MotoGP-Test Brünn 2018: Marquez mit Ehrenbestzeit
Für den Sieg in Brünn hat es nicht gereicht, doch Marc Marquez revanchiert sich mit einer Test-Bestzeit - Neue Entwicklungen bei Honda, Suzuki und Aprilia
(Motorsport-Total.com) - Das konnte er sich nicht nehmen lassen: Marc Marquez (Honda) fuhr bei den MotoGP-Testfahrten in Brünn am Montag die Bestzeit in 1:55.209 Minuten. Damit war etwas mehr als eine halbe Sekunde langsamer als Andrea Dovizioso bei seiner Qualifying-Bestzeit am Samstag (1:54.689 Minuten). Mit der zweitbesten Zeit gibt es für Johann Zarco (Tech-3-Yamaha) endlich mal wieder ein kleines Erfolgserlebnis; Dani Pedrosa komplettierte die Top 3, die durch knapp zwei Zehntelsekunden getrennt waren.

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Marc Marquez markierte die schnellste Zeit beim MotoGP-Test in Brünn Zoom
Marquez wechselte am Montag zwischen mehreren Motorrädern hin und her: Es gab einen komplett schwarzen Testträger sowie eine Hybrid-Maschine, die auf dem aktuellen Bike basiert und einige neue Teile um den Sattel herum aufweist. Hinzu kamen noch zwei weitere aktuelle Maschinen. Der amtierende Weltmeister war auch der fleißigste Pilot am Montag mit 77 Runden. Die Bestzeit fuhr er etwa 40 Minuten vor dem Ende.
"Honda hat mir einen ziemlich langen Stundenplan gemacht", strahlt der WM-Spitzenreiter. "Ich bin sehr angetan von einigen Entwicklungen und werde diese am Red Bull Ring nochmal ausprobieren." Sein Hauptanliegen war ein schonenderer Umgang mit dem Vorderreifen. Zu oft muss Marquez auf den harten Vorderreifen ausweichen, während andere Hersteller weichere Pneus nehmen können. Und bei warmen Bedingungen reicht selbst der Harte manchmal nicht. Die hochsommerlichen Bedingungen waren damit perfekt für ihn.
Den schwarzen Testträger pilotierte auch Testfahrer Hiroshi Aoyama, der für Stefan Bradl einsprang. Der deutsche HRC-Entwicklungsfahrer hatte sich beim Unfall in der ersten Runde des Rennens am Sonntag die Bänder in der Schulter überdehnt. Er ließ den Test ebenso aus wie Maverick Vinales (Yamaha). Auch KTM musste bekanntlich gleich auf zwei verletzte Piloten verzichten, sodass die ganze Arbeit an Bradley Smith hängen blieb.
Rossi testet ersehnte neue Elektronik
Die Ducati-Piloten Andrea Dovizioso und Jorge Lorenzo fuhren ein eher sparsames Programm und begnügten sich mit den Positionen vier und fünf. Dovizioso verglich dabei zwei verschiedene Rahmen miteinander. Mit der Arbeit wird er am kommenden Wochenende im Spielberg weitermachen.

