Lorenzo nicht zu stoppen: "Es könnte unser Jahr werden"
Drei Siege in Folge und in Schlagdistanz zu WM-Leader Valentino Rossi: Wenn Jorge Lorenzo seine Form konservieren kann, geht der WM-Titel nur über ihn
(Motorsport-Total.com) - Die Saison 2015 war bisher für einige Überraschungen gut. Der erwartete Durchmarsch von Titelverteidiger Marc Marquez blieb bisher aus. Lediglich in Texas konnte der HRC-Pilot glänzen. Ansonsten blieb Marquez hinter den Erwartungen zurück. Dafür setzte sich Altmeister Valentino Rossi von Beginn der Saison an stark in Szene. Seit dem Saisonauftakt führt der 36-Jährige die Meisterschaft an.

© Yamaha
Yamaha-Werkspilot Jorge Lorenzo scheint momentan unbezwingbar zu sein Zoom
Teamkollege Jorge Lorenzo hatte einen durchwachsenen Start in die Saison, konnte sich aber bei den vergangenen drei Rennen wieder stark in Szene setzen. In Jerez, Le Mans und Mugello fuhr der Spanier drei souveräne Siege heraus und stellte Teamkollege Rossi deutlich in den Schatten. In der Meisterschaft verringerte Lorenzo den Rückstand auf Rossi deutlich. Nur noch sechs Zähler trennen die beiden Werks-Yamaha-Piloten nach sechs Rennen.
Für Lorenzo ist Rossi momentan der größte Gegner im Kampf um die WM: "Valentino fährt eine beeindruckende Saison. Er ist der einzige Fahrer, der bei jedem Rennen auf dem Podium stand. Ich kann froh sein, dass Iannone in Mugello vor ihm ins Ziel kam. Dadurch habe ich vier Punkte mehr gutgemacht", bemerkt Lorenzo. "Es ist schwierig, selbst mit drei Siegen in Folge Punkte auf Valentino aufzuholen."
Rückblickend hätte Lorenzo schon bei den ersten Rennen stärker sein können. "In Katar hatte ich die Chance, mit Valentino um den Sieg zu kämpfen, doch das Problem mit dem Helm hat mich eingebremst. Ich hätte in Katar mindestens Zweiter werden können", betont Lorenzo. In Austin wurde der Spanier durch eine Grippe eingebremst, die ihn vor allem im Rennen von einem besseren Ergebnis zurückhielt.
Doch seit Jerez ist Lorenzo in WM-Form. Wenn er weiterhin so stark auftrumpft, wird er die WM-Führung bald übernehmen. Dennoch unterschätzt er die Fähigkeiten von Rossi nicht: "Valentino arbeitet sehr hart, um sich an der Spitze zu behaupten. Er ist ein sehr gutes Vorbild für alle Fahrer. Er stand immer auf dem Podium. Selbst wenn es mit der Yamaha manchmal schwierig ist, im Qualifying eine starke Zeit zu fahren, ist er im Rennen immer schnell. Er ist eine große Motivation für mich, noch härter zu arbeiten, wenn ich gegen ihn nicht den Kürzeren ziehen möchte."
Lorenzo will dritten MotoGP-Titel

© Yamaha
Jorge Lorenzo: "Selbst auf den Geraden war die Maschine in Mugello schnell" Zoom
Lorenzo könnte 2015 also seinen dritten MotoGP-Titel einfahren. Nachdem er 2010 die WM gewann, hatte er 2011 mit der M1 keine Chance gegen Casey Stoner und HRC, die erstmals das Seamless-Getriebe einsetzten und sich den letzten 800er-Titel sicherten. Doch 2012 schlug Lorenzo zurück. Seit 2013 gab Marquez den Ton an. Yamaha schien stets einen Schritt zurück zu sein, doch das änderte sich im Winter 2014/2015.
"2013 hatten wir nicht so ein gutes Motorrad wie in dieser Saison. Damals war Marc ein Rookie. Er war deshalb nicht so stark wie 2014. Ansonsten hätte ich nicht so viele Rennen gewinnen können. Nun haben wir ein besseres Motorrad. Sicher werden unsere Gegner in der Zukunft wieder stärker sein, doch im Moment ist die Yamaha ein sehr ausgewogenes Motorrad", freut sich Lorenzo. "Selbst auf den Geraden war die Maschine in Mugello schnell. Ich bin sehr froh mit der Performance der Maschine und freue mich, einige Bereiche weiter zu verbessern."
Rossis WM-Vorsprung schmilzt
Auch Rossi ist froh, dass die M1 momentan die beste Balance aller Maschinen bietet: "Gut ist, dass unser Motorrad momentan sehr gut funktioniert. Bei den ersten Rennen war ich stärker, doch Jorge konnte mit einem unglaublichen Tempo zurückschlagen und ist der einzige, der momentan das Potenzial der Maschine ausloten kann", analysiert der WM-Leader. "Er konnte durch die drei Siege viele Punkte auf mich aufholen."
"Nun liegen wir eng beieinander", ist sich Rossi bewusst. "Dovizioso und Marquez hatten in Mugello Pech und haben Punkte verloren. Deshalb haben wir einen größeren Vorsprung auf die Verfolger. Das ist gut, doch Jorges Form ist keine besonders gute Nachricht für mich. Er ist momentan sehr schnell. Wir müssen uns steigern, wenn wir mit ihm kämpfen möchten."
In Mugello war Rossi chancenlos. Während Lorenzo das Rennen anführte, musste sich Rossi durch das Feld kämpfen. Platz drei war unterm Strich ein gutes Ergebnis für den Italiener. "Mugello erinnerte mich an Jerez. Wir fanden übers Wochenende nie ein passendes Setup, um so schnell wie Jorge zu fahren. In Le Mans war ich am Sonntag schnell und hätte ihn herausfordern können. Aber in Mugello hatten wir ständig Probleme mit der Front", ärgert sich der Routinier. "Wir versuchten, es für das Rennen zu verbessern. Es reichte nicht. Vor allem im ersten Teil des Rennens war ich sehr langsam."
Ducati-Pilot Andrea Dovizioso konnte zu Beginn des Rennens mit Lorenzo mithalten. Doch nach wenigen Runden musste der Italiener abreißen lassen. "Es ist sehr schwierig geworden, gegen ihn zu kämpfen. Er ist in jedem Bereich stark. Der Hauptpunkt ist seine Konstanz. Seine schnellste Runde war nicht berauschend, aber es sieht von außen so aus, dass er diese Zeiten einfach fahren kann. In den ersten drei Runden war er so schnell wie Marc und ich, aber wir konnten diesen Rhythmus nicht halten", erklärt "Dovi".

