• 26.08.2017 21:19

  • von Maria Reyer & David Emmett

Ducati in Lauerstellung: Lorenzo glaubt nicht an den Sieg

Jorge Lorenzo absolviert in Silverstone ein solides Qualifying und belegt Rang fünf, Andrea Dovizioso folgt ihm auf Platz sechs - Anstrengung in Silverstone größer?

(Motorsport-Total.com) - Die Ducati-Piloten haben am Samstag in Silverstone nicht unmittelbar in die Pole-Entscheidung eingegriffen. Dennoch liegen sowohl Jorge Lorenzo, als auch Andrea Dovizioso in Lauerstellung auf den Plätzen fünf und sechs in der zweiten Startreihe. Die Piloten sind nicht vollkommen zufrieden. Außerdem erlitt der Mallorquiner im vierten Training ein elektronisches Problem, das ihn einen Hürdenlauf zurück zur Garage absolvieren ließ.

Titel-Bild zur News: Jorge Lorenzo

Jorge Lorenzo sieht vier Piloten im Favoritenkreis um den Sieg am Sonntag Zoom

"Wir hatten ein Elektronikproblem", erklärt Lorenzo später in seiner Medienrunde. "Das Team weiß Bescheid. Das müssen wir definitiv beheben, da es gefährlich werden könnte, wenn das Bike das nächste Mal auf der Geraden stehenbleibt. Daran werden wir arbeiten." Als er auf das zweite Bike hüpfte, war er verärgert. Der Grund: "Als ich auf das andere Bike gesprungen bin, habe ich einen Medium-Hinterreifen erwartet. Das Team hat sich aber für einen Soft entschieden, obwohl wir schon gesehen haben, dass der stark einbricht. Dadurch war ich etwas verärgert. Ich wusste nicht, warum sie den weichen aufgezogen haben", erklärt er. Am Ende fuhr er dennoch Bestzeit.

Der 30-Jährige konnte das Qualifying dennoch ohne Probleme absolvieren, am Ende fehlten 0,458 Sekunden auf die Pole-Zeit von Marc Marquez. Lorenzo war somit auch der beste Ducati-Pilot. "Mit meiner ersten Runde war ich nicht zufrieden, im zweiten Versuch bin ich dann aber eine Zeit gefahren, mit der ich es in die erste Reihe schaffen könnte, dachte ich zumindest", schildert Lorenzo. Am Ende wurde er jedoch noch etwas durchgereicht. Er ist zufrieden, denn die Strecke liegt Ducati nicht unbedingt.

Teamkollege Dovizioso war weniger zufrieden mit seinem Qualifying. Er betont, dass er seine Desmosedici im Warm-up am Sonntag noch weiter verbessern möchte. Auf den Garagennachbar fehlte ihm eine Zehntelsekunde. Am Abend erklärt der Italiener und Spielberg-Sieger, was am Bike verändert wurde: "Wir haben am Vormittag eine andere Geometrie ausprobiert, die aber nicht so gut funktioniert hat. Wir haben auch an der Aufhängung gearbeitet. Aber es ist immer sehr schwierig, eine gute Balance zu haben."

Dennoch lautet sein Fazit: "Wir sind recht konkurrenzfähig. Unser Bike ist sehr gut beim Beschleunigungen und Bremsen, allerdings haben wir nach wie vor Probleme beim Turning. Da verlieren wir in manchen Bereichen zu viel." Er spricht auch die Reifenwahl an, die sich besonders schwierig gestaltet. "Alle drei Mischungen arbeiten gut. Gestern haben wir Zeit verloren, da der harte Reifen nicht funktioniert hat." Das lag jedoch an jenem spezifischen Reifensatz. "Wir sind aber auf allen Mischungen schnell", freut er sich.


Fotos: MotoGP in Silverstone


Dovizioso spricht außerdem die Anstrengungen beim Fahren auf dem Kurs an. "Die erste Schikane fährst du mit Highspeed, das Bike wird dadurch sehr schwer. Das ist ein schwieriger Teil der Strecke. Auch die Bodenwellen sind schwierig. Am Kurveneingang musst du immer abwarten, du kannst nicht so sanft und flüssig fahren. Das ist noch schwieriger für die Fitness und verbraucht viel Energie. Über die Bodenwellen kannst du zugleich kaum sanft und trotzdem am Limit fahren", beklagt der 31-Jährige. Außerdem würde sich das Heck beim Beschleunigen stark bewegen. Er stellt sich auf eine Fitnessprobe am Sonntag ein.

Lorenzo: "Ich könnte immer noch besser sein"

Lorenzo ist nach anfänglichen Schwierigkeiten zufrieden mit dem Verhalten seines Bikes. Er betont noch einmal den großen Fortschritt, den er in der ersten Saisonhälfte vollziehen konnte. "Es gab zwei Hauptprobleme: Das eine war der fehlende Kontakt auf der Front, außerdem meine Unerfahrenheit auf dem Bike. Ich musste erst verstehen, wie ich mit meinem Fahrstil das Maximum aus dem Bike holen konnte. Immer noch gelingt mir das nicht zur Gänze, ich könnte immer noch besser sein", scheut er nicht vor Selbstkritik zurück.

Jorge Lorenzo

Neue Aero-Verkleidung hilft Lorenzo: In Silverstone denkt er aber nicht an den Sieg Zoom

Die neue Aero-Verkleidung hilft ihm, das Problem mit dem losen Kontakt auf der Front zu beheben. "Natürlich verliert man damit mehr Speed als noch mit den Winglets. Das ist das Hauptproblem. Wir können das aber kompensieren, weil wir grundsätzlich mehr Geschwindigkeit haben als die anderen Hersteller. Daher sind wir damit nun gleichauf." In der Topspeed-Wertung hat Ducati dennoch die Nase vorn: Dovizioso wurde mit 327,8 km/h geblitzt - Lorenzo "nur" mit 319,6 km/h.

Ist der erste Ducati-Sieg am Sonntag möglich? Dreimal durfte er in Silverstone bereits jubeln. "Das wird schwierig." Er grenzt den Favoritenkreis ein: "Es scheint, dass Marquez, Vinales, Rossi und Crutchlow etwas mehr geben können. Ich denke, es wird sich zwischen diesen vier Piloten entscheiden. Dovi ist außerdem immer sehr konstant und kann die Reifen gut managen. Hoffentlich kann er mithalten - und ich auch."