MotoGP-Test für 2022 in Jerez: Ducati mit klarer Testbestzeit und Ansage

Ducati schließt den Jerez-Test in Vorbereitung auf die MotoGP-Saison 2022 mit Bestzeit ab und kündigt noch mehr an - Fabio Di Giannantonio schnellster Rookie

(Motorsport-Total.com) - Auch der zweite von zwei Tagen beim Jerez-Test in Vorbereitung auf die MotoGP-Saison 2022 stand im Zeichen von starkem Wind. Aus genau diesem Grund hatten die in Südspanien anwesenden Motorradpiloten schon am Donnerstag weniger Runden gedreht als eigentlich geplant war. Und am Freitag, als es vor allem nachmittags sehr windig war, wurden keine Mammutprogramme abgespult.

Titel-Bild zur News: Francesco Bagnaia

Ducati-Werkspilot Francesco Bagnaia: Beim Jerez-Test klar der Schnellste Zoom

Die meisten Runden am zweiten Testtag fuhr Maverick Vinales (Aprilia). Er umrundete den Kurs 82 Mal. Am schnellsten wurde der 4,424 Kilometer lange Kurs am Freitag von Francesco Bagnaia (Ducati) umrundet. Mit einer am Vormittag gefahrenen Zeit von 1:36.872 Minuten war "Pecco" fast eine halbe Sekunde schneller als LCR-Honda-Pilot Takaaki Nakagami bei seiner Tagesbestzeit am Donnerstag (1:37.313 Minuten).

Und: Trotz der nicht optimalen Bedingungen fehlen Bagnaia nach überlegener Testbestzeit am Freitag weniger als 0,3 Sekunden auf den MotoGP-Streckenrekord in Jerez. Der steht bei 1:36.584 Minuten und wurde im Juli 2020 im dritten Freien Training zum Grand Prix von Spanien vom damaligen Yamaha-Werkspiloten Maverick Vinales aufgestellt.

Bezogen auf das Testprogramm der Hersteller stand der Freitag überwiegend im Zeichen einer Fortsetzung des am Donnerstag begonnenen Prozesses. Das eine oder andere neue Teil wurde aber auch am Freitag gesichtet.


Fotos: MotoGP-Test für 2022 in Jerez


Ducati klar Spitze - 2022 soll noch mehr kommen

Abgesehen von Honda mit dem radikal neuen 2022er-Bike ist Ducati derjenige Hersteller, der beim Jerez-Test die auffälligsten Neuerungen gezeigt hat. Mit der noch unlackierten neuen Verkleidung war am Freitag auch Pramac-Pilot Johann Zarco unterwegs, nachdem diese am Donnerstag schon von Teamkollege Jorge Martin und nicht zuletzt den beiden Werkspiloten Francesco Bagnaia und Jack Miller getestet wurde.

Neben der neuen Verkleidung sticht bei Ducati vor allem ein neuer, längerer Auspuff ins Auge. Bagnaia, der sich mit seiner Tagesbestzeit am Freitag die Testbestzeit sicherte, hatte letzten Endes einen satten Vorsprung von mehr als 0,4 Sekunden auf die Konkurrenz.

Francesco Bagnaia

Der neue Auspuff wird nicht die letzte Neuerung bei Ducati bleiben Zoom

"Ich bin richtig happy. Wir haben sogar noch besser gearbeitet als gestern, obwohl der Wind noch stärker war als gestern", bilanziert Bagnaia zufrieden. Und Ducati-Markenkollege Zarco kündigt schon mal an: "Wenn das, woran 'Gigi' [Dall'Igna] für 2022 arbeitet, so funktioniert wie geplant, dann werden wir nächstes Jahr noch stärker sein."

Yamaha: Fabio Quartararo auf P2, aber ...

Für Yamaha fuhr Fabio Quartararo mit einem Rückstand von 0,452 Sekunden auf Bagnaia auf den zweiten Platz. Das allein wird aber nicht reichen, um den Weltmeister zu überzeugen. Denn auf den erhofften PS-Schub warten die Yamaha-Fahrer weiterhin. Die letzte Hoffnung in dieser Hinsicht sind nun die Testfahrten im Februar, denn anschließend müssen die Motoren für die Saison 2022 homologiert werden.

Gibt es für die M1 auch bei den Testfahrten im Februar keinen deutlich leistungsstärkeren Motor, dann sieht vor allem Quartararo für eine Verlängerung seines Ende 2022 auslaufenden Vertrags schwarz. Dies hat der Franzose klar zu verstehen gegeben. Während Quartararo am Schlusstag in Jerez P2 belegte, reihte sich Teamkollege Franco Morbidelli nach nur 30 Runden auf P15 ein.

