Ezpeleta will CRT-Bikes stärken

Dorna-Boss Camelo Ezpeleta will in der MotoGP für spannende Rennen bei leistbaren Konditionen sorgen - Für die CRT-Motorräder ist eine Einheitselektronik angedacht

(Motorsport-Total.com) - Im Hintergrund wird während der Rennwochenenden weiterhin über das künftige Reglement in der Königsklasse diskutiert. In Assen gab es ein Meeting der Grand-Prix-Kommission. Dabei wurden keine wesentlichen Dinge besprochen. Wie erwartet wurde die Rookie-Regel gekippt und die Ein-Motorrad-Regel ist vom Tisch. Diskutiert wird weiterhin, wie man die Kosten senken kann. Dorna-Boss Carmelo Ezpeleta will nicht nur ein leistbares Produkt schnüren, sondern auch für Unterhaltung sorgen. Speziell die Claiming-Rule-Motorrader sollen konkurrenzfähiger werden.

Titel-Bild zur News: Sergio Hernandez, Yonny Hernandez, Mattia Pasini, James Ellison

Die Claiming-Rule-Fahrer mühen sich am Ende des Feldes ab

Ab der kommenden Saison soll es für die CRT-Bikes eine Einheitselektronik geben, die aller Voraussicht nach von Magneti Marelli stammen wird. Die Elektronik ist in der MotoGP eine eigene Wissenschaft geworden. Die ECU selbst ist nicht so teuer, aber die Ingenieure, die die komplexe Materie verstehen, zählen zu den Topverdienern im Fahrerlager. "Ich werde meine Philosophie fortsetzen. Wir wollen die Kosten reduzieren. Die Unterschiede zwischen den Motorrädern müssen etwas ausbalancierter werden", wird Ezpeleta von 'MotoMatters.com' zitiert.

"Ich sage nicht, dass CRT die einzige Lösung ist. Ab dem nächsten Jahr werden wir die CRT-Motorräder verbessern. Wir sprechen derzeit mit Magneti Mareilli über unsere eigene ECU. Diese wollen wir den CRT-Teams ab der kommenden Saison geben. Ich glaube, dass wir die Möglichkeiten dieser Motorräder verbessern." Die Claiming-Rule-Motorräder haben derzeit keine Chance. Die langsamsten Maschinen sind je nach Strecke sogar langsamer als die schnellsten Moto2-Fahrer.


Fotos: MotoGP auf dem Sachsenring


Derzeit gibt es pro Hersteller vier Motorräder und das Feld wird mit den neuen Bikes aufgefüllt. "Ich sehe da keinen Sinn darin", sagt Ducati-Werksfahrer Nicky Hayden. "Wenn ein Team Sponsoren und einen guten Fahrer hat - wer will nicht mehr Werksmotorräder in der Startaufstellung sehen? Sie pushen in Richtung CRT, aber es wird kaum ein guter Fahrer auf ein CRT-Motorrad steigen."

"Ich glaube auch nicht, dass es viele junge Nachwuchsfahrer gibt, die nur darauf warten, auf ein CRT-Bike zu steigen. Wenn dieser Fahrer mit seinem Moto2-Team ein Satelliten-Motorrad bekommen könnte, dann wäre es gut, mehr konkurrenzfähige Motorräder in der Startaufstellung zu haben." Könnte sich Hayden vorstellen so wie sein Landsmann Colin Edwards ein CRT-Motorrad zu fahren?

Hayden möchte kein CRT-Motorrad fahren

"Man soll niemals nie sagen, aber im Moment möchte ich nicht auf ein CRT-Bike steigen. Ich fahre nicht des Geldes wegen. Wenn es etwas Faszinierendes geben würde, dann vielleicht. Die CRT-Fahrer sehen an den Boxen nicht wie Rookies aus, sondern einfach nur miserabel. Ich sehe für mich keine Möglichkeit", meint der US-Amerikaner entschieden.

Nicky Hayden

Ex-Weltmeister Nicky Hayden möchte derzeit nicht auf ein CRT-Motorrad steigen Zoom

Dagegen findet Sport1-Moderator Edgar Mielke die neuen Motorräder als Schritt in die richtige Richtung. "Die Claiming-Rule haben alle belächelt. Doch wir haben in Assen gesehen, wie nahe de Puniet und Espargaro an Valentino Rossi dran waren. Das ist die Zukunft. Kostenersparnis muss sein. Ich finde, da muss man den Verantwortlichen mal die Chance geben, so weiterzuarbeiten, wie sie es gerade machen."

