Rossi: "Stoner ist jung, mutig, schnell und talentiert"

Valentino Rossi zollt Casey Stoner Respekt für seine Ducati-Erfolge - Freunde werden die beiden Motorrad-Asse aber nie werden

(Motorsport-Total.com) - Bislang ist die italienische "Traumehe" zwischen Valentino Rossi und Ducati nicht erfolgreich verlaufen. Ein dritter Platz ist bislang das Resultat. Aus eigener Kraft ist die Kombination derzeit nicht siegfähig. Die Öffentlichkeit schreibt die durchwachsene Leistung mehr der Desmosedici zu, denn Rossi zählt mit seinen neun WM-Titeln zu den erfolgreichsten Fahrern der Motorrad-Geschichte. Trotzdem hat Casey Stoner in den vergangenen Jahren mit Ducati gewonnen. Warum kann das Rossi, einer der besten Fahrer der Geschichte, nicht?

Titel-Bild zur News: Valentino Rossi

Erst einen Podestplatz hat Valentino Rossi auf der Ducati erobert

"Man muss das Gesamtbild betrachten. Gegen Ende des vergangenen Jahres war Honda schon sehr stark, aber Pedrosa war verletzt und konnte keinen Vorteil ziehen. Jetzt ist das Motorrad sehr konkurrenzfähig und es sind immer vier Motorräder vor mir", wird Rossi von der 'AS' zitiert. "Dann gibt es die Yamaha, die im Vorjahr und auch aktuell sehr gut läuft. Stoner ist mit der Ducati besser als ich gefahren."

"Er ist mit Ducati in der MotoGP aufgewachsen. Er ist vier Jahre für sie gefahren. Wir dürfen aber nicht vergessen, dass er sehr stark ist - jung, mutig, schnell und talentiert", zollt Rossi seinem Konkurrenten Respekt. "Sein Fahrstil passte perfekt zu diesem Motorrad." Stoner hat einen sehr eigentümlichen Fahrstil. Der Australier verwendet nicht soviel Elektronik und arbeitet viel mit der Hinterradbremse.

Rossi fährt anders. Dank der jüngsten Modifikationen an der GP11.1 kann der Italiener das Vorderrad besser spüren und mehr attackieren. "In Silverstone, Portugal, und Le Mans war ich relativ nahe an Stoner dran. Silverstone war ein Desaster und wir wechselten das Motorrad. Das hat viele Probleme verursacht. Einerseits war es gut, denn wir verstehen, dass das Motorrad für die nächste Saison nicht gut genug ist."

Casey Stoner

Valentino Rossi sieht in dieser Saison nur den Hinterreifen von Casey Stoner Zoom

"Stoner beschleunigt schneller und legt das Motorrad früher um. Sein Fahrstil ist sehr speziell. Er lässt das Motorrad viel rutschen und lenkt in den Kurven gegen. Er konnte die schwierige Frontpartie der Ducati mit dem Heck umfahren. In meinem Alter und nach vielen Jahren bei Yamaha und Honda, die ganz andere Motorräder haben, ist es schwierig", meint Rossi. "Wir hatten auch wenig Zeit und es hilft auch nicht, dass wir kaum Testfahrten haben."

"Es ist eine Ansammlung verschiedener Dinge. Man muss Stoner aber den Respekt entgegenbringen, den er verdient. Er hat im Vergleich zu guten Fahrern wie Melandri, Capirossi, Hayden und Gibernau gute Resultate erzielt." In Brünn stellte Rossi klar, dass er zu 100 Prozent bei Ducati bleiben wird und voll hinter dem Projekt steht. Trotzdem hätte sich der erfolgsverwöhnte Ausnahmekönner eine andere Situation vorgestellt.

"Ich habe erwartet, dass es etwas einfacher wird. Es ist unnötig das von meiner und Ducatis Seite zu dementieren. Stoner war mit diesem Motorrad stark, aber er ist oft gestürzt. Man nahm an, dass Stoner ein Pilot mit ungewöhnlichen Problemen ist. Das stimmt aber nicht. Stoner war auf der Ducati schnell, musste aber immer Risiken eingehen. Wenn ich das Motorrad vorher probiert hätte, weiß ich nicht, ob ich bei Ducati unterschrieben hätte."

"Die Sache ist absolut faszinierend und ich musste es versuchen." Rossi hat einen Vertrag für die kommende Saison. Doch was passiert, wenn er 2012 wieder chancenlos hinterherfährt? "Wenn sich die Situation im kommenden Jahr nicht ändert, dann wird es sicher schwer mit Ducati weiterzumachen. Ich sollte dann vielleicht ein anderes Motorrad probieren und Ducati einen anderen Fahrer."

Das persönliche Verhältnis zwischen Rossi und Stoner ist trotz der Komplimente weiterhin schlecht. "Es regt mich auf, dass Stoner viele Unwahrheiten über mich erzählt hat. Ich soll ein schmutziger und gefährlicher Pilot sein", ärgert sich Rossi. "Er hat viele Lügen über mich erzählt und er weiß das. Mit Gibernau war das anders, weil wir vor den Diskussionen befreundet waren. Stoner wird für mich nie ein Freund sein."

"Ich rede mit ihm nur in der Sicherheitskommission über Motegi und habe ihm noch nicht zu seinen Vaterfreuden gratuliert. Mit Biaggi haben Gespräche gar nicht funktioniert." Rossi spielt derzeit keine Rolle im Titelkampf. Die WM wird zwischen Stoner und Lorenzo entschieden. "Stoner ist etwas talentierter, aber Lorenzo ist im WM-Kampf besser", schätzt Rossi. "Er bekommt eine Zehn und Stoner 9,5."