MotoGP-Test Sepang 2023 (Freitag): Ducati-Bestzeit und viele Entwicklungen

Marco Bezzecchi (VR46-Ducati) fährt vor Maverick Vinales (Aprilia) erste Testbestzeit - Stammfahrer aller Marken evaluieren die neuen Motorräder und Entwicklungen

(Motorsport-Total.com) - Der Startschuss für die MotoGP-Saison 2023 ist mit dem traditionellen Wintertest auf dem Sepang-International-Circuit in Malaysia gefallen. Drei Tage lang steht die Strecke allen Teams und Fahrern von 10:00 bis 18:00 Uhr Ortszeit zur Verfügung.

Titel-Bild zur News: Marco Bezzecchi

Mit einem Qualifying-Versuch fuhr Marco Bezzecchi zum Schluss Bestzeit Zoom

Hitze und hohe Luftfeuchtigkeit sind auch zu dieser Jahreszeit typisch für Malaysia. Am Freitag tröpfelte es zu Mittag leicht, aber das störte den Fahrbetrieb nur kurz. Mit 1:58.470 Minuten stellte Marco Bezzecchi (VR46-Ducati) in der letzten Viertelstunde Tagesbestzeit auf.

Die Werksteams hatten für jeden Fahrer auch eine Vorjahresmaschine bereit. Denn für die Fahrer ging es zunächst am Vormittag darum, wieder ein Gefühl zu finden, da sie zum letzten Mal Anfang November in Valencia gefahren sind.

Schließlich standen Tests mit neuen Entwicklungen auf dem Programm. In den fünf Werksteams gab es mehrere Motorräder unterschiedlicher Konfiguration zu sehen. Beim Shakedown-Test hatten die Testfahrer die Bikes vorbereitet. Nun waren die Topstars an der Reihe.

Yamaha: Topspeed bestätigt Fortschritte

Fabio Quartararo und Franco Morbidelli hatten je drei Motorräder in der Box. Zu sehen war auch ein neues Chassis und eine neue Schwinge, die bereits von Cal Crutchlow getestet worden sind. Auch die neue Verkleidung mit den neu geformten Winglets kam zum Einsatz.

Die neue Verkleidung war auch nicht mehr in schwarzem Carbon gehalten, sondern erstrahlte mit vollen Sponsoraufklebern. Damit ist klar, dass sich Yamaha auf das neue Design festgelegt hat. Im Fokus stand auch der neue Motor.

Die Eindrücke von Crutchlows Testfahrten bestätigen sich. Quartararo wurde beim Topspeed nur um 1 bis 2 km/h langsamer gemessen als die schnellsten Ducatis. Von Yamaha war zu hören, dass der neue Reihenvierzylinder ein klarer Fortschritt ist.

Yamaha Verkleidung

Yamaha hat neue Flügel für die M1 entwickelt Zoom

Hinter den italienischen Maschinen von Ducati und Aprilia war Yamaha erster Verfolger. Das M1-Duo belegte die Plätze zehn und elf, wobei Morbidelli am Freitag die Nase drei Zehntelsekunden vor Quartararo hatte.

Honda: Vier Motorräder für Marc Marquez

Auch Honda wirft für den Aufholprozess viel in die Waagschale. In der Box von Marc Marquez standen vier Motorräder. Für Vergleichszwecke eine RC213V mit vollem Sponsordesign aus dem Vorjahr. Dazu zwei schwarze mit verschiedenen neuen Teilen.

Es gab eine neue Schwinge, ein neues Chassis und auch verschiedene Verkleidungen. Eine Seitenverkleidung hatte die markante Stufe, die Aprilia erfunden hat. Außerdem hatte Marquez ein viertes Motorrad, das komplett mit den neuen Entwicklungen aufgebaut war.

Auf der anderen Seite der Box hatte Teamneuling Joan Mir nur zwei Motorräder zur Verfügung. Für den Spanier ging es zunächst in erster Linie darum, ein Verständnis für die Honda aufzubauen. Deswegen konzentrierten sich die Vergleichstests weiterhin auf Marquez.

Marc Marquez

Marc Marquez hat insgesamt drei neue Motorräder in seiner Box Zoom

Im Tagesergebnis hatte der sechsmalige MotoGP-Weltmeister eine knappe Sekunde Rückstand. Die Honda-Neulinge Mir und Alex Rins (LCR) fuhren auf einem ähnlichen Niveau. Das ehemalige Suzuki-Duo war auf den Plätzen 17 und 18 zu finden.

Ducati: Nur wenige Neuerungen

Von allen Herstellern ging Ducati am konservativsten an diesen Test heran. Weltmeister Francesco Bagnaia, Enea Bastianini sowie das Pramac-Duo Jorge Martin und Johann Zarco hatten eine Desmosedici 2022 und eine neue in der Box stehen.

Allerdings waren rein optisch kaum Änderungen zu erkennen. Lediglich die Schwinge wurde leicht modifiziert. Die vier Fahrer probierten mit der GP23 auch die neue Seitenverkleidung mit der markanten Aprilia-Stufe auf halber Höhe aus.

Prinzipiell waren sich die erfolgreiche GP22 und die neue GP23 bis auf Details sehr ähnlich. Man will den Fehler des Vorjahres vermeiden und perfekt vorbereitet in die Saison starten. Dass Ducati weiterhin die Benchmark ist, zeigte das Ergebnis - sieben Desmosedici in den Top 10.

