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MotoGP-Aus während FT4: Petrucci vom Verhalten der KTM-Chefs enttäuscht

Während des vierten Trainings gibt KTM den MotoGP-Wechsel von Raul Fernandez bekannt - Der Zeitpunkt ärgert und enttäuscht Danilo Petrucci und Iker Lecuona

(Motorsport-Total.com) - Nun passierte es doch sehr schnell. Raul Fernandez wird 2022 für Tech-3-KTM MotoGP fahren. Das zeichnete sich bereits in den vergangenen Wochen ab. KTM trat nach außen hin aber auf die Bremse. Noch am Dienstag sagte KTM-Motorsportchef Pit Beirer gegenüber 'Motorsport-Total.com', dass man zwischen den beiden Spielberg-Rennen eine Entscheidung treffen wird.

Titel-Bild zur News: Pit Beirer

Pit Beirer hat sich nun doch sehr rasch für Raul Fernandez entschieden Zoom

Samstagvormittag hielt Beirer gegenüber MotoGP-Boxengassenreporter Simon Crafar fest, dass frühestens Sonntagabend eine Entscheidung fallen wird, wer den offenen Tech-3-Platz im nächsten Jahr erhalten wird. Remy Gardner steht schon länger als Fahrer fest.

Dann verschickte KTM während des vierten Freien Trainings die Mitteilung, dass es Fernandez sein wird. Für die aktuellen Tech-3-Fahrer Danilo Petrucci und Iker Lecuona hieß das, dass sie während des Trainings über die Einblendungen in der TV-Übertragung erfahren mussten, dass ihre MotoGP-Karriere zu Ende gehen wird.

"Es ist ein verrückter Zeitpunkt, so eine News während des vierten Trainings zu veröffentlichen", zeigte sich selbst Tech-3-Teamchef Herve Poncharal unmittelbar nach der Session im Gespräch mit Crafar etwas verärgert. Denn er konnte nicht in Ruhe mit seinen Fahrern sprechen.

"Es ist nicht die ideale Situation, es so und zu diesem Zeitpunkt am Wochenende zu machen. Danilo und Iker standen vor dem Qualifying. Es hätte sicher einen besseren Moment gegeben", sagt Poncharal. "Der Plan war, dass wir uns am Sonntag zusammensetzen und unsere Fahrer informieren."

Herve Poncharal

Selbst Tech-3-Teamchef Herve Poncharal hält es für den falschen Zeitpunkt Zoom

Petrucci: "Sie haben so getan, als wäre noch nichts entschieden"

Sowohl Petrucci als auch Lecuona meinten nach dem Qualifying, dass sie innerlich schon gewusst haben, dass sie bei Tech-3-KTM keine Zukunft haben werden. "Ich war über diese News nicht überrascht, denn das war zu erwarten", sagt Petrucci.

Ihn ärgert mehr das Verhalten einiger Verantwortlicher bei KTM: "Wenn jemand das Telefon nicht beantwortet, dann ist klar, dass der Vertrag nicht verlängert wird. Aber das Telefon zu beantworten ist eine Frage der Erziehung."

"Wie gesagt, für mich ist es keine Überraschung. Ich bin mehr vom Verhalten einiger Personen überrascht. Die Namen werde ich aber nicht sagen. Vielleicht hätten sie noch einige Stunden oder so [mit der Ankündigung] warten können."

Danilo Petrucci

Danilo Petrucci ist vom Verhalten einiger KTM-Leute enttäuscht Zoom

"In allen Interviews, die sie gegeben haben, war lustig zu sehen, dass sie so getan haben, als wäre noch nichts entschieden. Aber es war schon alles entschieden", glaubt Petrucci. "Am besten ist, wenn man die Gesichter sieht, so in der Art 'du weißt, dass ich es weiß'."

Der zweimalige Grand-Prix-Sieger nimmt die Entscheidung dennoch gelassen hin: "Wir haben nicht erreicht, was wir erwartet haben. In Assen war ich der Erste, der gesagt hat, dass ich in der Rolle des KTM-Managements Raul verpflichten würde."

Lecuona: "Seit Saisonbeginn bestand diese Möglichkeit"

Während der Italiener mit 30 Jahren schon auf eine lange MotoGP-Karriere zurückblicken kann, steht Lecuona erst am Anfang. Mit 21 bestreitet er aktuell seine zweite Saison. Wenn man das spezielle Coronajahr 2020 berücksichtigt, ist es erst sein erstes komplettes Jahr.

"Ich weiß nicht was ich sagen soll", meint der Youngster. "Praktisch seit Saisonbeginn wurde über diese Möglichkeit gesprochen. Im Sommer wurde mir klar, dass die Sache erledigt ist. Ich habe mich damit abgefunden. Trotzdem glaube ich nicht, dass es die richtige Art war, das zu verkünden."

Iker Lecuona

Iker Lecuona wird wohl keine Zukunft in der MotoGP haben Zoom

Die virtuelle Medienrunde mit Lecuona begann Samstagnachmittag etwas verspätet. "Weil wir ein Meeting hatten, wo die Situation erklärt wurde. Ich denke, es wäre richtig gewesen, wenn man es Danilo und mir vor dem Wochenende gesagt hätte."

Petrucci: "Habe in meiner Karriere mehr erreicht als gedacht"

Die Zukunft von Lecuona ist komplett offen. Ein MotoGP-Verbleib ist unwahrscheinlich. Auch Petrucci wird sich wohl aus der Königsklasse verabschieden. Vielleicht fährt er in Zukunft Motocross oder die Rallye Dakar, oder bleibt KTM eventuell als Testfahrer erhalten.

"Ich habe mit meiner Größe und meinem Gewicht in meiner Karriere mehr erreicht als ich erwartet habe", zieht 'Petrux' das bevorstehende MotoGP-Aus gelassen. " Als Kind habe ich natürlich vom Weltmeistertitel geträumt. Ich begann dann zu verstehen, dass das nicht möglich ist."

"In den vergangenen beiden Jahren wurde die MotoGP immer enger. Mit meiner Körpergröße wurde es immer schwieriger, konkurrenzfähiger zu sein. Ich weiß, dass ich es kann, denn ich habe vor einem Jahr ein Rennen gewonnen. Das können nicht so viele Leute sagen."

Danilo Petrucci

Mit Ducati hat Danilo Petrucci zwei Grands Prix gewonnen Zoom

"Ich bin der Spitze sehr nahe gekommen, vor allem 2019. Ich war sehr lange WM-Dritter. Ich möchte Motorradfahren. Speziell im vergangenen Jahr hatte ich mit meinen Freunden mit Dirtbikes mehr Spaß als bei den Rennen, obwohl ich mein Bestes gegeben habe."