"Ein Manöver kann viel entscheiden": Di Giannantonio über kritische Startphase
In Argentinien steckte Fabio Di Giannantonio im Verkehr fest und sah das Podium entgleiten - Zuletzt in Austin machte er es besser und jubelte über Platz drei
(Motorsport-Total.com) - Fabio Di Giannantonio hat im VR46-Team die gleiche Ducati-Spezifikation wie Marc Marquez und Francesco Bagnaia zur Verfügung. Aber erst beim dritten Grand Prix des Jahres in den USA gelang dem Italiener als Dritter der Sprung auf das Podium.

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In Austin raste "Diggia" zum ersten Mal mit VR46 aufs Podium Zoom
Seinem VR46-Teamkollegen Franco Morbidelli gelang das schon zwei Wochen zuvor in Argentinien. Morbidelli hatte sich in Termas de Rio Hondo mit aggressiven Überholmanövern in den ersten Runden auf Platz drei gearbeitet.
Das war der Grundstein für seinen Podestplatz, denn gleichzeitig hing Di Giannantonio 15 Runden hinter Brad Binder fest. Da die KTM-Fahrer sehr spät bremsen, musste die #49 auf einen Fehler des Südafrikaners warten.
Als ein Überholmanöver klappte, war das Podium nicht mehr in Reichweite. Deswegen ist Di Giannantonio der Ansicht, dass Überholmanöver in der ersten Runde entscheidend für das Rennergebnis sind.
"Es ist so: Wir wissen, dass mit diesen Reifen und dem aktuellen Reglement zu den Reifendrücken das Rennen nahezu gelaufen ist, sobald man hinter einem Fahrer mit starkem Bremsverhalten festhängt", so Di Giannantonio. "Man muss dann auf einen Fehler hoffen."
"In meinem Fall hat Binder einen kleinen Fehler gemacht, und ich habe sofort zugeschlagen. Ich konnte die Position gewinnen, aber ohne diesen Fehler wäre ich definitiv hinter ihm geblieben, zu 100 Prozent."
"So ist es nun einmal in der MotoGP. Deshalb ist das Qualifying so wichtig, ebenso die ersten Rennrunden. Darum gehen wir in den ersten Kurven mehr Risiko ein. Es ist, wie es ist. Wir müssen damit umgehen."
In Austin positioniert sich "Diggia" besser
In Austin gelang das Di Giannantonio besser. In der ersten Runde konnte er sich von Startplatz zwei die vierte Position sichern. Nach dem Sturz von Marc Marquez erbte er Rang drei und fuhr souverän seinen ersten Podestplatz in der Saison 2025 ins Ziel.
"Ja, ich bin einfach so glücklich", freut sich der 26-Jährige über sein erstes Podium seit Herbst 2023. Die Freude ist deshalb so groß, weil er sich Anfang Februar beim ersten Tag des Wintertests in Malaysia das linke Schlüsselbein gebrochen hat - bei einem Freuden-Wheelie.

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Die Freude und der Jubel über den Podestplatz war riesengroß Zoom
"Dieser Winter war viel zu lang für uns - zu viele Verletzungen, zu viele Stunden bei der Physiotherapie", blickt Di Giannantonio zurück. "Und jetzt wieder dort zu sein, wo wir von Anfang an hätten sein sollen, ist ein großartiges Gefühl."
"Ich kann meinem Team gar nicht genug danken, denn sie standen immer hinter mir, haben immer an mich geglaubt. Das ist nichts, was man als selbstverständlich ansehen darf - es ist etwas, das man wertschätzen muss."
Schwacher linker Arm weiterhin eine Herausforderung
Körperlich ist der VR46-Fahrer noch nicht komplett fit. Bei der Siegerehrung in Austin konnte "Diggia" kaum den linken Arm heben. Denn der Circuit of The Americas gilt aufgrund seiner neun Rechts- und elf Linkskurven als körperlich anstrengend.
"Sagen wir, nach der siebten Runde habe ich auf die Boxentafel geschaut, um die Rundenzeiten und die verbleibenden Runden zu sehen - da standen noch elf. Da dachte ich: 'Oh Mann, das wird ein Problem', denn mein linker Arm war bereits komplett erschöpft."

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Körperlich ist Fabio Di Giannantonio noch nicht komplett fit Zoom
Di Giannantonio konnte die Schwäche körperlich kompensieren und phasenweise auch Vordermann Alex Marquez (Gresini-Ducati) näherkommen. Schließlich entschied er sich jedoch, nichts zu riskieren und Platz drei ins Ziel zu bringen.
Premierensieg in Katar 2023: Was ist diesmal möglich?
Das nächste Rennen findet auf dem Lusail International Circuit in Katar statt. Dort hat Di Giannantonio im Herbst 2023 seinen ersten und bisher einzigen Grand Prix in der Königsklasse gewonnen. Es ist eine Strecke, die ihm liegt.
"Ich denke, wir können dort sehr schnell sein, denn wir arbeiten derzeit an einem sehr guten Gesamtpaket, was das Set-up des Motorrads betrifft. Wichtig ist, das gesamte Wochenende über konzentriert zu bleiben, um die Rennen bestmöglich vorzubereiten und auf dem Podium zu stehen."
Seine Ziele sind also klar definiert. Nach Katar reist Di Giannantonio als WM-Fünfter. Teamkollege Morbidelli hat elf Punkte mehr auf dem Konto und ist Vierter. Es stellt sich die Frage, was perspektivisch in diesem Jahr noch möglich ist.

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Für den weiteren Saisonverlauf nimmt sich der VR46-Fahrer noch viel vor Zoom
"Es ist klar, dass wir das Potenzial des Pakets haben, um ganz vorne mitzukämpfen", ist Di Giannantonio überzeugt. "Wir sind allerdings etwas verspätet in diese Saison gestartet, sagen wir es so, bedingt durch die Verletzungen."
"Aber wir erholen uns gut und finden auch wieder zu unserer Form zurück. Und wir wissen: Wenn man um die Meisterschaft kämpfen will, reicht ein Podium nicht - man muss gewinnen, man muss viele Podestplätze und viele Siege einfahren."
"Die Saison ist lang, wir stehen noch am Anfang. Zunächst einmal müssen wir uns darauf konzentrieren, den aktuellen Schwung mitzunehmen und diese Leistungen zu bestätigen. Danach können wir beginnen, an die Meisterschaft zu denken."
"Ich glaube, es ist noch zu früh dafür - es stehen noch viele Rennen und viele Sprints bevor. Wir müssen uns auf den Moment konzentrieren, Spaß haben und diesen Flow wiederfinden, der mir das Selbstvertrauen gibt, schnell zu fahren - oder sogar schneller als die anderen."


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