aprilia profitieren. Dass die Entwicklung in Noale auf Hochtouren läuft, wurde nach der Sommerpause in Brünn ersichtlich, als Espargaro mit einem neuen Motor, einer neuen Airbox und einem überarbeiteten Seamless-Getriebe ausrückte. Dazu gab es auch eine neue Hinterradschwinge.

Aus diesem Grund stand für Redding eine Rückkehr zu Marc VDS auch nicht zur Debatte: "Es wäre viel verlangt, wenn ich zu Honda zurückkehre. Ich kann die Größe des Bikes nicht ändern. Wenn es noch Bridgestone-Reifen und Honda-Elektronik gäbe, dann würde es vielleicht funktionieren. Aber es wäre ein großer Poker gewesen. Zu Aprilia zu gehen, ist anders. Es ist ein neues Projekt. Mir fiel die Entscheidung leicht." Da Aprilia mit dem Gresini-Team zusammenarbeitet, kehrt Redding auch zu jener Mannschaft zurück, für die er 2014 sein MotoGP-Debüt mit einer Open-Honda gefeiert hat.