Mugello: Das Mekka des italienischen Motorradsports

Die MotoGP in Mugello ist ein Höhepunkt des Jahres: Valentino Rossi, Andrea Dovizioso und Co. schwärmen von der Strecke und der einzigartigen Atmosphäre

(Motorsport-Total.com) - "Die Atmosphäre ist immer großartig. Es ist eine der besten Rennstrecken, das Layout ist fantastisch! Alle Fahrer lieben es hier", schwärmt Superstar Valentino Rossi vom Mugello Circuit in der Toskana. Der Grand Prix von Italien ist ein Highlight im MotoGP-Kalender. Im Jahr 1974 wurde der permanente Kurs eröffnet und seit 1994 wird das Rennen ununterbrochen in Mugello ausgetragen. "Misano ist zwar nahe meinem Heimatort Tavullia, aber das hier ist der richtige Grand Prix von Italien", betont Rossi, der zwischen 2002 und 2008 ungeschlagen war.

Titel-Bild zur News: Mugello

Die vier Ducati-Fahrer stehen in Mugello neben Valentino Rossi im Mittelpunkt Zoom

Das vielleicht beste Rennen in dieser Zeitspanne war 2003, als Rossi, Loris Capirossi und Max Biaggi um den Sieg kämpften und zur Begeisterung der Tifosi die ersten drei Plätze belegten - natürlich mit dem großen Rossi in der Mitte des Podests! Trotz der Ducati-Tribüne, die sich in der Corrientaio-Kurve befindet, werden die Hügel um den Kurs gelb eingefärbt sein.

Rossi ist der große Volksheld, sein Name wird gesungen, die gelbe Nummer 46 gefeiert. "In Italien habe ich viele Fans, aber auch Ducati", meint der Routinier. Und auch Ducati-Speerspitze Andrea Dovizioso muss seinem Landsmann beipflichten: "Die meisten Fans hier sind für Valentino. Das ist die Realität." Rossi sieht die Situation im "gereiften Alter" mittlerweile diplomatischer und wünscht sich ein Rennen wie in Katar.

Beim Saisonauftakt gewann er vor den beiden Ducati-Werksfahrern Dovizioso und Andrea Iannone. "Alle haben sich gefreut, die italienische Flagge auf dem Podium zu sehen. So ein Ergebnis wäre natürlich wieder schön, aber Marc und Jorge werden etwas dagegen haben", ist Rossi überzeugt und fügend lachend hinzu: "Auch Dovi würde am liebsten die Position mit mir tauschen."

Strecke an das Gelände angepasst

Aber was macht die 5,245 Kilometer Asphalt in der Toskana - abgesehen von der Atmosphäre - so besonders? "Der Kurs ist mehr oldstyle, das gefällt den Fahrern meistens besser. Das Layout folgt dem Gelände und es ist nicht komplett am Computer gebaut. Das ist wahrscheinlich der entscheidende Unterschied", meint Rossi. "Mit dem Rennmotorrad ist es hier sehr interessant. Auf den Hügeln versammeln sich immer viele Fans. Vor dem Rennstart ist das immer ein besonderer Moment."

Sein Yamaha-Teamkollege Jorge Lorenzo pflichtet ihm bei. Trotz seines triumphalen Heimsieges in Jerez ist Mugello die Lieblingsstrecke des Spaniers: "Mugello ist eine herrliche Strecke. Es gibt schnelle Kurven und eine lange Gerade. Der Asphalt bietet sehr viel Grip. Das Layout ist ähnlich wie in Jarama, aber viel besser. Jarama ist aber eine alte Strecke." Das schnelle und flüssige Layout zählt für die meisten Fahrer neben Phillip Island in Australien zu den besten Strecken im Rennkalender.

Rossi, Lorenzo, Dovizioso, Marquez - wer ist Favorit?

Da über das gesamte Wochenende Sonnenschein vorhergesagt ist, stellt sich die Frage, wer der große Siegfavorit ist? Viele Fans drücken Rossi die Daumen, damit er zum ersten Mal seit 2008 wieder gewinnt und die Start-Ziel-Gerade in eine Partymeile versammelt. "In diesem Jahr sind alle in toller Form und jedes Rennen ist schwierig", hält er wie in jüngster Zeit gewohnt den Ball flach. "Ich liebe Mugello und habe hier schon oft gewonnen, doch mein letzter Sieg 2008 ist schon lange her."


