"Mein Team läuft nur auf einem Bein": Herve Poncharal über Augusto Fernandez

Tech3-Teamchef Herve Poncharal bereiten die ausbleibenden Ergebnisse von Augusto Fernandez Sorgen - Er glaubt, dass die Performance von Acosta auch eine Rolle spielt

(Motorsport-Total.com) - Augusto Fernandez steht in der bisherigen MotoGP-Saison 2024 klar im Schatten seines Tech3-Teamkollegen Pedro Acosta. Ein elfter, ein 14. und ein 13. Platz sind die einzigen zählbaren Fernandez-Ergebnisse. Mittlerweile steht fest, dass er im nächsten Jahr seinen Platz im KTM-Aufgebot verlieren wird. Die Chance, dass er in einem anderen Team eine Möglichkeit bekommt, ist gering.

Titel-Bild zur News: Augusto Fernandez

Zuletzt ist Augusto Fernandez in Barcelona und Mugello ausgeschieden Zoom

Warum tut sich Fernandez seit dem ersten Wintertest so schwer? Tech3-Teamchef Herve Poncharal versucht das im Gespräch mit Motorsport-Total.com so zu erklären: "Was Pedro macht, ist magisch. Ich kann das nicht erklären. Nennen wir es positive Magie."

"Was Augusto macht, kann ich auch nicht erklären. Das ist negative Magie. Auf dem Papier hat sich Augusto im Winter gedacht: 'Ich habe ein Jahr Erfahrung. Meine Rookie-Saison war nicht außergewöhnlich, aber okay.'"

"'Im nächsten Jahr werde ich einen Schritt machen und der Rookie muss lernen.' Ich glaube, er hat sich im Winter auch gedacht: 'Ich habe Pedro in der Moto2 geschlagen, als er als Rookie gekommen ist. Ich wurde Weltmeister.'"

Aber dann war vom ersten Wintertest an alles anders. Während Acosta mit Topzeiten beeindruckte, fand Fernandez kein Gefühl für die aktuelle RC16 und war verloren. Er war von Tag 1 an deutlich von Acostas Rundenzeiten entfernt.

"Für alle war es ein Schock, aber vermutlich noch mehr für Augusto, als wir Pedro gesehen haben", schätzt Poncharal. "Als Augusto nach Sepang gekommen ist, hat er gesagt, dass Pedro schon drei zusätzliche Testtage hatte."

Herve Poncharal

Im nächsten Jahr fährt Herve Poncharal mit den Fahrern Vinales und Bastianini Zoom

"Er hatte mehr Zeit mit dem Motorrad, während Augusto Mühe hatte, sich vom 2023er-Motorrad auf 2024 umzustellen. Er meinte, das wird schon kommen. Aber leider von Session zu Session, von Grand Prix zu Grand Prix ist der Abstand immer noch vorhanden."

"Wir sehen nie, dass Augusto diese Lücke schließt", seufzt Poncharal. Während bei Acosta alles spielerisch leicht zu passieren scheint, ist Fernandez vom ersten Sepang-Testtag an in diese Abwärtsspirale geraten.

"Wenn ein Fahrer macht was Pedro macht, dann ist es immer einfach", vergleicht sein Teamchef. "Er beklagt sich nie über etwas und ist immer glücklich. Er sagt, dass alles perfekt ist und wir nichts ändern brauchen. Man hat dann kaum Arbeit. Man ist ein Zuschauer von Glückseligkeit"

"Wenn es nicht läuft, so wie bei Augusto, dann hinterfragt man sich. Was soll man machen? Wie sollen wir uns als Team verhalten? Sind wir zu distanziert, sollten wir ihn mehr umarmen? Sollten wir technisch etwas verändern?"

Augusto Fernandez

Augusto Fernandez wird im nächsten Jahr wohl nicht mehr MotoGP fahren Zoom

"Ich kann sagen, dass die Mitarbeiter von Pierer Mobility sehr viel Zeit mit ihm verbringen. Jeder macht sich Sorgen, aber wir probieren es sehr hart. Wir sind hier, um Augusto zu helfen", betont Poncharal, der offen zugibt: "Ich kann natürlich nicht glücklich sein."

"Ich sage immer, dass man zwei Beine zum Laufen braucht. Momentan geht mein Team nur auf einem Bein. Das ist Pedro, weil das andere Bein momentan nicht gut funktioniert. Das bereitet mir Sorgen. Meine Mission lautet, ihn zurück auf Kurs zu bringen."

"Bisher waren wir damit nicht erfolgreich, aber ich kann sagen, dass er alles gibt. Er ist voll motiviert und körperlich topfit, aber es kommen keine Resultate." Deswegen glaubt Poncharal, dass es eher eine Kopfsache ist.

"Das ist nur meine Meinung und keine vollständige Erklärung, aber Pedros Performance hat einen Einfluss - auf alle drei, nicht nur auf Augusto", denkt der Franzose auch an die Ergebnisse von Brad Binder und Jack Miller. Auch Binder ist in der WM hinter Acosta platziert.

"Manchmal fragt man sich, wie das alles möglich ist", meint Poncharal philosophisch und ordnet Acosta ein: "Als ich bei Yamaha war, kann ich mich erinnern, dass nur Valentino gewonnen hat. Alle anderen haben sich gefragt, wie das möglich ist. Als Marc bei Honda war, waren die anderen Fahrer nirgendwo und haben sich gefragt, wie das möglich ist, was er tut."