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  • 14.05.2023 19:08

  • von J.Ziegengeist, Co-Autoren: L.Duncan, G. Garcia Casanova

Nach Kollision und Rangelei: So sehen Vinales und Bagnaia den Unfall

In Le Mans gerieten Maverick Vinales und Francesco Bagnaia nicht nur auf der Strecke aneinander - Wie die beiden ihre Kollision im Nachhinein bewerten

(Motorsport-Total.com) - Francesco Bagnaia (Ducati) schrieb beim Grand Prix von Frankreich bereits seinen dritten Nuller in dieser MotoGP-Saison. Stürzte er in Argentinien und Austin jeweils durch eigene Fehler, kam es in Le Mans zu einer unglücklichen Kollision mit Maverick Vinales (Aprilia), der Bagnaia zuvor überholt hatte.

Titel-Bild zur News: Francesco Bagnaia

Francesco Bagnaia ging zum dritten Mal in einem Hauptrennen leer aus Zoom

Nachdem sich der Aprilia-Pilot an den beiden VR46-Piloten Marco Bezzecchi und Luca Marini vorbei gekämpft hatte, attackierte er Bagnaia in Kurve 11 der fünften Runde. Doch beim Richtungswechsel zur nächsten Links kam es zum Kontakt, in dessen Folge beide Fahrer mit ihren Bikes ins Kiesbett rauschten.

Dort gestrandet, wurde es dann hitzig zwischen Vinales und Bagnaia, die sich auch tätlich angriffen. Nach dem Rennen hatten sich die Gemüter aber wieder beruhigt.

Darauf angesprochen, erklärt Vinales: "Das waren die Emotionen und das Adrenalin. Ich war sauer, weil ich das Potenzial hatte, das Rennen zu gewinnen. Ich habe mich in diesem Moment einfach über ihn geärgert. Aber danach haben wir das geklärt und uns die Hand gegeben. Wir wissen, dass das im Racing passieren kann."

Vinales: "Er hätte mehr Platz lassen können"

Wie bewertet er die Kollision? "Es ist schade, denn ich habe ihn wirklich sauber überholt. Aus meiner Sicht hätte er beim Richtungswechsel etwas mehr Platz lassen können", findet der Spanier. "So sind wir beide leer ausgegangen, und das an einem Wochenende, an dem wir großes Potenzial gesehen haben."

Vinales betont, er habe Bagnaia nicht gesehen, als er nach seinem Überholmanöver die nächste Kurve ansteuerte: "Ich wusste nicht, wo der andere Fahrer ist. Ich denke, er konnte mich zumindest ein bisschen sehen, als er die Richtung wechselte."

"Aber es ist immer kompliziert und jeder hat natürlich seine Sicht der Dinge. Am Ende des Tages müssen das die Rennkommissare entscheiden. Aber für mich war es ein Rennunfall. Für uns ist es schade, weil wir hier nur mit einem Punkt nach Hause gehen, obwohl wir sehr schnell waren - im Rennen vielleicht die schnellsten."

Darüber ärgert sich auch Bagnaia. "Es ist frustrierend, weil wir zeigen, dass wir immer vorne dabei sind und die Pace haben", sagt er und erklärt: "Zu dem Zeitpunkt war die Pace ziemlich langsam. Ich dachte, ich warte ab, aber immer wenn ich das tue, passiert etwas. Es ist besser, seinem Instinkt zu folgen."


Fotos: MotoGP: Grand Prix von Frankreich (Le Mans) 2023, Grand Prix


"In derselben Runde, in der ich gestürzt bin, dachte ich darüber nach, in Kurve 7 (Marc) Marquez zu überholen, aber dann sagte mich mir doch, nein, es ist nicht der richtige Moment, ich warte ab. Und dann bin ich gestürzt", grübelt der Ducati-Pilot.

Bagnaia: "Es waren unglückliche Umstände"

Auch er bezeichnet das Überholmanöver von Vinales als "sehr sauber", ergänzt aber: "Er war ein bisschen weit. Ich befand mich innen, auf meiner Linie. Und als er zurückkam, versuchte er, seine normale Linie zu fahren. Aber da war ich. Vielleicht hätten wir beide anders reagieren können. Es war einfach unglücklich."

Böses Blut zwischen ihm und Vinales gebe es nicht, auch wenn Bagnaia zugibt: "Mir hat seine Reaktion direkt danach nicht gefallen, weil sie ein bisschen aggressiv war."

"Aber angesichts der Anspannung und des Adrenalins kann das passieren. Wenn man auf diese Weise stürzt, ist das natürlich ärgerlich. Aus meiner Sicht waren es unglückliche Umstände, ein Rennunfall. Ich bin also nicht sauer", bekräftigt er.

Mit der anschließenden Aussprache war Bagnaia zufrieden: "Als ich bei den Stewards war, bat ich darum, auch Maverick dazu zu holen. Denn ich denke, es ist wichtig, miteinander zu sprechen und beide Fahrer anzuhören. Zu Beginn hatten wir sehr unterschiedliche Standpunkte, aber am Ende haben wir uns angenähert."

Und auch Vinales betont: "Wir haben unsere Sichtweise geschildert. Letzten Endes müssen wir respektvoll sein. Pecco und ich gehören zu den saubersten Fahrern, was die Rennlinien angeht. Es bringt also nichts, sich zu streiten. Wir werden auch auf anderen Strecken gegeneinander kämpfen und müssen fair bleiben."