Im neuen RNF-Yamaha-Team gewöhnte sich Andrea Dovizioso weiter an den aktuellen Stand der M1. Der Routinier aus Italien, der seit Valentino Rossis Rücktritt nun der erfahrenste Pilot im MotoGP-Feld ist, belegte in der Zeitenliste am Freitag mit 1,1 Sekunden Rückstand den 13. Platz.

Yamaha YZR-M1 von Fabio Quartararo

Allein die neuen Verkleidungsteile der M1 können Fabio Quartararo nicht überzeugen Zoom

MotoGP-Rookie Darryn Binder auf der zweiten M1 des RNF-Teams hatte am Freitag einen Sturz in Kurve 9 zu beklagen. Trotzdem ist es ihm gelungen, seinen Rückstand auf die Spitze von über vier Sekunden (Donnerstag) auf gut drei Sekunden zu reduzieren - und das, obwohl an der Spitze deutlich angezogen wurde.

Suzuki und Aprilia mit weiteren Vergleichsfahrten

Bei Suzuki wurde am Freitag die Arbeit fortgesetzt, die man am Donnerstag begonnen hatte. Joan Mir, Alex Rins und Testfahrer Sylvain Guintoli sammelten weitere Kilometer mit dem neuen Motor für 2022, der gegenüber dem bisherigen etwas leistungsstärker ist.

Außerdem wurden an der GSX-RR eine neue Schwinge und neue Aero-Teile an der Verkleidung getestet. Ex-Weltmeister Mir war am Freitag mit P6 in der Zeitenliste etwas langsamer als Teamkollege Rins, der den dritten Platz belegte.

Auch im Aprilia-Lager stand der zweite Testtag in Jerez im Zeichen des Anknüpfens daran, was man am Donnerstag begonnen hatte. Im Sinne von Vergleichstests war jeder der drei Piloten (Aleix Espargaro, Maverick Vinales und Testfahrer Lorenzo Savadori) mit einer etwas anderen Spezifikation der RS-GP auf der Strecke.

Maverick Vinales

Aprilia-Pilot Maverick Vinales fuhr die meisten Runden und belegte P5 Zoom

Die Unterschiede betreffen einerseits den Motor mitsamt Auspuff, anderseits das Chassis und die Verkleidung mit unterschiedlich gestalteten Winglets. Abgeschlossen ist die Entwicklung laut Espargaro noch nicht. Und: Mit den neuen Teilen soll nicht nur die Leistung der RS-GP verbessert werden, sondern nicht zuletzt auch Konstanz und Zuverlässigkeit.

Vinales, der mit seinen 82 Runden die meisten aller Fahrer am zweiten Testtag drehte, führte in der Zeitenliste als Fünfter das Aprilia-Aufgebot an.

Honda: Pol Espargaro probiert 2022er-Bike

Im Honda-Lager war am Freitag auch Pol Espargaro mit einem 2022er-Bike unterwegs. Damit fuhr er auf den vierten Platz der Zeitenliste und war nur einen Tick langsamer als Takaaki Nakagami tags zuvor. Seitdem der Prototyp der RC213V beim Misano-Test im September erstmals zu sehen war, hat man mittlerweile eine zweite Version mit weiteren Veränderungen aufgebaut.

Im Verlauf der Testwoche in Jerez waren in Abwesenheit von Marc Marquez neben Espargaro und Nakagami auch Alex Marquez und Testfahrer Stefan Bradl mit einer 2022er-Honda unterwegs. Abgesehen davon kam aber auch das 2021er-Bike zum Einsatz.

Pol Espargaro

Pol Espargaro kam mit der 2022er-Honda auf Anhieb gut zurecht Zoom

Zur Situation um Marc Marquez verrät Honda-Teammanager Alberto Puig am Freitag gegenüber 'MotoGP.com', dass die nächste ärztliche Untersuchung des Sehnervs im rechten Auge "um Weihnachten herum" geplant ist.

KTM testet neue Verkleidung

Bei KTM war Testfahrer Dani Pedrosa mit einem anderen Chassis im Einsatz als die Stammfahrer Brad Binder und Miguel Oliveira. Die Festlegung der gewünschten Entwicklungsrichtung für die Saison 2022 scheint beim österreichischen Hersteller noch nicht abgeschlossen. Auch eine neue Verkleidung, die der neuen von Ducati durchaus ähnelt, wurde getestet.