Francesco Bagnaia

Weltmeister Francesco Bagnaia mit der Startnummer 1 Zoom

Nicht optimal verlief der Tag für Gresini-Neuling Alex Marquez, der eine GP22 fährt. Einmal rollte der Spanier mit Motorschaden aus. Bezzecchi stürzte einmal von seiner GP22. Zum Schluss fuhr er mit einer Qualifying-Simulation Bestzeit

KTM: Neuer Motor klingt anders

Als der Test begann, war Jack Miller als erster Fahrer auf der Strecke. Der Teamneuling arbeitete sofort mit den neuen Entwicklungen wie Verkleidung und Chassis. Mit der Vergleichsarbeit konzentrierte sich KTM auf Brad Binder.

Während Miller zum Beispiel bei beiden Motorrädern mit der neuen Verkleidung fuhr, wurde bei Binders Motorrad auch die alte montiert, mit der auch schon Dani Pedrosa beim Shakedown-Test gesehen worden ist.

Beide KTM-Fahrer arbeiteten mit dem neueren Chassis. Auch Pol Espargaro hatte ein neues, aber auch eines von 2022 zur Verfügung. Augusto Fernandez setzte seine Anpassung mit zwei Chassis aus dem Vorjahr fort. Der Rookie hatte am Vormittag auch seinen ersten MotoGP-Sturz.

Jack Miller

Jack Miller mit der neuen Verkleidung an seiner KTM Zoom

Aber auch Pol Espargaro hatte einen harmlosen Ausrutscher. Interessantes Detail: Die Motoren des KTM-Teams hörten sich vor allem auf den beiden langen Geraden deutlich anders an als jene im Tech-3-GasGas-Team.

Topzeiten waren aus dem KTM/GasGas-Lager am Freitag nicht zu sehen. Miller hatte etwas mehr als 1,3 Sekunden Rückstand und klassierte sich als 16. Binder probierte ebenfalls keine Qualifying-Simulation und war außerhalb der Top 20 zu finden.

Aprilia: Kühlung und Aerodynamik im Fokus

Aprilia hat am gesamten Motorrad gearbeitet. Das Chassis der RS-GP wurde modifiziert, dazu gibt es die neue Aerodynamik mit den beiden Schächten oben beim Windschild. Die letzte Motorspezifikation, die schon getestet wurde, wird zum Portimao-Test kommen.

Aleix Espargaro drehte zunächst drei Runden mit dem 2022er-Motorrad. Er hat zudem ein Hybrid-Bike mit Teilen von 2022 und 2023 zur Verfügung sowie eines mit den neuen Teilen. Der Fokus liegt klar auf den neuen Entwicklungen.

"Sie haben stark an der Kühlung gearbeitet, denn als wir das letzte Mal hier waren, hatte ich überall Verbrennungen", berichtet der Spanier. "Die Stabilität und das Turning sind jetzt etwas besser. Wir müssen noch viel mit der Aerodynamik arbeiten - hier und in Portimao."

Auch Teamkollege Maverick Vinales konzentrierte sich auf das neue Motorrad: "Das Kurvenverhalten ist besser und es fühlt sich auch bei Richtungswechseln leichter an. Ich habe das Gefühl, dass ich natürlicher fahren kann. Das Gefühl war sofort gut."

Aleix Espargaro

Die neue Aprilia präsentierte sich am ersten Testtag sofort konkurrenzfähig Zoom

Auch die Rundenzeiten waren gut. In den letzten fünf Minuten verpasste Vinales nur um 0,130 Sekunden die Tagesbestzeit. Auch Aleix Espargaro war als Sechster im Spitzenfeld zwischen den Ducati-Fahrern zu finden.

Das Satellitenteam RNF hat die RS-GP von Ende 2022 in der Box. Am Vormittag hatte Miguel Oliveira im letzten Sektor einen Sturz. Er und Teamkollege Raul Fernandez setzten ihren Anpassungsprozess auf das für sie neue Motorrad fort.

Dieser offizielle IRTA-Test wird am Samstag und Sonntag fortgesetzt. Der zweite Vorsaisontest findet am 11. und 12. März in Portimao (Portugal) statt. Dort startet am 26. März auch die neue Saison.

Die Testzeiten aus Sepang (Freitag)
01. Marco Bezzecchi (VR46-Ducati) - 1:58.470 Minuten (55 Runden)
02. Maverick Vinales (Aprilia) +0,130 Sekunden (67)
03. Enea Bastianini (Ducati) +0,262 (54)
04. Jorge Martin (Pramac-Ducati) +0,267 (67)
05. Francesco Bagnaia (Pramac-Ducati) +0,387 (58)
06. Aleix Espargaro (Aprilia) +0,471 (49)
07. Johann Zarco (Pramac-Ducati) +0,496 (56)
08. Fabio di Giannantonio (Gresini-Ducati) +0,551 (47)
09. Alex Marquez (Gresini-Ducati) +0,566 (53)
10. Franco Morbidelli (Yamaha) +0,648 (59)
11. Fabio Quartararo (Yamaha) +0,952 (58)
12. Marc Marquez (Honda) +0,954 (58)
13. Luca Marini (VR46-Ducati) +0,999 (50)
14. Miguel Oliveira (RNF-Aprilia) +1,260 (50)
15. Raul Fernandez (RNF-Aprilia) +1,343 (54)
16. Jack Miller (KTM) +1,356 (53)
17. Joan Mir (Honda) +1,362 (53)
18. Alex Rins (LCR-Honda) +1,493 (66)
19. Augusto Fernandez (GasGas) +1,557 (58)
20. Pol Espargaro (GasGas) +1,608 (58)
21. Brad Binder (KTM) +1,615 (60)
22. Takaaki Nakagami (LCR-Honda) +2,734 (49)
23. Katsuyuki Nakasuga (Yamaha) +2,769 (58)
24. Stefan Bradl (Honda) +5,031 (3)

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