Jorge Martin erstmals WM-Leader: "Der Druck liegt auf Pecco"
Mit einem Sieg im Sprint von Indonesien nimmt Jorge Martin Francesco Bagnaia die WM-Führung ab, und das, obwohl er selbst am Samstag nicht fehlerfrei bleibt
(Motorsport-Total.com) - Francesco Bagnaia servierte Jorge Martin die WM-Führung am Samstag in Indonesien auf dem Silbertablett - und der Pramac-Ducati-Pilot griff mit beiden Händen zu. Zwar lief es für ihn nach Bagnaias Aus in Q1 selbst mit Startplatz sechs nicht optimal. Für den Sieg im Sprintrennen reichte es trotzdem.

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Der Titelkampf zwischen Jorge Martin und Francesco Bagnaia spitzt sich weiter zu Zoom
"Ich bin super glücklich. Es war ein schwieriges Rennen, denn von Platz sechs zu starten, war nicht ideal", sagt Martin über seine Ausgangsposition. "Aber ich konnte viele Fahrer überholen, obwohl das auf dieser Strecke normalerweise schwierig ist."
Kurz nach dem Start reihte sich Martin aber zunächst noch an fünfter Stelle ein. "In der ersten Kurve befand ich mich auf dem schmutzigen Teil der Strecke, konnte also niemanden überholen. Ich hielt erst einmal meine Position", erklärt er.
Martin: "Ich habe sie alle überholt"
"Schritt für Schritt machte ich dann Boden gut. Ich fühlte mich stark. Ich dachte noch vor dem Rennen, dass ich an Brad (Binder; Anm. d. R.) nicht vorbeikommen werde. Aber ich überholte sie alle, obwohl ich auch den Hinterreifen im Blick behielt, damit er bis zum Ende durchhält. Denn die weiche Mischung ist wirklich weich."
So kassierte Martin noch im Verlauf der ersten Runde den KTM-Piloten, der kurz darauf von Aleix Espargaro abgeräumt wurde, und legte sich anschließend Fabio Quartararo zurecht.
Nach nur zwei Runden war Martin schon Dritter und machte Druck auf Polesetter Luca Marini, der die Führung früh an Maverick Vinales verloren hatte. Auch die beiden ließ Martin schließlich hinter sich. Fünf Runden vor Rennende übernahm er die Spitze.
Dabei ging der Spanier sehr überlegt vor: "Die Ideallinie ist nur anderthalb Meter breit. Man muss seine Überholmanöver also gut vorbereiten, zwei oder drei Kurven vor dem eigentlichen Überholpunkt. Das habe ich getan und es hat funktioniert."
WM-Führung ändert Mentalität nicht
Einmal in Führung fuhr Martin dann rasch einen Vorsprung von gut einer Sekunde heraus, den er bis ins Ziel verwaltete. Da Bagnaia nicht über Platz acht hinauskam, verlor er die WM-Führung an seinen Markenkollegen, der nun mit sieben Punkten Vorsprung vorne liegt - und das zum ersten Mal überhaupt in der MotoGP.
"Es fühlt sich großartig an, wie in einem Traum", schwärmt der neue WM-Leader, betont aber im selben Atemzug: "Meine Mentalität ändert sich nicht. Ich muss attackieren, ich muss den Moment genießen. Alles, was kommt, ist gut. Der Druck liegt auf Pecco, denn er muss gewinnen. Meine Herangehensweise bleibt gleich."
Seit seinem Doppelsieg in Misano hat Martin einen Lauf, gewann mit Ausnahme des Grands Prix in Indien jedes Rennen. Wenn er auf den Beginn der Saison zurückblickt, gesteht er: "Da sind mir einige gute Punkte entgangen. Ich habe ein paar Fehler gemacht."
"Aber es ist immer noch ein Lernprozess für mich in diesem Jahr. Hoffentlich werde ich nächste Saison eine weitere Gelegenheit bekommen, um diese Fehler auszumerzen."
Sturz im Qualifying: P6 das Maximum
Ganz fehlerfrei war Martin auch am Samstag nicht. Ein Crash im Qualifying kostete ihn eine bessere Startposition. "Ich stürzte mit dem guten Vorderreifen. Und mit dem harten Vorderreifen war es dann im zweiten Run einfach unmöglich", erklärt er.
"Ich lag im ersten Sektor mein Sturzrunde vier Zehntel unter der Zeit von gestern, es wäre also sicher eine tiefe 1:30er-Zeit, vielleicht auch 1:29 geworden. Aber ich bin schon in Kurve 5 fast gecrasht, und dann ist es in Kurve 16 tatsächlich passiert."
Mit Startplatz sechs betrieb Martin aber Schadensbegrenzung - anders als Bagnaia, der nach dem direkten auch den nachträglichen Q2-Einzug verpasste. Martin beobachtete das Drama auf den Bildschirmen in seiner Box, bevor er selbst ausrückte. Überhaupt studiert er die Performance seines Gegners sehr genau.
Martin fürs Sonntagsrennen gerüstet
"Ich schaue mir immer Peccos Daten an und versuche zu verstehen, was er während des Wochenendes macht, welche Set-ups er fährt", verrät Martin. "Aber letzten Endes konzentriere ich mich auf mich selbst, auf meinen Fahrstil und mein Set-up."
Für das Hauptrennen am Sonntag zeigt sich der Pramac-Pilot zuversichtlich und betont hinsichtlich der Reifenwahl: "Ich war der Einzige, der heute morgen mit dem Medium-Hinterreifen gearbeitet hat. Ich denke, das ist positiv, denn ich kenne den Reifen jetzt ein bisschen besser. Er funktioniert ziemlich gut."
"Man hat ja gesehen, was heute mit Maverick passiert ist. Sein Reifen war komplett am Ende nach sieben, acht Runden. Der Medium ist konstanter und ich bin damit 1:31 zu fahren. Das ist dem, was wir gegen Ende dieses Rennens gefahren sind, sehr ähnlich."


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