Im Tech-3-KTM-Team sammelten die Rookies Remy Gardner und Raul Fernandez weitere Kilometer auf der für sie noch weitestgehend neuen RC16. Nachdem Fernandez am Donnerstag der schnellere der beiden war, behauptete sich der Spanier auch am Freitag knapp vor seinem australischen Teamkollegen.

Brad Binder

KTMs neue Verkleidung, hier am Bike von Brad Binder, erinnert an Ducati Zoom

Di Giannantonio schnellster Rookie

Schnellster der fünf Rookies war Fernandez am zweiten Testtag aber nicht mehr. Diese Ehre gebührt Fabio Di Giannantonio (Gresini-Ducati; 19.) mit einem Rückstand von lediglich 1,6 Sekunden auf die Testbestzeit von Francesco Bagnaia. Marco Bezzecchi, der Rookie in Diensten von VR46-Ducati, schloss mit 2,4 Sekunden Rückstand hinter Di Giannantonio, Fernandez und Gardner, aber vor Darryn Binder ab.

Unterm Strich waren am zweiten Testtag 26 von 29 Teilnehmern auf der Strecke. Drei Testfahrer verzichteten: Stefan Bradl (Honda), Mika Kallio (KTM) und Takuya Tsuda (Suzuki). Bradl fuhr weder am Donnerstag noch am Freitag. Der Honda-Testfahrer hatte aber schon zu Beginn der Woche jede Menge Runden abgespult, sowohl mit 2022er- als auch mit 2021er-Honda.

Fabio Di Giannantonio

Fabio Di Giannantonio auf der Ducati GP21 des Gresini-Teams führt die Rookies an Zoom

Der nächste offizielle MotoGP-Test mit allen Teams ist für 5./6. Februar 2022 in Sepang (Malaysia) angesetzt. Wenige Tage zuvor schießen sich dort beim sogenannten Shakedown-Test (31. Januar bis 2. Februar) schon die Rookies und die Testfahrer ein.

Nach dem offiziellen Sepang-Test gibt es nur noch einen weiteren Test in der Winterpause, und zwar vom 11. bis 13. Februar in Mandalika (Indonesien). Die brandneue Rennstrecke auf der Insel Lombok wird am jetzt laufenden Wochenende gerade von der Superbike-WM eingeweiht.

Ergebnis MotoGP-Test in Jerez (Freitag):

01. Francesco Bagnaia (Ducati) - 1:36.872 Minuten (42 Runden)
02. Fabio Quartararo (Yamaha) +0,452 Sekunden (68)
03. Alex Rins (Suzuki) +0,551 (59)
04. Pol Espargaro (Honda) +0,624 (46)
05. Maverick Vinales (Aprilia) +0,750 (82)
06. Joan Mir (Suzuki) +0,762 (73)
07. Takaaki Nakagami (LCR-Honda) +0,800 (36)
08. Enea Bastianini (Gresini-Ducati) +0,826 (25)
09. Jack Miller (Ducati) +0,845 (39)
10. Alex Marquez (LCR-Honda) +0,888 (56)
11. Brad Binder (KTM) +1,070 (56)
12. Luca Marini (VR46-Ducati) +1,153 (56)
13. Andrea Dovizioso (RNF-Yamaha) +1,157 (58)
14. Miguel Oliveira (KTM) +1,213 (56)
15. Franco Morbidelli (Yamaha) +1,228 (30)
16. Aleix Espargaro (Aprilia) +1,277 (55)
17. Johann Zarco (Pramac-Ducati) +1,288 (65)
18. Jorge Martin (Pramac-Ducati) +1,563 (34)
19. Fabio Di Giannantonio (Gresini-Ducati) +1,656 (45)
20. Raul Fernandez (Tech-3-KTM) +1,819 (55)
21. Lorenzo Savadori (Aprilia) +1,852 (60)
22. Remy Gardner (Tech-3-KTM) +1,856 (64)
23. Sylvain Guintoli (Suzuki) +2,168 (56)
24. Dani Pedrosa (KTM) +2,313 (58)
25. Marco Bezzecchi (VR46-Ducati) +2,440 (62)
26. Darryn Binder (RNF-Yamaha) +3,069 (55)
27. Stefan Bradl (Honda) - keine Zeit
28. Mika Kallio (KTM) - keine Zeit
29. Takuya Tsuda (Suzuki) - keine Zeit

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