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Valentino Rossi fand nicht wirklich Performance mit der neuen Elektronik Zoom
Auch Lorenzo testete den neuen Rahmen, sein bereits drittes Chassis in dieser Saison und zeigte sich sehr angetan: "Hier würde ich den neuen Rahmen gleich nehmen." Doch bevor er sich entscheidet, möchte er weitere Testfahrten auf dem Red Bull Ring absolvieren. "Eine Strecke ist nicht genug, um eine solche Entscheidung zu treffen", begründet er.
Im Yamaha-Lager blieb nach Vinales' Ausfall die Testarbeit an Valentino Rossi hängen. Er probierte die lang ersehnte neue Elektronik und spulte 51 Runden ab. Seine Zeit von 1:55.918 Minuten war deutlich langsamer als seine Qualifying-Runde am Samstag (1:54.956 Minuten), allerdings konzentrierte er sich voll und ganz auf Longruns. Schließlich liegt der Hund bei Yamaha vor allem in der zweiten Rennhälfte begraben. Große Fortschritte sind Yamaha aber hinsichtlich der Performance nicht gelungen.
Er beendete den Test als Siebter hinter Cal Crutchlow (LCR-Honda), der die neuen Teile, die am Sonntag an der Bradl-Maschine hingen, wegen dessen Unfalls nicht testen konnte. Er hatte aber eine neue Gabel verbaut, die er bereits 2017 in Jerez ausprobiert, aber nicht für gut befunden hatte. Mit der Modifikation lief es zwar besser, doch er glaubt nicht, dass er sie in Zukunft verwenden wird. Er beendete den Test bereits zwei Stunden vor Schluss, weil er sein Programm durchgearbeitet hatte.
Sturz von Andrea Iannone
Den einzigen wilderen Sturz des Tages legte Andrea Iannone (Suzuki) hin. Er flog in Kurve 10 in den Airfence. Er hielt sich zunächst die Schulter, ersten Untersuchungen zufolge hat er sich allerdings nur eine Prellung und keinerlei Brüche zugezogen.
Sein Teamkollege Alex Rins absolvierte am Nachmittag einige Runden mit dem neuen Carbon-Chassis, das zuvor Testfahrer Sylvain Guintoli ausprobiert hatte. "Wir müssen uns beim neuen Chassis in Bremszonen verbessern", fordert er. Kurios: Iannone, der Suzuki am Jahresende in Richtung Aprilia verlassen wird, wusste gar nicht, dass Rins ein neues Bike zur Verfügung hatte.
Auch am aktuellen Motorrad wurden Verbesserungen vorgenommen: Die Carbon-Verstärkungen im Rahmen fielen deutlich größer aus als bisher. "Mir gefällt das Carbon-Chassis sehr gut, weil es am Kurvenausgang ein bisschen besser zu sein scheint, ohne an anderen Stellen irgendwelche Nachteile zu haben", sagt der 22-Jährige zufrieden. "Ich denke, wir werden diesem Rahmen weiter verwenden." Es reichte für ihn zu Position neun hinter Danilo Petrucci (Pramac-Ducati). Die Top 10 komplettierte Hafizh Syahrin (Tech-3-Yamaha).
Michelin testet neuen Reifen
Bei Aprilia kam ein neuer Tank zum Einsatz, doch es ist mehr als fraglich ob dieser die derzeitigen Probleme bei der Gresini-Werksmannschaft lösen kann. Aleix Espargaro wurde damit Zwölfter, Scott Redding kam nicht über Rang 16 hinaus. Von der neuen Carbon-Schwinge war nichts zu sehen.
Früh die Segel streichen musste Jack Miller (Pramac-Ducati) nach technischen Problemen an seinem Nummer-1-Bike. Zwar stand ihm noch eine Ersatzmaschine zur Verfügung, doch da hatte Pramac Racing schon an die Zukunft gedacht und den Rennmotor für Spielberg eingebaut. Diesen wollte man nun nicht unnötig bei einem Test belasten und ließ den Tag schon drei Stunden vor dem Ende ausklingen.
Am Rande der Testfahrten probierte Michelin auch etwas für die MotoGP-Saison 2019 aus. Die Franzosen brachten einen neuen Vorderreifen mit einer neuen Konstruktion. Von seinem Profil her basiert er auf dem Testträger aus Barcelona. Die ersten Reaktionen der Fahrer fielen gemischt aus. Es testeten auch nicht alle Fahrer diesen Reifen.
Brünn-Test, Montag (6. August):
01. Marc Marquez (Honda) - 1:55.209 Minuten (77 Runden)
02. Johann Zarco (Tech-3-Yamaha) +0,133 Sekunden (71)
03. Dani Pedrosa (Honda)+0,190 (52)
04. Andrea Dovizioso (Ducati) +0,308 (40)
05. Jorge Lorenzo (Ducati) +0,400 (45)
06. Cal Crutchlow (LCR-Honda) +0,562 (43)
07. Valentino Rossi (Yamaha) +0,709 (51)
08. Danilo Petrucci (Pramac-Ducati) +0,730 (34)
09. Alex Rins (Suzuki) + 0,777 (62)
10. Hafizh Syahrin (Tech-3-Yamaha) +0,823 (65)
11. Andrea Iannone (Suzuki) +0,902 (26)
12. Aleix Espargaro (Aprilia) +1,157 (26)
13. Bradley Smith (KTM) +1,357 (68)
14. Takaaki Nakagami (LCR-Honda) +1,413 (18)
15. Franco Morbidelli (Marc-VDS-Honda) +1,488 (30)
16. Scott Redding (Aprilia) +1,646 (50)
17. Jack Miller (Pramac-Ducati) +1,676 (13)
18. Tom Lüthi (Marc-VDS-Honda) +1,825 (37)
19. Sylvain Guintoli (Suzuki) +2,634 (37)
20. Hiroshi Aoyama (Honda) +4,125 (43)


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