• 01.02.2016 15:28

  • von Sebastian Fränzschky & David Emmett

Michelin: Lorenzo und Pedrosa im Vorteil?

Die Fahrer loben die Entwicklung, die Michelin über den Winter gelang - Spätbremser wie Marc Marquez und Andrea Dovizioso im Nachteil?

(Motorsport-Total.com) - Nach den sturzreichen Nachsaisontests in Spanien war die Anzahl der Stürze beim Testauftakt in Sepang deutlich geringer. Reifenlieferant Michelin verbesserte die Reifen über den Winter deutlich. Die Fahrer hatten für die Arbeit der Franzosen viel Lob übrig und bescheinigten vor allem den Vorderreifen mehr Potenzial. Wie erwartet zeichnen sich nun auch Tendenzen ab, welche Fahrer den Umstieg am besten meistern.

Titel-Bild zur News: Jorge Lorenzo

Jorge Lorenzos Fahrstil passt sehr gut zur Charakteristik der Michelin-Reifen Zoom

Es ist offensichtlich, dass die Spätbremser der Szene Probleme haben. Fahrer mit einem runden und sanften Fahrstil hingegen können ihre Vorteile besser ausspielen. Das Kräfteverhältnis im Honda-Werksteam veranschaulicht das gut: Während Marc Marquez in der Vergangenheit durch seinen aggressiven Fahrstil das Maximum aus den Brigestone-Reifen herausholen konnte, scheint nun Dani Pedrosa im Vorteil zu sein.

"Vielleicht liegt mir der Stil besser, der von den Reifen verlangt wird. Man muss sanft fahren - sowohl bei der neuen Elektronik als auch mit den neuen Reifen", bemerkt Pedrosa, der am Montag die drittschnellste Zeit fuhr und die Arbeit von Michelin lobt: "Sie werden immer besser. Das Gefühl für die Vorderreifen verbessert sich von Test zu Test. Es gab weniger Stürze als bei den vergangenen Tests."

Marquez beendete den Tag nur auf Position sieben und verlor auf Pedrosa eine halbe Sekunde. "Michelin hat gut gearbeitet. Die Reifen sind nach wie vor anders als die Bridgestone-Reifen, doch ich fühlte mich deutlich besser als in Valencia. Der Vorderreifen war besser. Wir sind aber weit von den Bestzeiten entfernt", betont der WM-Dritte von 2015.

Lorenzo mehr als eine Sekunde voraus

Weltmeister Jorge Lorenzo zählt wie Pedrosa zu den Fahrern, die sich mit der Charakteristik der Michelin-Reifen weniger schwer tun. Lorenzo war noch nie besonders aggressiv auf der Bremse. "Momentan sieht es danach aus, dass die Michelin-Reifen Dani und mir entgegenkommen. Fahrer, die später bremsen, haben mehr Probleme. Nach dem ersten Tag können wir aber keine Schlussfolgerung treffen", warnt der Spanier.

"Mit Michelin fährt man normaler, während die Bridgestone-Reifen sehr speziell waren", analysiert Routinier Valentino Rossi und prophezeit: "Man wird weniger Schräglage sehen und der Ellbogen wird seltener auf dem Boden schleifen. Die Position auf dem Motorrad ist sehr ähnlich. Die größten Unterschiede betreffen die Linien und wie man eine Kurve anfährt - Bremspunkt und Kurveneingang."

Valentino Rossi

Spätbremser wie Valentino Rossi können ihre Vorteile nicht mehr so gut ausspielen Zoom

"Der Vorderreifen ist viel besser geworden, man kann mehr ans Limit gehen. Trotzdem ist es noch ein langer Weg, denn man kann noch viel verbessern. Heute haben wir gelernt, was die Reifen vom Motorrad verlangen. Bei Bridgestone haben wir eine komplett andere Abstimmung verwendet. Wenn man mit dieser Abstimmung mit Michelin-Reifen fährt, ist das Motorrad unmöglich zu kontrollieren. Jetzt beginnen wir zu verstehen, was die Michelin-Reifen brauchen, damit wir das Potenzial ausloten", so Rossi.

Deutlich weniger Stürze als in Valencia

Suzuki-Pilot Aleix Espargaro bestätigt die Verbesserungen, die Michelin machen konnte: "Der Vorderreifen ist ganz anders. Ich vermisse in einigen Kurven immer noch etwas Grip, aber es war erst der erste Tag. Das Gefühl und das Feedback vom Vorderreifen ist jetzt viel besser. Es gab heute kaum Stürze über das Vorderrad, in Valencia war das noch ein Desaster. Michelin hat gut gearbeitet."

"Ich möchte es gar nicht mit Bridgestone vergleichen, denn das wäre dumm. Auch die Elektronik ist neu. Die Abstimmung ist für die Michelin-Reifen ganz anders. Auch unser Motorrad ist ganz anders, also kann man nichts vergleichen", stellt Espargaro klar. Ducati-Werkspilot Andrea Iannone schließt sich dem Lob seiner Kollegen an: "Besonders die Vorderreifen sind jetzt besser. Michelin konnte sich steigern. Die Reifen sind denen von Bridgestone nun ähnlicher. Es ist ein großer Fortschritt gelungen", hält der Italiener fest.


Fotos: MotoGP-Test in Sepang


Teamkollege Andrea Dovizioso bewertet die Michelin-Reifen etwas kritischer: "Es ist schwierig, das Limit zu erkennen. Wenn man über das Limit geht, dann ist es ziemlich schwierig, die Situation zu retten und einen Sturz zu vermeiden. Die Charakteristik ist unverändert, doch sie funktionieren etwas besser. Sie haben gut gearbeitet. Ich denke aber, dass wir noch weit entfernt sind, das volle Potenzial der Reifen auszunutzen."