"Kein Fehler von Jorge": Aprilia rätselt über Sturz und deutet auf Michelin
Aprilia-Motorsportchef Massimo Rivola hat keine Erklärung für den Sturz von Jorge Martin - Da der Highsider ohne Gas passiert ist, deutet er in Richtung Michelin
(Motorsport-Total.com) - Für MotoGP-Weltmeister Jorge Martin und Aprilia hat der erste Test im neuen Jahr denkbar schlecht begonnen. Der Spanier stürzte schon in seinen ersten Runden in Kurve 1 und wenig später in Kurve 2. Bei diesem Highsider hat sich Martin den fünften Mittelhandknochen der rechten Hand sowie drei Mittelfußknochen im linken Fuß gebrochen.

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Massimo Rivola im Gespräch mit einem Ingenieur von Michelin Zoom
"Bei der Teampräsentation habe ich gesagt", seufzt Aprilia-Motorsportchef Massimo Rivola. "dass es das Ziel war, die erste Phase der Umstellung so rasch wie möglich zu erledigen." Durch die Verletzung nach nicht einmal 14 Runden ist dieses Vorhaben gescheitert.
Martin fuhr am Vormittag mit dem härteren Medium-Hinterreifen. Laut Michelin soll das zu diesem Zeitpunkt nicht ideal gewesen sein. Auch Ducati-Fahrer Francesco Bagnaia vermutet aus der Ferne, dass das eine Rolle für den Sturz gespielt haben könnte.
"Vielleicht war der Hinterreifen nicht warm genug, weil diese härtere Spezifikation nicht gut ist", meint der Ducati-Fahrer. "Vielleicht war der Reifen nicht auf Temperatur. Ich glaube aber nicht, dass er zu viel riskiert hat."
"Er ist in der langsamsten Kurve auf die schlimmste Art und Weise gestürzt. Das kann passieren. Vielleicht sollten sich einige Fans daran erinnern, dass es nicht so einfach ist, diese Motorräder zu fahren", richtet Bagnaia eine Nachricht aus.
Die Sturzursache stellt Aprilia bisher vor ein Rätsel. Rivola betont: "Jorge hat keinen Fehler gemacht und beim Motorrad war nichts falsch. Er hat zu diesem Zeitpunkt nicht Gas gegeben. Das sehen wir in den Daten."
"Die Reifen befanden sich auf der richtigen Temperatur und hatten den richtigen Druck. Wir haben keine Erklärung dafür. Es war der gleiche Reifensatz. Beim ersten Sturz war es die rechte Seite, beim zweiten die linke."
"Aber der Medium-Hinterreifen ist asymmetrisch aufgebaut. Auf der linken Seite sollte der Reifen weicher sein", so Rivola. Der Italiener kritisiert Michelin, ohne die französische Marke konkret zu nennen.
"Ich kann nur sagen, dass er keinen Fehler gemacht hat und das Motorrad in Ordnung war. Ich habe nach der Geschichte des Reifens gefragt. War es ein neuer Reifen? Ich weiß es nicht. Das ist natürlich ein Problem. Es war ein schwerer Sturz."
Wie lange wird Jorge Martin ausfallen?
Die restlichen Testtage in Sepang wird Testfahrer Lorenzo Savadori bestreiten. Martin muss die Nacht auf Donnerstag im Krankenhaus verbringen. Anschließend fliegt er zurück nach Spanien, wo eine Operation stattfinden wird.
Am 12. und 13. Februar wird in Buriram (Thailand) getestet. Dort findet ab dem 28. Februar das erste Rennwochenende der Saison statt. Wann wird Martin wieder fahren können? "Nach der Operation werden wir weitersehen", sagt Rivola zu diesem Zeitpunkt.

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Jorge Martin könnte ohne Testfahrten in die neue Saison starten Zoom
"Gut ist, dass er sich keine Gehirnerschütterung zugezogen hat. Wir sind zuversichtlich, dass er beim ersten Rennen wieder bei uns sein wird." Für den Buriram-Test wird Aprilia auf alle Fälle Savadori mitnehmen, sollte Martin dort noch nicht wieder fahren können.
Martin selbst hat sich bisher nur auf Instagram zu Wort gemeldet. In einem Video zu dem Sturz schreibt er: "Nicht der beste Start in die Saison 2025. Aber der Martinator kommt immer stärker zurück!"
Raul Fernandez verletzt sich so wie im Vorjahr
Für Aprilia war der erste Sepang-Testtag doppelt bitter, denn mit Raul Fernandez hat sich ein zweiter Fahrer verletzt. Der Trackhouse-Fahrer stürzte in der Bremszone von Kurve 9. Er brach sich einen Mittelhandknochen in der linken Hand und eine Zehe beim linken Fuß.
Fernandez hat sich bereits Mittwochnachmittag auf den Weg nach Barcelona begeben, wo er operiert werden wird. "Leider ist es so wie im Vorjahr", seufzt Trackhouse-Teamchef Davide Brivio. "Am ersten Tag hat er sich verletzt." Im Vorjahr hatte er sich die Hüfte und das Becken geprellt.

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Trackhouse-Teamchef Davide Brivio hat ebenfalls einen Fahrer verloren Zoom
Wann ist ein Comeback von Fernandez realistisch? "Er möchte beim Thailand-Test wieder dabei sein. Wir wissen, wie Fahrer ticken", lacht Brivio. Aber der erfahrene Italiener steigt auf die Bremse und will nichts überstürzen.
"Natürlich warten wir ab, was die Ärzte dazu sagen werden. In den kommenden Tagen werden wir mehr wissen. Raul hat gesagt, dass er vor drei, vier Jahren eine ähnliche Verletzung hatte und eine Woche danach wieder gefahren ist. Das ist das Ziel, aber warten wir ab."
Fabio Di Giannantonio: Wieder die linke Schulter
Schließlich stürzte am späten Nachmittag Fabio Di Giannantonio von seiner VR46-Ducati. In seiner 49. Runde ging er in Kurve 5 zu Boden. Dabei brach sich der Italiener das linke Schlüsselbein. Auch er befindet sich bereits auf dem Rückweg nach Europa.
"Wir wissen", sagt Teamchef Alessio Salucci, "wie hart er diesen Winter gearbeitet hat, um für den Saisonstart fit zu sein." Denn Di Giannantonio erholte sich von einer komplizierten Schulteroperation (links) vom vergangenen Herbst.

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Alessio Salucci: Die erneute Verletzung von "Diggia" ist ein Rückschlag für VR46 Zoom
"Aber so ist der Rennsport", seufzt "Uccio". "Er wird in den kommenden Tagen in Italien operiert. Wir sind uns sicher, dass er zum ersten Rennen kommen und dort anknüpfen wird, wo er heute begonnen hat." Denn Di Giannantonio war Siebtschnellster.
Da die MotoGP-Stammfahrer nur fünf Testtage vor dem Saisonauftakt haben, sind Verletzungen ein herber Rückschlag. Das weiß Franco Morbidelli aus dem Vorjahr aus Erfahrung. Er verpasste vor zwölf Monaten die kompletten Wintertests und stieg erst beim ersten Rennen ein.
Das war insofern schwierig, als er damals vom Yamaha-Werksteam zu Pramac-Ducati gewechselt ist. "Ich denke, für Jorge wird es das größte Handicap sein, aber auch für 'Diggia' und Fernandez. Das größere Handicap ist es aber, wenn man wechselt", meint Morbidelli.


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