Marquez trotz Sturz zufrieden - Falscher Reifen führte zu Crash
Honda-Pilot Marc Marquez wird nach einem morgendlichen Sturz Trainingsfünfter, Dani Pedrosa freut sich über viele Runden und mehr Gefühl zu seinem Motorrad
(Motorsport-Total.com) - Am Freitag mussten sich die Werkshondas Privatier Cal Crutchlow geschlagen geben, der im zweiten Freien Training zum Großen Preis von Großbritannien 2016 auf Platz 3 als bester Honda-Fahrer glänzte. Doch auch wenn WM-Leader Marc Marquez am Ende mit einer Bestzeit von 2:02.240 Minuten und acht Zehntel Rückstand auf die Spitze nur Fünfter wurde, zeigte er sich mit den Fortschritten zufrieden (alle FP2-Ergebnisse hier).

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Marc Marquez weiß, wie sehr Silverstone den Hinterreifen beansprucht Zoom
Schließlich lag der Spanier mit seiner Honda am Morgen noch im Kies. "Wir haben einen kleinen Fehler gemacht und vorn mit dem Mediumreifen begonnen. Wir haben diesen Reifen unter ähnlichen Bedingungen schon auf anderen Strecken genutzt und dachten, das würde funktionieren. Aber es war nicht so. Ich war sehr langsam und bin trotzdem gestürzt. Es war schwierig, Temperatur aufzubauen", erklärt der 23-Jährige die Umstände des Crashs.
Am Nachmittag stieg Marquez dann auf den weichen Vorderreifen um und fühlte sich damit auf Anhieb besser: "Da konnte ich das Bike wieder fühlen und wir haben am Setup gearbeitet." Damit habe er in der Vergangenheit auf dem Silverstone Circuit immer wieder Probleme gehabt, denn die Strecke sei schwierig, sehr lang und durch viele Bodenwellen gekennzeichnet. Dennoch bleibt der Honda-Pilot zuversichtlich.
Marc Marquez: Kann Softreifen hinten nicht nutzen
"Jedes Mal verändern wir dasselbe und verbessern uns damit um einiges. Ich denke also, dass wir uns morgen wie in jedem Jahr in die richtige Richtung entwickeln werden", so Marquez. Vor allem die Wahl des Hinterreifens sei entscheidend: "Mit der harten Mischung fühle ich mich gut, aber den Softreifen muss ich noch besser verstehen. Das Motorrad bewegt sich viel, hat zwar einen guten Grip, aber ich kann ihn im Moment nicht nutzen."
Die weiche Variante wird trotz der eher kühlen Temperaturen für das Rennen wegen des starken Abbaus aber wohl ohnehin nicht in Frage kommen und spielt daher vor allem für das Qualifying eine Rolle. Doch auch bei den härteren Mischungen ist der Abbau insbesondere am Hinterrad ein Thema. Einige Fahrer, darunter Maverick Vinales, klagten über wenig Grip und zudem Graining.
"Ich bin nicht sicher, da ich auf dem harten Hinterreifen nur zehn Runden zurückgelegt habe", kommentiert Marquez die Reifenproblematik. "Auf diesen zehn Runden war der Grip da. Darauf bauen wir auf", sagt er. Besonders die langen Kurven in Silverstone beanspruchen den Hinterreifen stark. Entsprechend sensibel müsse das Motorrad auf diese Belastung abgestimmt werden, betont der WM-Leader.
Wahl des Hinterreifens in Silverstone entscheidend
"Man muss die Elektronik so einstellen, dass sie einen Teil davon absorbiert. Denn wenn wir all die Leistung auf das Hinterrad geben, geht er kaputt. Das Wetter am Sonntag wird dabei natürlich eine wichtige Rolle spielen, wie kalt oder warm es ist", weiß Marquez. Wenn die Temperaturen stimmen, will er am Samstag auch vorn die harte Reifenmischung ausprobieren: "Sie kommt meinem Fahrstil normalerweise zugute."
Welche Option schließlich im Rennen zum Einsatz kommen wird, bleibt abzuwarten. "Michelin sagt, die harte und die Medium-Mischung sind sehr ähnlich", so Marquez, der als weitere Hürde in Silverstone neben Reifen und Wetter die Bodenwellen ausmacht: "In Kombination mit den kühlen Temperaturen sind sie schon kritisch. Aber das ist in jedem Jahr dasselbe und wir stimmen unser Setup darauf ab."
Für Teamkollege Dani Pedrosa ging es am Freitag indes vor allem darum, wieder Vertrauen zu seinem Bike zu gewinnen und die jüngsten Rückschläge hinter sich zu lassen. Auch wenn Platz 9 (+ 0.951 Sekunden) keinen Quantensprung verspricht, ist der Spanier mit seinen Trainings zufrieden. "Im Moment haben wir ein paar gute Sektoren-Zeiten - außer in einem, den ich noch nicht so gut kenne", remüsiert der 30-Jährige.
Dani Pedrosa: Reifentemperatur kein Problem
Er freute sich vor allem darüber, dass es am Freitag trocken blieb: "Glücklicherweise hatten wir zwei trockene Sessions. Denn wenn es regnet, gibt es immer wieder Unterbrechungen, und das stört deinen Rhythmus. Es war gut, viele Runden fahren zu können. Am Nachmittag konnten wir den harten Hinterreifen testen und am Motorrad arbeiten." Die Reifen hatte der Spanier im Griff: "Wenn ich gepusht habe, kamen sie auf Temperatur."
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Das spricht für ein deutlich besseres Gefühl auf dem Motorrad, nach dem Pedrosa seit geraumer Zeit sucht: "Wir haben uns alles angeschaut, vom Mapping, über das Setup und die Leistungsentfaltung bis hin zur Fahrerposition." Dennoch gibt er zu: "Manchmal ist es auch so, dass wenn man zu viel ändert, nicht mehr weiß, was man da eigentlich fährt, und es umso schwerer ist, sich von Run zu Run zu verbessern. Deshalb haben wir uns entschieden, nicht zu viel zu ändern."

