• 23.11.2007 10:17

  • von David Pergler

Der Kampf der Champions von Morgen

Nicht nur bei den Favoriten, sondern auch bei den Rookies wird 2008 die Post abgehen - James Toseland gegen Jorge Lorenzo steht dabei im Mittelpunkt

(Motorsport-Total.com) - 2008 steht möglicherweise nicht nur eine Fortsetzung des Duells Casey Stoner gegen Valentino Rossi ins Haus, sondern auch ein anderer, ebenso interessanter Kampf. Jorge Lorenzo gegen James Toseland - beides Rookies, beide amtierende Weltmeister, die gleichen Maschinen, die gleichen Reifen - nur die Werdegänge sind unterschiedlich. Da ist also Spannung garantiert.

Titel-Bild zur News: Jorge Lorenzo

Jorge Lorenzo und James Toseland - zwei Fahrer, auf die sich ein Blick lohnt

Während Lorenzo den klassischen Weg einschlug und sich durch die niedrigeren Hubraumklassen von 125 ccm bis MotoGP hocharbeitete, ist Toseland ein Quereinsteiger. Der Brite kämpfte in diversen Supersport- und Superbike-Klassen und holte in der Superbike-WM zwei Titel. Das ging auch an Herve Poncharal, seines Zeichens Teamboss von Tech-3-Yamaha, nicht vorbei - Poncharal nahm den 27-jährigen Champion für 2008 unter Vertrag.#w1#

Ein erstes Duell war bereits bei den Tests in Sepang zu beobachten, wo sich beide Neulinge erstmals auf der Strecke begegneten. Für den Tech-3-Teamchef ein erfreulicher Anblick: "Ich habe James zusammen mit Lorenzo gesehen und das hat mir außerordentliches Vergnügen bereitet. Lorenzo ist der amtierende Weltmeister in der Viertelliterklasse, James der Weltmeister der Superbikes. Doch Lorenzo hat bereits einen Zweitagestest in Valencia gewonnen."

Spannendes Duell zwischen Toseland und Lorenzo

"Sie lagen von ihrer Performance her sehr nahe beieinander und man kann sie miteinander gut vergleichen", erklärte Poncharal gegenüber 'Crash.net'. Ein Vergleich bietet sich insofern auch hervorragend an, als beide Fahrer auf der gleichen Maschine und den gleichen Reifen starten, denn Tech 3 hat sich bekanntlich von Dunlop getrennt und ist zu den Franzosen von Michelin ins Boot eingestiegen.

Das Duell, wie sich der amtierende Superbike-Champion gegen den Aufsteiger Nummer eins schlägt, wird von höchstem Interesse sein, das weiß auch der Teamchef: "Ich würde lügen, wenn ich sagen würde, dass niemand diese beiden beobachten wird, um festzustellen, ob James oder Lorenzo der beste Michelin-Yamaha-Rookie wird."

Doch Poncharals Favorit steht - verständlicherweise - natürlich fest: "Persönlich denke ich, eine gute Wahl getroffen zu haben und ich vertraue James, dass er Lorenzo herausfordern wird. Obwohl jedermann im Moment denkt, dass Lorenzo der aktuell hellste Stern der Zukunft ist, bin ich mir sicher, dass sich James mit ihm absolut auf Augenhöhe und hoffentlich vor ihm bewegen wird."

Lorenzo hat Toseland von den Zeiten her bei diesem ersten Vergleich geschlagen, doch das lag unter anderem daran, dass der Spanier spät noch auf Qualifikationsreifen hinausfuhr. Das beeindruckt Roger Burnett, dem Manager von Toseland überhaupt nicht, wie er bestätigte: "Die letzten Rundenzeiten sind bloße Schnörkelei. Damit haben wir schon Erfahrung. Wir wissen, dass in Katar kommendes Jahr das erste Rennen sein wird und wir arbeiten auf ein gutes Resultat dort hin. Um die heutigen Rundenzeiten geht es dabei nicht."

Vergangene Saison kassierte Sylvain Guintoli den Titel des Rookie of the Year ein, doch war das ein Kinderspiel für ihn - er war der einzige MotoGP-Neuling, der die volle Meisterschaft bestritt. Diesmal stehen gleich vier Debütanten an der Startlinie - einer viel versprechender als der andere. Das findet auch Poncharal.

Edwards, der große Lehrmeister

"Wir haben hier in der MotoGP die besten drei Jungs aus der 250er-Klasse und den besten Superbike-Fahrer. Diese vier Neulinge sind also wirklich spannende Jungs, sie sind alle jung und finden in den Medien eine hohe Beachtung. Drei davon kommen aus Südeuropa - Lorenzo, de Angelis und Dovizioso", erklärte Poncharal und rechnet sich bei seinem eigenen einen Trumpf aus: "Das Gute an James, nachdem er aus Nordeuropa kommt, ist, dass er einen kühleren Kopf hat. Er regt sich nicht zu sehr auf."

Toseland tat sich zu Beginn der Tests etwas schwer, der Brite könne aber immer auf die Hilfe seine Teamkollegen Colin Edwards bauen: "Das Team kennt Yamaha und die MotoGP-Klasse sehr gut. Wir haben schon mit vielen Fahrern zusammengearbeitet, insofern denke ich, dass James und wir uns gegenseitig helfen können. James hat Colin zusätzlich auf seiner Seite. Colin nimmt seine Rolle sehr ernst. Sowohl als Fahrer, als auch - ich möchte nicht direkt Lehrer sagen - als Helfer. Er gibt sein Bestes, um jedermann, inklusive James, zu helfen."

Das sei nichts Alltägliches: "Gewöhnlich hat besteht zwischen zwei Teamkollegen immer eine große Rivalität. Es ist zwar noch sehr früh, aber gegenwärtig denke ich, dass Colin James nicht als eine Bedrohung betrachtet, sondern ihm nur helfen will. Er versucht wirklich alles, was er kann, um ihm mit Rat und Tat zur Seite zu stehen und ihm zu helfen, so schnell wie möglich zu lernen." Edwards selbst fuhr wie Toseland auch bei den Superbikes, doch mittlerweile kann der Amerikaner auf eine fünfjährige MotoGP-Erfahrung zurückblicken.

"Colin war ebenfalls auf einer frühen Version des Motorrads für 2008 unterwegs. Er ist der einzige Michelin-Yamaha-Pilot mit einer Menge Erfahrung", so Poncharal. Dazu muss man wissen, dass Valentino Rossi aufgrund seiner beim Saisonfinale zugezogenen Knochenbrüche nicht bei den Sepang-Tests dabei war. Zudem startet der italienische Superstar auf Bridgestone-Reifen und kann insofern nicht dasselbe zur Entwicklung beitragen wie seine Kollegen auf Michelinreifen.

"Yamaha spannt ihn also ziemlich ein. Das ist gut für das Team, weil wir in der Tech-3-Box viele Jungs sitzen haben, welche normalerweise eher im Werksteam involviert sind. Es ist auch gut für James, so viele japanische Jungs aus dem Yamaha-Werk um sich herum zu sehen. Das bedeutet, dass sie Wert auf ihn legen und ihm vertrauen, dass er seine Sache gut macht", bekräftige Poncharal abschließend.