• 08.08.2023 18:21

  • von M.Fritzsche, Co-Autoren: M.White, V.Lalanne-Sicaud

MotoGP 2024: Rückkehr von Johann Zarco zu LCR-Honda "eine Option"

Johann Zarco würde für 2024 gerne ein Ducati-Fahrer bleiben, aber sein Manager spricht mit LCR-Honda - Lucio Cecchinello erwägt ernsthaft, Zarco zurückzuholen

(Motorsport-Total.com) - Mit der Bestätigung von Alex Rins' Wechsel von LCR-Honda zu Yamaha ist vor wenigen Tagen der erste große Dominostein im Transferkarussell für die MotoGP-Saison 2024 gefallen. Eine der Fragen, die sich daraus ergeben, ist: Wer tritt im LCR-Team die Nachfolge von Rins an?

Titel-Bild zur News: Johann Zarco

Fährt Johann Zarco 2024 für LCR-Honda, wo er 2019 (Foto) eingesprungen ist? Zoom

"Gemeinsam mit Honda werden wir bis Barcelona [Anfang September] eine Entscheidung treffen", kündigte LCR-Teamchef Lucio Cecchinello am Rande des zurückliegenden Rennwochenendes in Silverstone gegenüber dem französischen TV-Sender 'Canal+' an.

Damit bestätigte Cecchinello auch, dass sein Team den noch bis Ende 2024 laufenden Vertrag mit Honda erfüllen wird. Ein möglicher Markenwechsel zu KTM, wie er gerüchteweise in Umlauf gebracht wurde, kommt für den LCR-Teamchef frühestens für 2025 in Frage.

Dass Rins trotz eines ebenfalls bis Ende 2024 gültigen Vertrags mit Honda vorzeitig aus diesem aussteigt, ist für Cecchinello keine große Überraschung: "Wir wussten schon seit längerem, dass Alex ein Angebot von Yamaha bekommen hat. Er hat seine Entscheidung getroffen und die respektieren wir. Schließlich sind wir ein Satellitenteam mit einem Werksmotorrad. Das Angebot an ihn kam von einem Werk wie Yamaha, also hat er es angenommen."

Zarco sieht Chancen auf Zukunft bei Ducati schwinden

Die Liste der Kandidaten, die bei LCR-Honda auf Rins folgen könnten, ist laut Cecchinello "nicht besonders lang". Als Favorit wird derzeit Johann Zarco gehandelt. Der Franzose, der seit 2021 für Pramac-Ducati fährt, würde zwar am liebsten für ein weiteres Jahr im Ducati-Lager bleiben. Allerdings weiß er selber, dass seine Chancen darauf nicht größer werden.

Auf Nachfrage, ob das Pramac-Team seine einzige Option innerhalb des Ducati-Gefüges sei, antwortet Zarco: "Ich würde sagen, ja." Und der 33-jährige MotoGP-Routinier lässt auch ein wenig Bitterkeit durchklingen, indem er sagt: "Was meiner Ansicht nach ein bisschen seltsam ist: Es heißt doch immer, wenn man Ergebnisse abliefert, hat man einen MotoGP-Platz für das nächste Jahr sicher. Ich liefere Ergebnisse, habe aber trotzdem noch kein Motorrad für nächstes Jahr."

Podium: 1. Marco Bezzecchi, 2. Jorge Martin, 3. Johann Zarco

Löst Marco Bezzecchi Johann Zarco als Pramac-Teamkollege von Jorge Martin ab? Zoom

Als Topkandidat auf Zarcos Platz im Pramac-Team gilt Marco Bezzecchi. Für den Fall, dass der Italiener tatsächlich nach Ende der laufenden MotoGP-Saison 2023 das VR46-Team verlässt, würde sich dort eine Möglichkeit ergeben für Franco Morbidelli, der seinen Platz im Yamaha-Werksteam für 2024 an Alex Rins verloren hat.

