• 25.09.2014 14:45

Hayden: "Der Rennsport ist mein Leben, nicht mein Job"

Nicky Hayden kehrt nach langer Verletzungspause in Aragon in die MotoGP zurück - Im Interview spricht der Ex-Weltmeister über seine Operation

(Motorsport-Total.com) - Ex-Weltmeister Nicky Hayden kehrt nach langer Verletzungspause beim Grand Prix in Aragon zurück in die MotoGP. Der US-Amerikaner musste vier Rennen pausieren, da er sich einer Handgelenksoperation unterziehen musste. Hayden wurde im Aspar-Team von Leon Camier vertreten. Es gab auch Zweifel, ob die Verletzung das Karriereende bedeuten könnte. Hayden kämpfte sich aber durch die Rehabilitationsphase und ist motiviert wie eh und je. Im Interview spricht der 33-Jährige über die schwierige Phase nach der Operation. Für sein Comeback in Aragon hat er sich keine konkreten Ziele vorgenommen.

Titel-Bild zur News: Nicky Hayden

Nicky Hayden kehrt nach vier Rennen Pause zurück in die MotoGP Zoom

Frage: "Nicky, wie ist die Handoperation genau verlaufen?"
Nicky Hayden: "In unserem Handgelenk haben wir zwei Reihen von kleinen Knochen. Sie haben die obere Reihe entfernt, denn sie war beschädigt. Es hört sich verrückt an, aber wenn man sich die Röntgen-Bilder ansieht, macht es Sinn."

Frage: "Was war das Hauptproblem? Schmerzen, wenig Gefühl oder keine Kraft?"
Hayden: "Es waren mehrere Dinge. In den beiden Rennen vor der Operation wusste ich, dass etwas nicht in Ordnung war. Ich konnte nicht richtig fahren. Ich hatte ständig Schmerzen, aber man gewöhnt sich daran. Dann bekam ich Probleme mit dem Gelenk, weil die Knochen verschoben waren und nicht mehr richtig zusammenarbeiteten. Bei bestimmten Bewegungen konnte ich fühlen, dass etwas in meinem Handgelenk nicht richtig funktionierte. Die Mobilität und die Kraft ließ nach. Es waren mehrere Faktoren, die zur Operation führten."

Frage: "Wessen Meinung hat dich überzeugt, die Operation durchzuführen?"
Hayden: "Mein Plan war immer einfach: Mein Handgelenk musste repariert werden, damit ich so schnell wie möglich zurückkehren kann. Bezüglich der Operation habe ich mehrere Ärzte konsultiert und unterschiedliche Meinungen eingeholt. Sie haben offensichtlich nicht alle übereingestimmt, aber ich wollte so viele Informationen wie möglich einholen. Ich habe auch mit anderen Fahrern gesprochen, die ähnliche Verletzungen hatten."

Frage: "Wie lange nach der Operation konntest du gar nichts machen?"
Hayden: "Die ersten zehn Tage waren absolute Ruhe verordnet. Ich blieb in San Diego und meine Hand war komplett ruhig gestellt. Dann bekam ich eine abnehmbare Schiene, damit ich Duschen und die Wunde säubern konnte."

Frage: "Wann hast du dann mit der Rehabilitation begonnen?"
Hayden: "Nach zwei Wochen konnte ich langsam die Finger bewegen, dann begann die Rehabilitation. Nach einigen Tagen begann ich mit leichtem Training, das immer intensiver wurde. Gleichzeitig hatte ich verschiedene Therapien wie Lasertherapie, Magnetresonanz, Ultraschall, thrombozytenreiche Plasma-Spritzen. Zu Beginn war es hart, denn ich hatte innerhalb von etwas mehr als einem Monat zwei Operationen. Zunächst gab es eine Operation im Juni und dann einen ernsteren Eingriff im Juli. Ich musste mit dieser Verletzung drei Monate lang umgehen und man verliert unausweichlich Muskelmasse. Auch die Knochen in meinem Arm und meiner Hand waren steif."

Frage: "Ab welchem Zeitpunkt konntest du wieder voll trainieren?"
Hayden: "Es gab keinen bestimmten Zeitpunkt, es wurde kontinuierlich aufgebaut. Zunächst fuhr ich auf dem Hometrainer, um das Fitnesslevel zu halten. Dann arbeitete ich im Pool, später kehrte ich in den normalen Fitnesssaal zurück und trainierte meine Kondition und machte bestimmte Übungen für den Oberkörper und die Beine. Ich kombinierte das Rehabilitationsprogramm mit dem Rest. Man könnte sagen, dass es mit der Ruhe nach der Operation begonnen hat, anschließend die Rehabilitation und später das normale Training kombiniert mit der Rehabilitation."

Frage: "Was haben die Ärzte gesagt?"
Hayden: "Ich muss sagen, dass mich die Ärzte dazu gedrängt haben, meine Hand so früh wie möglich nach der Operation wieder zu bewegen. Es war aber heikel, denn ich brauchte die Genesungszeit. Der Chirurg ist mit dem Ergebnis und dem Prozess seither sehr zufrieden."

Nur kurzes Training auf dem Dirttrack

Frage: "Bist du auch mit dem Motorrad gefahren? Wie fühlst du dich?"
Hayden: "In der vergangenen Woche bin ich eine 125er auf dem Dirttrack gefahren. Das Gefühl war zunächst nicht toll, denn es braucht natürlich Zeit. Ich konnte fahren, ohne an meine Hand zu denken. Das machte mich glücklich, denn ich hatte viele Sorgen und musste lange mit dieser Verletzung umgehen können. Es gab auch Momente, wo ich meine Zweifel hatte."

Frage: "Wie war es für dich als Kämpfer, als du dir die Rennen daheim ansehen musstest?"
Hayden: "Ich habe das Rennen in Indianapolis besucht und den Rest im Fernsehen gesehen. Es war hart, aber ich habe meine komplette Energie auf die Genesung gelegt. Ich habe hart gearbeitet, damit meine Erholung so schnell und gut wie möglich läuft. Jetzt kehre ich zurück und bin sehr glücklich darüber. Der Rennsport ist mein Leben, meine Leidenschaft und nicht nur mein Job. Ich bin sehr glücklich, dass ich diese Verletzung abhaken kann und jetzt wieder an mein Team und mein Motorrad denken kann. Es war nicht einfach, aber jetzt bin ich wieder für die Rennen bereit."

Nicky Hayden

In Aragon steigt Nicky Hayden wieder auf seine Open-Honda Zoom

Frage: "Was erwartest du von deinem Comeback in Aragon?"
Hayden: "Nach so einer langen Pause wird es schwierig werden, das Tempo zurückzufinden, aber ich bin für die Herausforderungen bereit. Leider kann ich daheim nicht mit meinem MotoGP-Bike trainieren. Die Bremsen, die Reifen... man kann die Anforderungen eines MotoGP-Motorrades nicht reproduzieren. Deshalb freue ich mich darauf, wieder in den Sattel meiner Honda zu steigen. Ich setze mir aber keine Ziele. Ich werde in Aragon hart arbeiten, dann sehen wir weiter. Es war eine schwierige Zeit, aber dank der Unterstützung meiner Familie, dem Team und den Fans blieb ich optimistisch und pushe weiter."