• 11.04.2015 01:37

  • von Sebastian Fränzschky & David Emmett

HRC: Warum man sich gegen Stoner entschieden hat

Casey Stoner war bereit für das MotoGP-Comeback, doch HRC-Vizepräsident Shuhei Nakamoto hat dem Australier nach einigen Überlegungen eine Absage erteilt

(Motorsport-Total.com) - Nach dem Rückzug aus der MotoGP hat Casey Stoner immer wieder klar gestellt, dass er nie wieder bei einem MotoGP-Rennen an den Start gehen wird. Die Gerüchte zu Wildcard-Starts auf Phillip Island wies der Australier stets zurück. Selbst die Tests schienen Stoner keinen Spaß mehr zu bereiten. Nach den Sepang-Tests stellte der zweimalige MotoGP-Champion klar, dass die Testerei alles andere als Spaß ist.

Titel-Bild zur News: Casey Stoner

Gut überlegte Entscheidung: Honda nahm das Angebot von Casey Stoner nicht an Zoom

Doch als HRC-Pilot Dani Pedrosa für Texas und Argentinien ausfiel, meldete sich Stoner überraschend bei Honda und bot seine Dienste an. "Casey hat bei Honda nachgefragt. Er wollte dem Team helfen", bestätigt HRC-Vize Shuhei Nakamoto. "Ich war etwas überrascht, um ehrlich zu sein. Gleichzeitig habe ich mich über die Anfrage von Casey gefreut."

"In Japan haben die HRC-Verantwortlichen über dieses Thema gesprochen. Casey ist für HRC sehr wichtig. Wenn Casey in der MotoGP an den Start geht, dann ist ein Podium das Minimalziel", stellt Nakamoto klar. "Ich habe keine Zweifel, dass Casey dazu in der Lage ist. Er ist sehr schnell. Doch Casey benötigt ein Motorrad, das perfekt abgestimmt ist. Uns fehlte die Zuversicht, das hinzubekommen."

Ein wichtiges Element ist Crewchief Cristian Gabbarini, der bei beiden WM-Titeln in Stoners Box tätig war. Doch nach dem Rückzug musste sich Gabbarini nach einem neuen Job umsehen. 2014 kümmerte er sich um das Open-Projekt von Honda. In dieser Saison arbeitet Gabbarini für LCR-Pilot Jack Miller. Diese Gegebenheit war für Nakamoto ein weiterer Beweggrund, Stoner nicht auf Pedrosas Honda zu setzen.

"Cristian, Caseys Crewchief, arbeitet jetzt für Jack Miller. Wir können ihn also nicht zurück ins Team holen. Ramon (Aurin, Dani Pedrosas Crewchief; Anm. d. Red.) ist ein guter Ingenieur, doch er hat noch nie mit Casey zusammengearbeitet", bemerkt Nakamoto. "Selbst Cristian hatte ab und zu Schwierigkeiten, das passende Setup für Casey zu finden."


Fotos: Honda, MotoGP in Austin


"Ich möchte nicht mit ansehen, wie Casey um fünfte oder sechste Plätze kämpft. Wir möchten, dass Casey wenigstens um das Podium kämpft. Diese Chance habe ich nicht erkannt", schildert Nakamoto. "Casey ist für mich wie ein Sohn. Deswegen war es eine schwierige Entscheidung. Ich kann verstehen, dass Casey enttäuscht ist, weil ich ihn sehr oft gefragt habe: 'Bitte komm zurück, möchtest du nicht einen Wildcard-Start machen?'"

"Hätten wir die Zeit gehabt, wenigstens einen Test vorher zu absolvieren, dann hätte ich zugestimmt. Doch uns fehlte die Zeit für einen richtigen Test", bedauert der HRC-Vizepräsident, der Stoner nicht im Mittelfeld sehen möchte. "Viele Fans, dazu zähle ich mich auch, möchten Casey wieder kämpfen sehen. Doch Casey muss um ein Podium kämpfen können."

In Sepang saß Stoner zum bisher letzten Mal auf der RC213V. Beim Test konzentrierte sich der Australier auf das Testen neuer Teile. Am Setup wurde nicht getüftelt. "Caseys Rundenzeiten waren verhältnismäßig gut. Er war etwa eineinhalb Sekunden langsamer als bei seinem Rundenrekord. Das waren gute Rundenzeiten, weil die Strecke schmutzig war und er keine Ingenieure vor Ort hatte. Es waren lediglich einige HRC-Ingenieure vor Ort, um Daten zu sammeln", erklärt Nakamoto.