Superbike-WM derzeit keine Option für Zarco

Was Zarco betrifft, so schließt er für 2024 zumindest eines schon mal kategorisch aus, nämlich einen Wechsel der Rennserie wie ihn in der Vergangenheit zahlreiche Piloten vollzogen haben. "Ich werde in meiner jetzigen Situation garantiert nicht in die Superbike-WM wechseln", sagt der Franzose und erklärt: "Der Grund dafür ist nicht, dass ich die Superbike-WM etwa nicht mögen würde, sondern weil ich in der MotoGP-WM noch immer Leistung bringe."

Kurz vor Halbzeit seiner dritten Saison bei Pramac-Ducati liegt Zarco auf dem fünften Tabellenplatz. Ein Rennen gewonnen hat er allerdings seit seinem Einstieg in die Königsklasse (2017) noch immer nicht. "Klar werden jetzt einige Leute sagen, dass ich nicht gewinne. Dem halte ich aber entgegen: Wie viele Fahrer gibt es in diesem Feld, die sich Jahr für Jahr in den Top 5 der Gesamtwertung wiederfinden? Auf mich trifft das zu, auch wenn ich nicht jedes Jahr in den Top 5 beende."

Johann Zarco

Von einem Abschied aus der MotoGP-Klasse will Zarco nichts wissen Zoom

Angesichts der eher geringen Aussichten auf einen Verbleib bei Pramac-Ducati (wo sein Vertrag seit 2021 stets nur um ein Jahr verlängert wurde) kristallisiert sich eine Rückkehr zu LCR-Honda mehr und mehr als wahrscheinliches Zukunftsszenario für Zarco heraus. Im Team von Lucio Cecchinello war der Franzose schon bei den letzten drei Rennen der MotoGP-Saison 2019 am Start. Man kennt sich also.

LCR-Teamchef Cecchinello kann sich Zarco-Rückkehr vorstellen

Zarcos Manager Guillaume Valladeau ist nun an Cecchinello herangetreten, um die Details eines mehrjährigen Vertrags zu besprechen. Und Cecchinello zieht ein solchen Vertrag für Zarco ernsthaft in Erwägung.

"Ich habe nichts zu verbergen. Wir wurden von mehreren Fahrermanagern angesprochen, darunter Zarcos Manager. Ehrlich gesagt waren wir ein bisschen überrascht, weil Zarco ja auf einem konkurrenzfähigen Motorrad sitzt. Ich will es aber mal so sagen, [Valladeau] hat uns ein Angebot gemacht für eine mehrjährige Zusammenarbeit und das ist eine Option", so Cecchinello gegenüber 'Canal+'.

Und der LCR-Teamchef erklärt auch, was für Zarco spricht. "Wenn wir ein äußerst konkurrenzfähiges Motorrad vorweisen könnten, dann würde ich wohl einen jungen talentierten Fahrer bevorzugen. Weil wir aber absolut die Notwendigkeit sehen, unserer Motorrad weiterzuentwickeln, um die Lücke zu den siegreichen Bikes zu schließen, halte ich einen Fahrer mit viel Erfahrung für passender für uns", so Cecchinello im Gespräch mit 'MotoGP.com'.

Zarco selber hält einen Wechsel zurück zu LCR-Honda mittlerweile ebenfalls für denkbar. Auf Nachfrage, ob er es sich vorstellen könne, Honda aus der Krise zu führen, antwortet der Franzose: "Ich wäre stolz, wenn ich derjenige sein könnte. Bei KTM hat das für mich ja nicht geklappt."

Johann Zarco

2019 fuhr Zarco drei MotoGP-Rennen als Nakagami-Ersatz für LCR-Honda Zoom

Damit erinnert Zarco an die MotoGP-Saison 2019. Nachdem es damals im September zur Trennung zwischen ihm und KTM kam, dockte Zarco für die letzten drei Rennen jener Saison bei LCR-Honda an, um den verletzten Takaaki Nakagami zu vertreten. Für 2024 könnte die damals nur kurze Zusammenarbeit zwischen LCR-Honda und Zarco wiederbelebt werden.