MotoGP-Kolumne Jerez 2: Wer letzte Nacht am schlechtesten geschlafen hat
Zum zweiten Mal hat sich Maverick Vinales von Fabio Quartararo die Butter vom Brot nehmen lassen - Der Biss und die Souveränität von 2017 ist abhanden gekommen
Liebe Motorradfreunde,

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Maverick Vinales stand in beiden Jerez-Rennen im Schatten von Fabio Quartararo Zoom
zum ersten Mal haben wir auf einer Strecke zwei Rennen hintereinander erlebt. Abgesehen davon, dass Marc Marquez am Sonntag nicht dabei war, war es doch interessant zu sehen, wie unterschiedlich diese beiden MotoGP-Rennen in Jerez waren.
Einerseits hatte sich das Feld deutlich mehr auseinandergezogen, andererseits gab es viel mehr Stürze und Ausfälle, obwohl es nicht so viel heißer war als sieben Tage zuvor. Mit Francesco Bagnaia und Valentino Rossi spielten plötzlich zwei Fahrer eine Rolle, die ein schwieriges erstes Rennen hatten.
Guter Saisonstart, aber ...
Der Sieger war aber gleich. Fabio Quartararo hat - Hut ab davor! - wieder eine fehlerfreie Leistung gezeigt und verdient gewonnen. Maverick Vinales ist erneut Zweiter geworden. Und damit sind wir auch schon bei dem Fahrer, der meiner Meinung nach im übertragenen Sinne schlecht geschlafen hat.
Mit zwei zweiten Plätzen in eine Saison zu starten ist beileibe kein schlechtes Resultat, sondern eine solide Basis für den weiteren Titelkampf. Aber eigentlich hätte ich mir von Vinales - und er wohl selbst auch - eine noch etwas bessere Performance erwartet.

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Erst in der vorletzten Runde konnte Vinales Rossi überholen Zoom
Im ersten Rennen war Marc Marquez zwar schneller, aber Vinales hatte zunächst mit dem Start alles richtig gemacht. Als Marquez dann seinen ersten Fehler gemacht hatte, wäre der Weg für Vinales zum Sieg frei gewesen. Stattdessen hat er sich von Quartararo die Butter vom Brot nehmen lassen.
Und gestern zählte er gemeinsam mit Quartararo wieder zu den Favoriten auf den Sieg - und wieder hatte er nicht den Hauch einer Chance. Okay, der Überholversuch am Ende der ersten Runde hatte nicht geklappt, wodurch Vinales hinter Rossi zurückfiel.
Wäre Vinales nicht hinter Rossi festgesteckt, hätte es vielleicht einen anderen Rennverlauf gegeben. Tatsache ist aber, dass Vinales keinen Weg am "Oldie" vorbeifand. Gegen Rennhalbzeit fiel er sogar hinter Bagnaia und Franco Morbidelli zurück.
Souveränität von Anfang 2017 ist verschwunden
Mit Ach und Krach konnte Vinales zum Schluss dann doch noch Rossi knacken und den zweiten Platz retten. Aber im Vergleich zu Quartararo ist das meiner Meinung nach zu wenig. In der internen Hackordnung bei Yamaha hat sich der Franzose in eine starke Position als Nummer 1 gebracht.
Und deswegen kann Vinales nicht gut geschlafen haben. Wir erinnern uns an 2017, als er selbst als neuer Hoffnungsträger zu Yamaha gekommen ist. Vinales hat damals in Katar und Argentinien die Rennen mit einer solchen Souveränität gewonnen, die ich jetzt nicht mehr erkennen kann.

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Zehn WM-Punkte beträgt sein Rückstand auf Fabio Quartararo Zoom
Und das ist der entscheidende Punkt. Vinales fährt super und ist stark - keine Frage. Aber Quartararo macht es einfach noch einen Tick besser. Natürlich ist die (kurze) Saison noch jung und es kann noch so viel passieren.
Aber Vinales muss noch ein wenig zulegen und versuchen, Quartararo Paroli zu bieten. Denn sonst wird es nichts mit dem WM-Titel. Und wenn die Sympathien von Yamaha langfristig Quartararo zufliegen, dann wird es für Vinales langfristig immer schwieriger werden.
Ich traue Vinales zu, dass er es schafft Quartararo die Stirn zu bieten. Wir dürfen auch nicht vergessen, dass er im Vorjahr seit seinem Sieg in Assen konstant gute Ergebnisse hatte. Vielleicht haben in Jerez bei ihm nicht alle Puzzleteile gepasst. Das "Stallduell" Quartararo gegen Vinales wird in den kommenden Wochen auf alle Fälle interessant werden.
Ihr
PS: Wer letzte Nacht am besten geschlafen hat, können Sie auf unserer Schwesterplattform Motorsport.com lesen. Zur Montagskolumne über Valentino Rossi geht es hier.


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