"Vor der Saison hieß es von vielen Experten, dass die CRT-Bikes vier, fünf oder sechs Sekunden hinterherfahren werden. In Assen waren es unter zwei Sekunden. So schlecht kann das nicht sein. Zudem sind die Motorräder noch jung. Wenn man die noch weiterentwickelt, dann werden diese Maschinen sicher noch ein bisschen schneller." Mielke bringt einen Vergleich: "Über die Moto2 haben am Anfang auch alle gelacht und gemeckert. Und nun ist das die geilste Rennserie, die man sich vorstellen kann."

"Über die Moto3 haben am Anfang auch alle geschimpft, warum man denn nun Viertakter bringt. Da redet jetzt keiner mehr drüber. Ich finde, dass in den vergangenen drei vier Jahren viel richtig gemacht wurde", lobt der Deutsche die Entscheidungsträger. Honda baut an einem Production-Racer und auch die anderen Hersteller könnten folgen. Ezpeleta will die Claiming-Rule stärken. Ist das Ende der reinrassigen Prototypen nahe? "Ich bin sicher, dass es immer Prototypen-Bikes geben wird. Wie viele es sein werden, muss man abwarten", meint Mielke.

Einheitselektronik noch nicht vom Tisch

"Es ist richtig und unstrittig: Man hat viel zu lange gewartet, bis man mit den Kostenreduzierungsplänen angefangen hat." Ein Diskussionspunkt mit den Herstellern ist derzeit die Einführung einer Standard-ECU. "Wir denken auch über die Möglichkeit nach, ab 2014 ein Drehzahllimit und eine Standardelektronik für alle einzuführen", so Ezpeleta.

"Ich weiß nicht, ob das schon 2014 oder 2015 der Fall sein wird, aber wir werden an dieser Idee festhalten. Wir diskutieren das noch mit den Herstellern. Wir sprechen schon seit Februar und haben gesagt, dass bis Saisonende alles feststehen muss. Es gibt noch Zeit, aber die Diskussionen halten an." Die Hersteller wehren sich derzeit, denn bei der Elektronik können die größten Entwicklungssprünge gemacht werden. Außerdem fließt viel von der Entwicklung auch in künftige Serienmotorräder.

Michele Pirro

Die FTR-Honda kostet nur einen Bruchteil im Vergleich zu einer Honda RC213V Zoom

"Es ändert sich. An manchen Tagen sind sie dafür, an anderen wieder nicht. Dann sagen sie, dass für sie die technische Entwicklung das Wichtigste ist", so Ezpeleta gegenüber 'MotoMatters.com'. "Für uns ist das Entertainment das Wichtigste. Wir reden also mehr oder weniger über das Marketing." Die Moto2 und die Moto3 bieten ohne Zweifel spannende Rennen und oft mehr Unterhaltung als die Königsklasse. Kann CRT in Zukunft die richtige Formel für spannende Rennen sein?

"Es ist wichtig, dass man versteht, das CRT nur ein Name ist. Mit diesem Namen wollten wir das Startfeld füllen. Man sieht, dass die Motorräder nicht so weit weg sind. Der Schlechteste ist rund 3,6 Sekunden hinter der Spitze, wobei der finanzielle Unterschied gewaltig ist. Es ist keine schlechte Lösung", findet Ezpeleta. "Wenn ich ihnen bei der ECU helfe und wir den Rückstand um eine Sekunde reduzieren können, dann haben wir genau den gleichen Abstand wie vor drei Jahren. Damals haben wir aber dreimal soviel Geld ausgegeben."

"Die Zahlen kann man nicht diskutieren. Wir müssen darüber sprechen, ob es den Technologievorstellungen der Hersteller entspricht. Es gibt nun von einigen Herstellern einen Vorschlag, dass man ab 2014 Motorräder um eine Million Euro pro Saison inklusive Ersatzteilen kaufen kann. Man muss sehen, ob das funktioniert. Das Wichtigste ist, dass wir enge Rennen wie in der Moto2 und der Moto3 bei vernünftigen Kosten haben."