Fotos: MotoGP in Le Mans, Girls


"Auch meine Gegner sehen sehr stark aus. Jorge war in den vergangenen Jahren hier immer Erster oder Zweiter. Marc hat im Vorjahr nach tollem Kampf gewonnen. Jetzt hat auch jeder die beiden Ducati auf der Rechnung. Sie sind viel konkurrenzfähiger als im Vorjahr und sie haben hier auch im Vorfeld getestet", rechnet Rossi mit vielen Favoriten und einem spannenden Rennen. Nach seiner dominanten Vorstellung in Jerez und seiner perfekten Fahrt in Le Mans ist auch Lorenzo ein ganz heißer Sieganwärter.

Außerdem hat Lorenzo 2011, 2012 und 2013 in Mugello gewonnen. Auch der Spanier nimmt im Vorfeld so wie Rossi das Wort Sieg nicht in den Mund: "Wir müssen zeigen, dass wir konkurrenzfähig sind. Yamaha hat vier der fünf Rennen gewonnen. Das zeigt, dass unser Motorrad viel besser als im Vorjahr ist. Ich habe jetzt zwei Rennen gewonnen. Wir müssen aus dieser Situation unseren Profit ziehen."

Der große Geheimfavorit ist Dovizioso. Ducati hat Anfang des Monats zwei Tage in Mugello getestet und ist optimal vorbereitet. Außerdem wurde Andrea Iannone schon im Vorjahr auf der einen Kilometer langen Geraden mit 349,6 km/h gemessen. Die roten Raketen sollten auch diesmal im Rennen auf der Zielgeraden die schnellsten Motorräder sein. Mit dem weicheren Hinterreifen im Qualifying ist Ducati auch ein heißer Anwärter auf die Pole-Position.

"Für uns ist es ein großes Wochenende. Für alle italienischen Fahrer ist Mugello etwas Besonderes, aber speziell für Ducati", lächelt Dovizioso. "Ich bin mit unserem Speed sehr zufrieden, aber wir müssen unsere Konstanz bei allen Rennen verbessern. Wir haben hier vor Le Mans getestet. Ich bin überzeugt, dass wir den Speed haben, aber wir müssen an kleinen Details arbeiten, damit wir mit unseren Gegnern kämpfen können."

"Es wird auf dieser Strecke nicht einfach, denn es ist schwierig, über 23 Runden konstant zu bleiben", befürchtet Dovizioso. Vor allem der Privattest könnte der entscheidende Vorteil für Ducati sein. Schon in den vergangenen Jahren waren die Roten nach Tests in Mugello und Misano bei den Heimrennen konkurrenzfähiger als überall sonst. "Der Test war für uns sehr wichtig, denn wir haben ihn nach dem schlechten Wochenende in Jerez durchgeführt", unterstreicht Dovizioso die Bewertung.


Fotos: Ducati-Showrun in Siena


"Unser Speed war sehr gut, aber wir waren alleine, weshalb man keine Vergleiche ziehen konnte. Mit dem Gefühl für das Motorrad bin ich sehr zufrieden, wir müssen nur die Details aussortieren." Mit einem Sieg auf einem italienischen Motorrad würde Dovizioso in Mugello etwas schaffen, das selbst Rossi nicht gelungen ist. "Für mich ist es ein großer Traum, auf dieser Strecke zu gewinnen. Es ist natürlich schön, dass man von uns viel erwartet", sagt Dovizioso, will vor dem ersten Trainingstag aber die Erwartungen zurückschrauben.

"Realistisch gesehen kommen wir von Le Mans, wo wir sehr konkurrenzfähig waren. Im Rennen konnten wir aber nicht mit Yamaha mithalten. Hier ist die Strecke natürlich anders und wir hatten den Test. Bei Ducati gibt jeder alles, damit wir hier schnell sind. Trotzdem sind Jorge und Valentino auch von ihrem Fahrstil hier sehr stark. Valentino will nach vielen Jahren wieder gewinnen. Wir sind aber nicht weit weg", so Dovizioso. Außerdem lauert auch Vorjahressieger Marc Marquez mit seiner Honda auf die Chance und will seine bisher schwierige Saison auf Kurs bringen.