KTM bringt Insolvenzantrag ein: Schulden höher als erwartet - in Milliardenhöhe!

Die KTM AG sowie zwei Tochterfirmen reichen Insolvenzantrag ein - Gesamtschulden der drei Firmen bei bis zu 2,9 Milliarden Euro - Rund 3.600 Mitarbeiter bangen um Job

(Motorsport-Total.com) - Der Motorradhersteller KTM hat am Freitag wie angekündigt einen Insolvenzantrag mit Eigenverantwortung beim Landesgericht Ried im Innkreis (Oberösterreich) eingebracht. Konkret geht es um die KTM AG sowie um die beiden Tochterfirmen KTM Components GmbH und KTM Forschungs und Entwicklungs GmbH. Von den drei Insolvenzen sind 3.623 Mitarbeiter betroffen.

Titel-Bild zur News: KTM Super Duke

Die KTM AG hat mit zwei Tochterfirmen ein Sanierungsverfahren angemeldet Zoom

Laut dem Sanierungsantrag hat die KTM AG Schulden in Höhe von 1,8 Milliarden Euro. Die Verbindlichkeiten aller drei Firmen werden vom Alpenländischen Kreditorenverband (AKV) zusammengerechnet auf bis zu 2,9 Milliarden Euro bei rund 2.500 Gläubigern geschätzt.

Rund 1,3 Milliarden Euro schuldet die KTM AG mehreren österreichischen Banken. Bei Zulieferern steht die Firma mit rund 365 Millionen Euro in der Kreide. Dazu gibt es Schuldscheine in Höhe von 80 Millionen Euro sowie offene Gehälter für Mitarbeiter von 40 Millionen Euro.

Bisher hat die Pierer Mobility AG von einem Finanzbedarf in einem "hohen dreistelligen Millionenbereich" gesprochen. Finanzexperten sind in den vergangenen Tagen von bis zu einer Milliarde Euro ausgegangen.

Dass die Schulden für die KTM AG bei fast zwei Milliarden Euro liegen und für alle drei Firmen bei fast drei Milliarden Euro, war eine Überraschung, die am Freitag in Österreich hohe Wellen geschlagen hat. Es ist in diesem Jahr die größte Pleite der Alpenrepublik.

Noch ist das Insolvenzverfahren nicht eröffnet. Das könnte noch am Freitag geschehen. Die Gläubiger sollen eine Quote von 30 Prozent erhalten, die nach Annahme des Sanierungsplans innerhalb von zwei Jahren zahlbar sein sollen.

Stefan Pierer

KTM-Boss Stefan Pierer will "um sein Lebenswerk" kämpfen Zoom

Ein Sanierungsplan soll nun gemeinsam mit den Gläubigern ausgehandelt werden. Innerhalb der nächsten 90 Tage soll feststehen, ob dieser angenommen wird. Somit wird es Ende Februar Gewissheit über die weitere Zukunft geben.

Österreichs Arbeits- und Wirtschaftsminister Martin Kocher sagt im ORF: "Ich erwarte mir von KTM klare Antworten darauf, wie es passieren konnte, dass man von einer guten Ertragslage und guten Aussichten jetzt so rasch zu einem Sanierungsverfahren kommt."

Tausende Mitarbeiter bangen um ihre Jobs

Viele Mitarbeiter bangen um ihre Jobs. Die betroffenen 3.623 Mitarbeiter erhalten von ihrem Arbeitgeber nicht mehr das Novembergehalt sowie das Weihnachtsgeld. Diese sollen über den Insolvenz-Entgelt-Fonds ausbezahlt werden. Das kann Monate dauern.

KTM hat angekündigt, die Löhne für Dezember bereits kommende Woche auszuzahlen. Bestätigt ist auch, dass bis Jahresende weitere 500 Arbeitsplätze abgebaut werden. Im Januar und Februar steht die Produktion in Mattighofen still, verbunden mit einem Kurzarbeitsmodell von 30 Stunden.

KTM Produktionalinie

Im Januar und Februar steht die Produktion in Mattighofen still Zoom

"Natürlich wollen wir als Politik helfen und den Standort unterstützen", wird Oberösterreichs Landeshauptmann Thomas Stelzer (ÖVP) von der APA zitiert. "Wir setzen alles daran, das Werk und die Arbeitsplätze zu retten."

Aber: "Das EU-Beihilfenrecht und das Insolvenzrecht schließen Haftungen aktuell jedoch de facto aus." Das Bundesland Oberösterreich sei "zur Stelle, wenn es darum geht, den betroffenen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern zu helfen - gemeinsam mit AMS und Sozialpartnern".

Große Herausforderung für Arbeitsmarktservice Österreich

In dieser Woche wurde außerdem bekannt, dass Autozulieferer Schaeffler das Werk im niederösterreichischen Berndorf schließen wird. Dort werden Radlager, Radnabenmodule und Getriebelager gefertigt. Die Produktion wandert in die Slowakei und nach Rumänien.

Alleine bei Schaeffler in Berndorf sind 450 Jobs betroffen. Das Arbeitsmarktservice in Österreich (AMS) steht vor großen Herausforderungen. Die AMS-Stellen in Ober- und Niederösterreich haben schon eine Zusammenarbeit angekündigt.

Johannes Kopf

Johannes Kopf ist Vorstandsvorsitzender des Arbeitsmarktservice Österreich Zoom

Donnerstagabend sagte AMS-Österreich-Vorstand Johannes Kopf in den ORF-Nachrichten ZIB2: "Viele Beschäftigte bei KTM, aber auch Menschen, die in Mattighofen und rundherum leben, für die dieser Betrieb so wichtig ist, können überhaupt nicht verstehen, was da passiert ist."

"Im Frühling wurden noch Gewinne des vergangenen Jahres ausbezahlt, im Sommer hat der Eigentümer ein anderes Unternehmen gekauft (Rosenbauer, Anm. d. Red), und jetzt wird Insolvenz angemeldet."

"Ich möchte den Leuten nicht nur unsere Unterstützung, sondern auch mein Mitgefühl ausdrücken. Das ist ein großer Schlag", so Kopf. Ungewiss ist, wie viele weitere Betriebe und Zulieferer in Österreich als Folge der KTM-Insolvenz um das Überleben kämpfen werden.