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MotoGP in Brünn: Wer letzte Nacht am schlechtesten geschlafen hat

Nach Brünn drängen sich mehrere Kandidaten für unsere Kolumne auf - Yamaha, Ducati und Honda stehen selbst im Schatten ihrer eigenen Satellitenteams

Titel-Bild zur News: MotoGP Start in Brünn

In Brünn fahren vermeintliche Außenseiter den stolzen Werken um die Ohren Zoom

Liebe Leser,

dass die MotoGP immer für Überraschungen gut ist, hat das Rennen in Brünn eindrucksvoll bewiesen. Wer hätte vor dem Wochenende auf eine Podest mit Brad Binder, Franco Morbidelli und Johann Zarco gesetzt?

Die Saison ist bisher so unberechenbar und abwechslungsreich, dass es uns als Fans und Beobachter nur recht sein kann. Es ist müßig darüber zu diskutieren, ob es mit Marc Marquez anders wäre. Er hat einen Fehler gemacht und muss derzeit noch pausieren. Gute Besserung an dieser Stelle!

Nicht nur in Brünn: Neue Namen im Spitzenfeld

Erfrischend sind die vermeintlichen Außenseiter, die plötzlich eine gewichtige Rolle spielen. Das war in Jerez 2 schon ein Pecco Bagnaia oder ein Takaaki Nakagami. Und jetzt in Brünn eben die genannten drei Fahrer auf dem Podium.

Die bisherige Saison ist vor allem für die großen Werksteams von Honda, Ducati und Yamaha eine Klatsche. Honda ist ohne Marc Marquez sowieso im Nirgendwo zu finden, und Ducati und Yamaha fahren die eigenen Satellitenteams um die Ohren.

Gleichzeitig werden diese drei erfolgsverwöhnten Werksteams auf der Überholspur von KTM überholt und auch Aleix Espargaro zeigt, dass in der neuen Aprilia Potenzial steckt. Es war herzerfrischend, wie er nicht nur in den Trainings sondern auch im Rennen mitfighten konnte.

Franco Morbidelli, Brad Binder

Duell um die Führung: Franco Morbidelli und Brad Binder Zoom

Dass das Feld so ausgeglichen ist, hat sicherlich auch mit den vor einigen Jahren eingeführten Rahmenbedingungen zu tun. Ohne Einheitselektronik wären KTM und Aprilia nie eingestiegen. Die Ausnahmen durch die Konzessionspunkte helfen, dass Neueinsteiger sich entwickeln können.

Nur Platz 14: Katastrophe für Vinales

Das sorgt für spannende Rennen und nicht zu einer Situation wie in der Formel 1, wo nur ein oder zwei Teams gewinnen können. Vorbei sind die MotoGP-Zeiten, als sich Honda und Yamaha problemlos die Siege untereinander aufgeteilt haben.

Aber dass Petronas dem Werksteam so um die Ohren fährt, darf eigentlich auf Dauer nicht passieren. Die älteste Spezifikation der M1 stand mit Morbidelli auf dem Podest. Fabio Quartararo verteidigte mit Platz sieben seine WM-Führung, während Maverick Vinales als 14. komplett unterging.

Wenn Vinales Weltmeister werden will, dann war das zu wenig. Ein schlechtes Rennen darf maximal Platz sechs, sieben bedeuten, aber nicht Position 14. Es ist auch bemerkenswert, dass sich im Vergleich zu Vinales wieder einmal Valentino Rossi sehr gut präsentiert hat.

Maverick Vinales

Maverick Vinales ging in Brünn komplett unter Zoom

Ducati: Andrea Dovizioso ist ratlos

Aber während insgesamt für Yamaha das Gesamtbild noch okay aussieht, ist es für Ducati schon deutlich finsterer. Vor allem Andrea Dovizioso und Danilo Petrucci kommen immer noch nicht mit dem neuen Hinterreifen klar.

Es wird viel bei der Abstimmung probiert, vielleicht verzettelt man sich auch in diesem Puzzlespiel. Das kann ich nicht beurteilen. Aber eine Lösung hat das Ducati-Werksteam bisher nicht gefunden. Zarco ist die Ducati ausschließlich mit der neuen Hinterreifenkonstruktion gefahren.

Er weiß also nicht, wie sich die Desmosedici mit Reifen des Vorjahres anfühlt und geht frisch an seine Aufgabe heran. Aber dass auch Jack Miller und Bagnaia weniger Probleme haben, sollte dem Ducati-Werksteam zu denken geben.

Andrea Dovizioso

Andrea Dovizioso gibt zu: Er versteht nicht, wie er mit dem neuen Reifen fahren muss Zoom

In Spielberg könnte die Situation wieder anders sein, denn dann kommt der hitzeresistente Reifen aus dem Vorjahr zum Einsatz. Ducati könnte dort zu alter Stärke finden, was aber auch nur eine Momentaufnahme sein könnte, denn in Misano wird wieder der neue Reifen gefahren.

Letzte Startreihe: Repsol-Honda am Tiefpunkt angelangt

Während sich das italienische Team zumindest über gute Leistungen von Bagnaia (in Jerez 2) und jetzt den Podestplatz von Zarco in Brünn freuen darf, sieht es bei Honda ganz düster aus. Dass Honda ohne Marc Marquez verloren ist, ist nichts Neues.

Jetzt wird das ganze Ausmaß ersichtlich. Okay, Nakagami hatte in Jerez 2 ein super Rennen. In Brünn war er aber wieder dort unterwegs, wo er immer ist. Cal Crutchlow ist körperlich immer noch nicht ganz fit, das muss man natürlich auch festhalten.

Aber dass Repsol-Honda mit beiden Fahrern in der letzten Startreihe steht, wird in Japan gar nicht gut angekommen sein. Klar, Stefan Bradl wurde ins kalte Wasser geworfen. Viel mehr konnte man von ihm ohne Vorbereitung nicht erwarten.

Alex Marquez, Stefan Bradl

Das stolze Honda-Team spielte in Brünn überhaupt keine Rolle Zoom

Tatsache ist, dass Honda nach drei Rennen nur auf dem vierten Platz der Markenwertung ist. Und in der Teamwertung ist Repsol-Honda mit mageren 13 Pünktchen nur auf dem zehnten und vorletzten Platz zu finden.

Dass Honda in den vergangenen Jahren nur auf Marc Marquez gesetzt hat, rächt sich jetzt bitter. Als Dani Pedrosa noch bei Honda gefahren ist, hat man in dessen letzten Jahren gesehen, wie schwierig die Honda zu fahren war. Selbst Pedrosa hatte kaum noch Spitzenergebnisse.

Und dass ein Weltmeister wie Jorge Lorenzo so gar nicht mit der RC213V zurecht kam, kann nicht einzig und allein damit begründet sein, dass er seinen Fahrstil nicht umstellen konnte. Dass es anders geht, zeigt KTM. Mit Pol Espargaro, Brad Binder und Miguel Oliveira haben sie drei konkurrenzfähige Fahrer.

Ihr

Gerald Dirnbeck

PS: Die Kolumne "Wer letzte Nacht am besten geschlafen hat" finden Sie auf unserem Schwesterportal Motorsport.com. Heute dreht sich natürlich alles um den Erfolgsweg von KTM.

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